Optimisten haben eine höhere Lebenserwartung

Die Lebenseinstellung wirkt sich laut Studie auf die Lebenserwartung aus

Von Cornelia Scherpe
11. Oktober 2019

Es ist ein wenig wie eine selbsterfüllende Prophezeiung: Wer seinem eigenen Leben insgesamt positiv gegenüber eingestellt ist und bewusst die guten Seiten des Lebens sieht, hat die höhere Lebenserwartung. Pessimisten hingegen werden nicht so alt. Bei ihnen erfüllt sich die negative Grundeinstellung also wie von selbst.

Diese Erkenntnis stammt aus einer aktuellen Studie und wirft damit ein neues Bild auf die Lebenserwartungen der beiden Grundeinstellungen. Bislang gingen viele Forscher vom Gegenteil aus, denn da Pessimisten dazu neigen, vorsichtiger zu agieren, gehen sie weniger Gesundheitsrisiken im Alltag ein. Dafür sind sie anfälliger für Krankheiten wie Depressionen, hielten andere dagegen. Die aktuellen Forschungsdaten aus den USA setzen ein neues Gesamtbild zusammen.

Optimisten vs. Pessimisten

An der Boston University School of Medicine wurden die Daten von 1.429 Vete­ranen und rund 70.000 Krankenschwestern unter dem Gesichtspunkt der Lebenseinstellung und Lebenserwartung neu ausgewertet. Alle gaben über Fragebögen einen Einblick in ihre Einstellung, sodass Optimisten- und Pessimistengruppen gebildet werden konnten. Die Skala wurde bei den Frauen in vier und bei den Männern in fünf Bereiche aufgeteilt. Die Gesundheitsdaten aller lagen ebenfalls vor und ermöglichten Rückschlüsse auf die Lebenserwartung.

Sehr optimistische Frauen lebten demnach zu 15 Prozent länger als sehr pessimistische Frauen. Bei Männern lag die Differenz bei elf Prozent. Betrachteten die Forscher ein Alter von 85 Jahren als Lebensziel, erreichten Optimistinnen dieses zu 50 Prozent häufiger als Pessimistinnen. Bei Männern wurde der Unterschied aufgrund der insgesamt niedrigeren Lebenserwartung beim männlichen Geschlecht noch deutlicher: Optimisten hatten eine um 70 Prozent größere Chance als Pessimisten.

Was machen Optimisten anders?

Die Forscher wollten wissen, woher diese großen Unterschiede kamen und sahen genauer hin. Lag es an einer besseren Ernährung der Optimisten und Optimistinnen? Betrieben diese Gruppen vielleicht mehr Sport? Lagen Grunderkrankungen vor? Diese Faktoren wurden daraufhin aus dem Ergebnis herausgerechnet und dennoch blieben die Unterschiede messbar. Daraus schlussfolgern die Forscher, dass selbst bei ähnlicher Lebensführung Optimismus und Pessimismus einen Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Denkbar wäre, dass optimistisches Denken hilft, sich schneller von Stresssituationen zu erholen.