Warum Lokalpatriotismus nicht unbedingt böse ist

Unter Lokalpatriotismus versteht man die Zuneigung eines Menschen zu seiner Heimatregion oder seiner Heimatstadt. Lokalpatriotisch zu sein, ist keineswegs negativ. Jedoch kommt es auch darauf an, inwieweit man andere Regionen und Städte akzeptiert, denn oftmals sind gewisse Vorurteile so stark, dass sie die positiven Seiten des Lokalpatriotismus überschatten können. Lesen Sie über die Bedeutung sowie die guten und schlechten Seiten von Lokalpatriotismus.

Von Jens Hirseland

Definition des Begriffs

Spricht man von Lokalpatriotismus, ist damit im Unterschied zum Patriotismus und zum Nationalismus die Liebe zu einem heimatlichen Bundesland, einer Region oder einer Stadt gemeint. So handelt es sich beim Lokalpatriotismus gewissermaßen um einen Patriotismus auf regionaler Ebene.

Mitunter gilt der Begriff "Lokalpatriotismus" auch als ironische Konnotation zum nationalen Patriotismus sowie als abgrenzende Reaktion auf die heimatliche Nation, den Staat oder das Vaterland. So relativierte man im Deutschen Reich seinerzeit durch den Lokalpatriotismus das nationale Element und betonte die Zuneigung zur heimischen, kleineren Region.

Als lokalpatriotisch galten früher auch Menschen, die sich mit den Werten und Idealen ihrer Heimatregion identifizierten. Heute wird man eher als lokalpatriotisch angesehen, wenn man gerne in einer bestimmten Stadt oder Region lebt und sich einbringt, um etwas für sie zu tun. Man könnte bei Lokalpatriotismus auch von Liebe zur Heimat sprechen.

Rückansicht Kopf eines Mannes mit Hut in den Anden
Rückansicht Kopf eines Mannes mit Hut in den Anden

Verschiedene Bedeutungen und Bereiche

Lange Zeit wurden in Deutschland die Begriffe "Heimat", "Patriotismus" und "Lokalpatriotismus" eher negativ gesehen und der rechtskonservativen Ecke zugeordnet. In den letzten Jahren sind Heimatliebe und Lokalpatriotismus jedoch wieder salonfähig geworden, was auch auf die Verunsicherung vieler Menschen auf eine immer unüberschaubarer werdende Europäische Union und die fortschreitende Globalisierung zurückzuführen ist.

So sehnen sich die Menschen wieder nach etwas Beständigem, was sie in ihrer Heimatregion zu finden hoffen. Die Sehnsucht nach Wurzeln und Lokalkolorit beschränkt sich aber nicht nur auf Deutschland, sondern erstreckt sich über den ganzen Erdball.

Lokalpatriotismus findet man häufig im sportlichen Bereich. Vor allem im Fußball feuern die Fans die Mannschaften ihrer Heimatstadt oder Heimatregion frenetisch an und werden zu Lokalpatrioten, was aber meist nicht böse gemeint ist.

In den meisten Fällen zeigt sich Lokalpatriotismus durch die Verbundenheit zur regionalen Kultur oder lokalen kulinarischen Genüssen. Solange Lokalpatriotismus nicht in engstirnigen und intoleranten Chauvinismus ausartet, kann er durchaus als positiv angesehen werden.

Junge Frau im Jeansrock liegt auf Wiese und lächelt in Kamera
Junge Frau im Jeansrock liegt auf Wiese und lächelt in Kamera

Über Stolz und Vorurteile

Doch nicht immer zeigt sich die Liebe zur eigenen Stadt oder Region ausschließlich von einer guten Seite. Gleichzeitig machen Menschen nämlich häufig gerne deutlich, wie sehr sie andere Regionen nicht mögen - meist im Übrigen, ohne diese zu kennen.

So finden sich über nahezu jede Stadt bestimmte Vorurteile, die über das ganze Land und darüber hinaus bekannt sind und den entsprechenden Regionen einen Stempel aufdrücken. Nicht selten lästern diejenigen, die besonders stolz auf ihre Heimatstadt sind, über andere Städte ab. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, dass sich beide Städte im selben Land befinden.

Ein Land wird häufig erst durch die Vielfalt der einzelnen Regionen ausgemacht. Nur, weil sie jedoch untereinander als anders wahrgenommen werden, müssen sie nicht schlechter sein. Man kann sie häufig einfach nicht miteinander vergleichen. Tut man es doch, fällt dieser Vergleich oft negativ aus, und so bekommt Lokalpatriotismus seine Schattenseite.

Bevor man sich den verbreiteten Vorurteilen anschließt, sollte man sich lieber ganz unvoreingenommen mit dem Ort beschäftigen und sich sein persönliches Bild machen. Und selbst, wenn dieses nicht negativ ausfällt, sollte man nicht über die Stadt herziehen. Schließlich wünscht man sich selbst genauso wenig, dass andere über den Ort, den man Heimat nennt, und auf den man so stolz ist, lästert.

Jede Stadt und Region hat ihre schönen Seiten. Und auch, wenn man die Lebensweise der dortigen Bewohner teils nicht verstehen mag, gilt es, diese zu respektieren. Menschen sollten nicht nach der Stadt, in der sie leben, beurteilt werden, ansonsten lässt sich Lokalpatriotismus durchaus als böse bezeichnen.