Freie Radikale sind gesund? Wissenschaftler stellt allgemein bekannte These auf den Kopf

Von Nicole Freialdenhoven
4. Oktober 2013

Freie Radikale gelten seit langem als ungesund für den Körper, weil sie Zellen schädigen und so oxidativen Stress auslösen, der wiederum zu Krebs führen kann. Daher wird bei einer gesunden Ernährung viel Wert auf Vitamine und Nährstoffe gelegt, die die freien Radikalen im Körper neutralisieren, den sogenannten Antioxidantien. Professor Michael Ristow von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich hat diese These nun jedoch auf den Kopf gestellt: Seiner Studie zufolge sind freie Radikale gesund und können das Leben verlängern.

Ristow, Professor für Energiestoffwechsel in Zürich, führte dazu ein Experiment mit Fadenwürmern durch, denen er eine zusätzliche Portion Vitamin B3 gab, das auch als Niacin bekannt ist. Niacin erzeugt ein Stoffwechselprodukt namens Nikotinamid, das vom Körper wiederum in freie Radikale umgewandelt wurde - und diese sorgten dafür, dass sich das Leben der Fadenwürmer um rund ein Zehntel verlängerte.

Er führte dies darauf zurück, dass die relativ geringe Menge an freien Radikalen eher positiv auf den Körper wirkte und verglich Niacin mit der Wirkung, die Ausdauersport habe. Wer also viel Vitamin B3 zu sich nimmt, gaukelt dem Körper vor, er würde Sport treiben und vergleichbare Prozesse im Stoffwechsel auslösen. Ob die Ergebnisse auch auf den Menschen zutreffen, ist jedoch noch nicht klar. Im nächsten Schritt wird die Wirkung von Niacin nun erst einmal an Mäusen getestet.