Versorgungslücke: Mit Migrationshintergrund sind Psychotherapien oft nötig und selten möglich

Von Cornelia Scherpe
25. August 2014

Nicht wenige Menschen mit Migrationshintergrund sind nach Deutschland gekommen, da sie in ihrer alten Heimat mit Gewalt konfrontiert waren. Folter und schwerer seelischer Druck hinterlassen ihre Spuren in der Seele dieser Menschen. Allein die Ankunft in Deutschland verbessert zwar ihre Lebenssituation, doch viele geistige Wunden bleiben zurück. Diese heilen in vielen Fällen nicht von allein, sondern sollten eigentlich durch einen Psychologen versorgt werden.

Doch eine seelische Therapie ist oft ebenso nötig wie unmöglich. Viele Betroffene sehen sich einer Versorgungslücke gegenüber und bleiben mit ihren Ängsten, Depressionen und anderen Störungen allein. Dies jedoch erschwert die Integration und kann damit einen Teufelskreis auslösen.

Eine gewaltige Lücke:

Die Versorgungslücke entsteht vor allen Dingen durch sprachliche Barrieren. Viele Menschen mit Migrationshintergrund beherrschen die deutsche Sprache nicht gut genug, um von einer Psychotherapie profitieren zu können. Selbst wenn sie einige Zeit im Land sind und im Alltag mit dem Deutsch zurecht kommen, bricht in Angstsituationen automatisch die Muttersprache durch und es fehlt die Ruhe, sich alle Wörter auf Deutsch zurecht zu legen.

Zudem kommt es nicht selten zu Fehldiagnosen. Arzt und Patient reden unbewusst aneinander vorbei und viele Patienten nicken die Meinung des Mediziners aus Angst oder Unverständnis ab. Dies kann schnell in Sackgassen führen und wertvolle Zeit der Behandlung kosten.

Doch neben der Verständigung gibt es ein weiteres Problem. Viele Einwanderer scheitern am Aufbau des Gesundheitswesen. Oft gilt es einige Arztgänge zu tun, bevor man überhaupt an der richtigen Adresse landet. Man benötigt Überweisungen, teils Rezepte und muss mit der Krankenkasse Rücksprache halten.

Dieses System zu durchschauen ist schon für viele Deutsche schwer und für Menschen mit Migrationshintergrund oft ein Unding. Um das System zu verbessern, müsste an allen Baustellen zugleich gearbeitet werden.