Organisierte Kriminalität breitet sich in Deutschland aus - Mafia-Banden unterwandern Bau-Wirtschaft

Von Ingo Krüger
10. April 2014

Die Mafia betreibt nicht nur in Italien ihre kriminellen Geschäfte, sondern auch in Deutschland. Einem vertraulichen Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) zufolge halten sich derzeit wenigstens 460 mutmaßliche Mafiosi in Deutschland auf. Mehr als die Hälfte davon gehört zur kalabrischen 'Ndrangheta, 88 Männer zur Camorra aus Neapel, 77 zur sizilianischen Cosa Nostra und 14 zu den apulischen Clans.

Weitere Einnahmequellen

Sie verdienen ihr Geld längst nicht mehr nur mit Drogen-, Menschen-, Waffenhandel oder Schutzgelderpressung, sondern sind auch in andere Bereiche der Gesellschaft, wie etwa der Bauwirtschaft, vorgedrungen. Auch Daten-Spionage oder Internet-Betrug zählen heutzutage zu den Einnahmequellen von Cosa Nostra, Camorra und ’Ndrangheta.

Millionenverdienste durch Schwarzarbeit im Baugewerbe

Am Landgericht Köln begann Anfang Februar ein Prozess gegen vier mutmaßliche Mafiosi italienischer Herkunft, die, als Pizzeriabesitzer getarnt, von Köln aus jahrelang Millionengeschäfte mit Schwarzarbeit im Baugewerbe gemacht haben sollen. Dabei sollen sie nach Angaben der Polizei rund 30 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben.

In Deutschland könne die Mafia nahezu ungestört agieren, urteilt Roberto Scarpinato, Staatsanwalt in Palermo und einer der wichtigsten Mafiajäger Italiens. So könne jemand, der nachweislich Mitglied einer italienischen Mafiaorganisation ist, noch lange nicht verhaftet werden. Deutschland ist deshalb so interessant, weil hier - anders als in Italien - die Wirtschaft boomt.

Mafia ist immer noch präsent und als gefährlich einzustufen

Die Zahl der Auftragsmorde habe zwar abgenommen, wie ein Aussteiger berichtet, es gebe sie aber immer noch. Ein Grund zur Entwarnung sei daher nicht gegeben. Vor allem, so seine Empfehlung, dürfe die Mafia nicht als vorgestrig eingestuft werden.