Gruppenzwang löst Druck aus - aber nicht länger als drei Tage

Von Christine Krusberski
30. Mai 2014

Der moderne Mensch hat seinen eigenen Kopf, doch die Meinung anderer beeinflusst sein Denken. Gruppenzwang löst Druck aus, doch Psychologen kommen zu dem Schluss, dass schon nach drei Tagen die eigene Meinung siegt.

Menschen neigen dazu, sich der Mehrheitsmeinung anzuschließen und Teil einer Gruppe zu sein. Ein chinesisches Forscherteam berichtet im Fachblatt "Psychological Sciences" über seine Studienergebnisse.

Wunsch nach Anerkennung oder echte Meinungsänderung?

Dass Menschen sich gerne an die Meinung der Mehrheit anpassen, ist nichts Neues. Doch warum ist das so? Ist es der Wunsch nach Anerkennung oder handelt es sich um eine echte Meinungsänderung?

Chinesische Wissenschaftler fanden heraus, dass sozialer Druck seine Wirkung nach drei Tagen verliert und die eigenen Gedanken wieder die Stellung übernehmen. Die Probanden der Studie betrachteten 280 Bilder mit Gesichtern jüngerer Frauen und bewerteten auf einer Skala von 1 bis 8 die Attraktivität.

Anschließend wurde den Teilnehmern ein Mittelwert präsentiert, der angeblich in einer anderen Studentengruppe mit 200 Probanden ermittelt wurde. Das Ergebnis: In drei Vierteln aller Fälle wich die Gruppenmeinung bis zu zwei Punkte von der privaten Meinung ab.

Keine Erklärung für das Streben nach Gleichklang

Das Forscherteam wiederholte den Attraktivitäts-Test zwischen ein und sieben Tagen nach dem ersten Versuch sowie noch einmal nach drei Monaten. Die Wiederholungen offenbarten, dass der soziale Druck nach drei Tagen nachließ und sich die persönliche Meinung wieder durchsetzte. Die Mehrheitsmeinung blieb bei den Studienteilnehmern nicht länger im Gedächtnis und wurde praktisch vergessen.

Doch warum Individuen überhaupt nach Gleichklang streben, sich der Mehrheitsmeinung erst anschließen und nach einigen Tagen der eigene Kopf wieder das Ruder übernimmt, konnten die Psychologen nicht erklären.