Jugendarbeit - Aufgaben, Ziele und Einrichtungen

Jugendarbeit ist ein wichtiger ergänzender Bildungsbereich für Kinder und Jugendliche. Sie dient dazu, junge Menschen zu sozialem Engagement und gesellschaftlicher Mitverantwortung anzuregen. Die Teilnahme ist freiwillig; dabei können unterschiedliche Bereiche behandelt werden. Meist handelt es sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit. Lesen Sie über die Aufgaben und Ziele der Jugendarbeit und informieren Sie sich über klassische Einrichtungen.

Von Jens Hirseland

Jugendarbeit - Funktion und Aufgaben

Die Jugendarbeit bzw. Kinder- und Jugendarbeit beschreibt einen Tätigkeitsbereich der Sozialen Arbeit. Möglich ist zudem der Bezug zu Angeboten für Jugendliche, die von Vereinen und Organisationen angeboten werden.

Entwicklung

Kinder- und Jugendarbeit gibt es in Europa bereits seit dem 19. Jahrhundert. Man versteht darunter einen sozialpädagogischen Tätigkeitsbereich, an dem sowohl junge Menschen als auch engagierte Erwachsene freiwillig teilnehmen.

Zunächst wurde die Kinder- und Jugendarbeit vorwiegend von den christlichen Kirchen ausgeführt. So boten verschiedene Ordensgemeinschaften Waisen sowie verarmten Kindern und Jugendlichen eine Zufluchtsstätte.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Italien die Jugendsozialarbeit ins Leben gerufen, die

  • Heime
  • Ausbildungsstätten und
  • andere Einrichtungen

für verwahrloste Jugendliche schuf. In Deutschland entstand die so genannte Kolping-Bewegung, die vor allem Lehrlinge betreute und ausbildete.

Nach dem 2. Weltkrieg erlebte die Jugendarbeit in Deutschland einen deutlichen Aufschwung. Ziel der verschiedenen Jugendeinrichtungen, wie zum Beispiel der autonomen Jugendhausvereine, war unter anderem auch die politische Aktivierung von jungen Menschen. Heute handelt es sich bei vielen Jugendhausvereinen um selbstorganisierte Treffs, in denen sich die Jugendlichen

  • untereinander austauschen
  • Musik hören oder
  • kulturelle Veranstaltungen durchführen.
Sechs Jugendliche liegen im Kreis auf Boden, halten sich an den Händen, nach oben gestreckt
Sechs Jugendliche liegen im Kreis auf Boden, halten sich an den Händen, nach oben gestreckt

Prinzipien und Ziele der Jugendarbeit

Grundsätzlich wendet sich die Jugendarbeit an Jugendliche unter 27 Jahren. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch vor allem bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren.

So genannte Problemgruppen gehören jedoch nicht dazu. Diese werden von der Jugendsozialarbeit betreut.

Ziel und Zweck von Jugendarbeit ist es, soziale und persönliche Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern. Dazu gehören auch die Förderung

Außerdem lernen sie in den Jugendeinrichtungen Konfliktfähigkeit, Kritikfähigkeit sowie die Fähigkeit, mit anderen zu kommunizieren und kooperieren. Darüber hinaus werden die jungen Menschen an gesellschaftliche Mitverantwortung und soziales Engagement herangeführt.

Jugendarbeit ist also überaus wichtig. So gilt sie mittlerweile in Deutschland als drittes Erziehungsstandbein nach Familie und Schule, wobei die gesellschaftspolitische Entwicklung dahin geht, dass sich die Jugendarbeit zunehmend mit Schule und Elternhaus vernetzt.

Wie sehr die Jugendarbeit zum gesellschaftlichen Engagement der Menschen beiträgt, belegen Studien. So haben rund 83 Prozent aller gesellschaftlich stark engagierten Personen diese Eigenschaft bereits in jungen Jahren erworben. Bei etwa 63 Prozent aller Studienteilnehmer war die frühe Mitgliedschaft in einer Jugendorganisation oder einem Verein maßgeblich für die weitere Bereitschaft zu gesellschaftlichem Engagement.

Wichtiger Bildungsbereich

Cooler Jugendlicher in Kapuzenpulli auf weißem Hintergrund
Cooler Jugendlicher in Kapuzenpulli auf weißem Hintergrund

Die Kinder- und Jugendarbeit lässt sich somit als wichtige Bildungssäule in der Freizeit des Nachwuchses beschreiben. Wichtig ist, dass die Teenager die Möglichkeit haben, sie mitzugestalten. Dabei gibt es unterschiedliche Schwerpunkte:

  • Außerschulische Jugendbildung, die u.a. den allgemeinen, sozialen, kulturellen, gesundheitlichen, technischen und politischen Bereich abdeckt
  • Jugendarbeit im Bereich Arbeit, Schule und Familie mit passenden Projekten
  • Jugendarbeit im Bereich Sport, Geselligkeit und Spiel, die von Sportverbänden und -vereinen organisiert wird
  • Kinder- und Jugenderholung, die jüngeren Menschen ermöglicht, auch ohne Geld Urlaub machen zu können
  • Jugendberatung, die bei allgemeinen Problemen, z.B. im Bereich der Schule oder Ausbildung auftreten können
  • Internationale Jugendarbeit, die den Kontakt zwischen jungen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen möglich machen

Struktur

Die Jugendarbeit zeichnet sich durch bestimmte Strukturmerkmale aus. Zu den entscheidenden Unterschieden zu anderen Bildungs- und Erziehungsbereichen zählt:

  • man orientiert sich am Alltag der Jugendlichen und knüpft an deren Bedürfnisse und Interessen an
  • man arbeitet überwiegend ehrenamtlich
  • es gibt vielfältige Methoden, Inhalte und Arbeitsformen
  • es gibt die Möglichkeit, mitzubestimmen und mitzugestalten
  • die Arbeit ist prozess- und ergebnisoffen
  • die Teilnahme ist freiwillig

Einen besonders hohen Stellenwert nehmen Jugendaktionen gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch ein...

Aktionen gegen Drogen und Alkohol

Durch die moderne Spaßgesellschaft ist der Konsum von Alkohol und Drogen auch unter jungen Menschen stark angestiegen. Vor allem das berüchtigte "Komasaufen" unter Jugendlichen hat traurige Berühmtheit erlangt. Um dem Konsum von Alkohol und Drogen entgegenzuwirken, wurden jedoch verschiedene Jugendaktionen gegen den Missbrauch von Suchtmitteln ins Leben gerufen.

Jugendlicher in rotem Kapuzenpullover sitzt mit Bierflasche neben Tabletten, ein Erwachsener reicht
Jugendlicher in rotem Kapuzenpullover sitzt mit Bierflasche neben Tabletten, ein Erwachsener reicht ihm die Hände

Daten und Fakten

Besonders verbreitet unter Jugendlichen sind Drogen wie

Am häufigsten wird jedoch Alkohol konsumiert. Alkohol zählt zu den gesellschaftlich anerkannten Suchtmitteln und wird deshalb häufig unterschätzt. Vor allem bei jungen Menschen kann Alkohol großen Schaden anrichten.

Allein in Deutschland erleiden pro Jahr über 23.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren eine Alkoholvergiftung und müssen deswegen zur Behandlung ins Krankenhaus. Leider bieten die Erwachsenen den Jugendlichen ein schlechtes Vorbild.

So nehmen ca. 9,5 Millionen Bundesbürger riskante Mengen an Alkohol zu sich. Etwa 1,3 Millionen gelten als alkoholabhängig.

Experten gehen jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Trotz dieser alarmierenden Zahlen betrinken sich viele Jugendliche auch weiterhin regelmäßig ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit. Oftmals sind sie erst 12 oder 13 Jahre alt.

Maßnahmen gegen die Sucht

Um etwas gegen den Missbrauch von Alkohol und Drogen zu unternehmen, wurden in verschiedenen Teilen Deutschlands spezielle Jugendprojekte ins Leben gerufen, an denen sich zahlreiche Schüler und junge Menschen beteiligen.

Ziel der verschiedenen Projekte und Aktionen ist es, andere Jugendliche über die Gefahren der gefährlichen Drogen aufzuklären. Dazu werden u.a. Fotos von trinkenden Jugendlichen gemacht und diese befragt, warum sie trinken. Häufig ist Gruppenzwang die Ursache.

Hilfe für Abhängige

Für Jugendliche oder junge Menschen, die alkohol- oder drogenabhängig geworden sind, bieten Jugendhilfe-Einrichtungen eine Möglichkeit, Hilfe zu bekommen. In diesen Einrichtungen erhalten die Betroffenen pädagogisch-therapeutische Hilfe, die individuell angepasst wird. Auch Entwöhnungsbehandlungen lassen sich dort durchführen.

Die Jugendhilfe-Einrichtungen versuchen mit qualifiziertem Personal den jungen Süchtigen wieder ein positives Selbstwertgefühl zu vermitteln und ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie sie zukünftig ohne Alkohol und Drogen auskommen können. Aufgenommen werden dort zumeist Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren.

Klassische Jugendeinrichtungen in Deutschland

Spezielle Einrichtungen für junge Menschen sind Jugendorganisationen oder Jugendverbände. Dabei handelt es sich um Zusammenschlüsse von jungen Menschen, die gemeinsame Ziele verfolgen. Diese organisieren sich selbst und vertreten in der Gesellschaft ihre Interessen.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Der Unterschied zwischen Jugendorganisationen und Jugendverbänden besteht eigentlich nur darin, dass sich eine Jugendorganisation einer bestimmten Erwachsenenorganisation zugehörig fühlt oder als dessen Nachwuchsverband gilt. Ansonsten sind die Begriffe Jugendorganisation und Jugendverband deckungsgleich.

Die meisten größeren Jugendverbände verfügen über hauptamtliche Mitglieder, die in der Bildungsarbeit tätig sind oder sich um organisatorische Dinge kümmern. Ihre Wurzeln haben Jugendverbände und Jugendorganisationen in der Jugendbewegung.

Bei Jugendverbänden handelt es sich auch um Erziehungsinstitutionen. Das heißt, dass sie gesellschaftliche Vorkehrungen zur Erziehung und Sozialisation von Jugendlichen treffen. Darüber hinaus sind sie intermediäre Einrichtungen, was bedeutet, dass sie sich um die Vermittlung der Interessen von jungen Menschen in die Gesellschaft kümmern. Als Erziehungsinstitutionen üben sie jedoch auch Kontroll- und Integrationsinteressen aus.

Angebote

Zu den Angeboten dieser Jugendeinrichtungen gehören vor allem Gruppenstunden in den Ferien, an den Wochenenden oder an Feiertagen. Ein weiteres wichtiges Angebot sind offene Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit.

So offerieren Jugendverbände

  • Freiräume
  • Bildungsangebote
  • Räume zum Experimentieren sowie
  • Gemeinschaft und
  • gesellschaftliche Integration.

Charakteristisch für Jugendverbände ist, dass sie selbstorganisiert und freiwillig sind und Partei für Kinder und Jugendliche nehmen.

DBJR

In Deutschland dient der DBJR (Deutscher Bundesjugendring) als Netzwerk der Jugendverbände. Jeder einzelne Jugendverband kann in den Stadtring oder Kreisjugendring aufgenommen werden. Bei einer überregionalen Verbreitung erfolgt die Aufnahme in einen Bezirksjugendring oder Landesjugendring.

Klassische Jugendverbände

Zu den klassischen deutschen Jugendverbänden in Deutschland zählen vor allem die konfessionellen Jugendverbände wie

  • die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej)
  • der Bund der katholischen Jugend (BDKJ)
  • der christliche Verein junger Menschen (CVJM)
  • die Jugendorganisationen der Hilfswerke
  • die Sportjugend und natürlich
  • die Pfadfinderbünde.

Es gibt aber auch politische Jugendorganisationen wie

  • die Jusos
  • die Junge Union
  • die Jungen Liberalen
  • die Linksjugend Solid oder
  • die Grüne Jugend, bei denen es sich um Jugendverbände der jeweiligen politischen Parteien handelt.

So verfügen fast alle deutschen Parteien über eine Jugendorganisation. Zu den überparteilichen Jugendeinrichtungen gehören u.a.

  • die DGB-Jugend
  • der BDAJ sowie
  • die Naturfreundejugend.