Über die religiöse Einstellung der Jugend

Für viele erwachsene Menschen ist Religion sehr wichtig. Dies trifft in zahlreichen Fällen auch auf die religiöse Einstellung der Jugendlichen zu. Im Laufe der Zeit hat sich der Glaube jedoch deutlich gewandelt. Besonders der Unterschied zwischen Glaube und Kirche macht sich oftmals bemerkbar. Lesen Sie über die religiöse Einstellung der Jugend.

Von Jens Hirseland

Trotz zunehmendem Atheismus und diversen Skandalen der Kirche hat sich der christliche Glauben bis in die Gegenwart gehalten, wenngleich er sich im Laufe der Zeit stark wandelte. Grundvoraussetzung für die Entwicklung von modernem theologischem und politischem Denken war die Trennung zwischen Staat und Kirche. Grundsätzlich ist Religion aber bei vielen Menschen nach wie vor gefragt, auch bei Jugendlichen.

Kirche vs. Glauben

Viele Jugendliche glauben, dass Religion zum Leben dazugehört und Positives bewirken kann. Dabei wird jedoch deutlich zwischen der Institution Kirche und dem Glauben unterschieden.

Aufgrund zahlreicher Skandale und Missbrauchsfälle wenden sich immer mehr junge Menschen von der Kirche ab, was jedoch nicht bedeutet, dass sie sich für religiöse Themen nicht mehr interessieren. So halten sich einige trotz ihrer Abwendung von der Kirche für religiös und glauben an das Prinzip der Nächstenliebe sowie an die Existenz einer höheren Macht.

Gläubig, aber nicht religiös

Befragungen von katholischen und evangelischen Pädagogen haben ergeben, dass sich viele Jugendliche aber auch zwar als gläubig, nicht jedoch als religiös bezeichnen. Und auch diejenigen, die sich selbst in der Rolle der Atheisten sehen, glauben an eine höhere Macht.

Für sie stellt der Glaube etwas Persönliches und Individuelles dar. Viele von ihnen finden die Existenz der Kirche gut, möchten sich aber nicht damit identifizieren. Somit bleibt die Stärke des Glaubens; die Kirchenkritik steigt.

Allerdings ist zu betonen, dass nicht nur eine Entfernung der Jugendlichen von der Kirche stattfindet, sondern dass diese zu wenig Angebote für die Jugend höheren Alters bereithält. Diese kann sich häufig viel zu wenig einbringen.

Religion des Christentums: aufgeschlagene Bibel, Brot und Abendmahlskelch mit Wein
Religion des Christentums: aufgeschlagene Bibel, Brot und Abendmahlskelch mit Wein

Patchwork-Religion

Allerdings entspricht diese Form von Religion nicht der traditionellen christlichen Religion. So wird von Jugendlichen häufig eine Art "Patchwork-Religion" zusammengebastelt, in der sowohl christliche Elemente als auch Elemente von anderen Glaubensrichtungen vorkommen.

Mitunter spielt auch Esoterik dabei eine Rolle. Durch die Begegnung mit Jugendlichen, die anderen Religionen angehören, werden auch vermehrt Fragen nach den eigenen religiösen Wurzeln gestellt.

Nicht alle Jugendlichen haben sich jedoch von den Kirchen losgesagt. So sind vor allem für westdeutsche Jugendliche die regelmäßig stattfindenden Kirchentage sehr wichtig, da sie ihnen neue Formen der christlichen Spiritualität ermöglichen.

Allerdings sind auch zahlreiche Jugendliche der Ansicht, eine Verändung der Kirchen wäre angebracht, um auch zukünftig bestehen zu können. Entsprechend für die Jugend interessante religiöse Themen sind etwa die Weltentstehung, die Frage nach Gott in Bezug auf Leid sowie der Tod.

Es besteht der Wunsch nach mehr Offenheit für Ausdrucksformen und Glaubensweisen. Kritisiert wird, dass die Kirche nicht zeitgemäß agiert.

Theologen zufolge gibt es drei Gruppen von Jugendlichen:

  • evangelische und katholische Jugendliche, zwischen denen es keine großen Unterschiede mehr gibt
  • die Konfessionslosen mit gemischten Ansichten: hier gibt es eine Gruppe, die sich an religiösen nicht interessiert zeigt und sich nicht als gläubig bezeichnet
  • die jungen Muslime mit stärkerem Glauben und traditionellerer Einstellung

Zunehmender Individualismus

Trotz der gut besuchten Kirchentage vertieft sich die Kluft zwischen der Kirche und den jungen Menschen weiter, was einerseits an der Kirche und andererseits an den Jugendlichen selbst liegt. Ein Grund dafür ist der zunehmende Individualismus in der heutigen Ellenbogengesellschaft, in der jeder für sich selbst verantwortlich ist. Dies hat zur Folge, dass die jungen Menschen auch in der Religion auf Selbstbestimmung setzen, was jedoch mitunter zu Desorientierung führen kann.

Eine gewisse Rolle spielen zudem Gleichaltrige, die andere Jugendliche beeinflussen, indem sie Religion für uncool oder altmodisch halten. Aber auch die Kirche selbst ist dafür verantwortlich, dass viele junge Leute sich von ihr abwenden, da sie ihnen zu wenig gute Angebote macht und sich nur unzureichend um sie kümmert.