Deutschland heute: Große regionale Unterschiede bei Toleranz und gesellschaftlichem Zusammenhalt

Von Nicole Freialdenhoven
13. Mai 2014

Die deutsche Gesellschaft ist seit 1990 wesentlich toleranter gegenüber sexuellen Minderheiten geworden, nicht jedoch gegenüber Zuwanderern. Dies ergab die neueste Studie der Bertelsmann-Stiftung, die von der Jacobs University Bremen durchgeführt wurde.

Demnach wird Homosexualität in allen Bundesländern heute weitaus eher toleriert, als noch vor zwanzig Jahren. Die Toleranz gegenüber Einwanderern ist dagegen eher gesunken: Bei immer weniger Deutschen stößt das Festhalten an traditionellen Lebensstilen aus dem Herkunftsland auf Akzeptanz und Zustimmung.

Zusammenhalt der Gesellschaft im Osten geringer

Interessant dabei: Dort, wo viele unterschiedliche Kulturen zusammenleben, ist der gesellschaftliche Zusammenhalt am größten. Skepsis herrscht eher dort, wo wenige Zuwanderer leben. Insgesamt schneiden die westdeutschen Bundesländer besser ab, wenn es um den Gemeinsinn geht: So liegen Bayern, Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg und das Saarland beim Zusammenhalt der Gesellschaft vorne, die fünf neuen Bundesländer im Osten dagegen hinten.

Die Forscher führen dies vor allem auf die schlechtere wirtschaftliche Lage im Osten, die höhere Arbeitslosigkeit und das höhere Durchschnittsalter zurück. Dort, wo das Armutsrisiko gering ist und die Altersstruktur ausgeglichener, entfaltet sich auch eher ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Immerhin: Ein Auseinanderdriften der Gesellschaft im Osten konnte auch nicht festgestellt werden - lediglich eine langsamere Entwicklung als im Westen.