FBI lieferte jahrzehntelang falsche Haaranalysen - Unschuldige hingerichtet

2200 Gerichtsurteile aus früheren Jahrzehnten sollen aufgrund von Fehlern neu überprüft werden

Von Ingo Krüger
23. April 2015

Experten der US-Bundespolizei FBI haben jahrzehntelang falsche Haaranalysen abgeliefert. Die fehlerhaften Untersuchungen hatten zu Todesurteilen und Hunderten von Gefängnisstrafen geführt. Rund 270 Gerichtsurteile aus der Zeit zwischen 1985 und 2000 müssen nun neu überprüft werden.

Das teilte die "Washington Post" mit. In 32 Fällen wurden die Angeklagten zum Tode verurteilt. 14 von ihnen wurden hingerichtet oder starben im Gefängnis. Meist handelte es sich um Fälle von Mord oder Vergewaltigung.

Justizskandal zu Lasten der Angeklagten

DNA-Gentests bewiesen jetzt, dass sich die Haaranalysen in 95 Prozent der erneut überprüften Fälle als falsch herausstellten. Ein Forensiker hielt gar ein Hundehaar für ein menschliches Haar. Das FBI hat die Irrtümer erst jetzt zugegeben.

Sie seien nicht absichtlich erfolgt, teilte die Behörde mit. Die Todesstrafen-Gegner des "Innocence Project" - zu deutsch "Projekt Unschuld" - sprechen von einem Justizskandal, da die fehlerhaften Analysen fast immer zu Lasten der Angeklagten ausgefallen seien.

Einfluss auf die Todesstrafe

Das Justizministerium teilte jetzt mit, weitere 2200 Gerichtsurteile aus früheren Jahrzehnten zu überprüfen. Rund 20 Bundesstaaten wollen dies ebenfalls tun. DNA-Tests hatten zahlreiche Fehlurteile aufgedeckt. Daraufhin setzten in den vergangenen Jahren immer mehr US-Bundesstaaten die Vollstreckung von Todesurteilen aus oder schafften die Todesstrafe ganz ab.