Wenn Gruppenzwang zum Alkohol verführt

Gruppenzwang unter Jugendlichen ist nicht ungewöhnlich. Problematisch wird es jedoch, wenn es dabei zum Konsum von gesundheitsschädlichen Substanzen kommt. Wenn Gruppenzwang zum Alkohol verführt, sind besonders Eltern gefragt, einzugreifen. Zu diesem Zweck müssen sie jedoch erst einmal erkennen, dass der Nachwuchs in dieser Hinsicht in Gefahr ist. Lesen Sie über die Gefahren des Gruppenzwangs bezüglich der Verführung zu Alkohol.

Von Jens Hirseland

Wissenschaftliche Studien vertreten die Ansicht, dass Jugendliche beim Konsumieren von Alkohol oder Nikotin entscheidend durch ihre Freunde beeinflusst werden. So kommt es häufig durch Gruppenzwang zu übermäßigem Alkoholkonsum.

Der Beginn einer Suchtkarriere?

In verschiedenen Studien wurde das Suchtverhalten von Jugendlichen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Mädchen und Jungen zum Konsum von Alkohol und Zigaretten neigen, wenn ihre Freunde dies auch tun. Vor allem Mädchen unterwerfen sich dem Gruppenzwang.

Eine wichtige Rolle spielen jedoch auch die Eltern. So ergaben die Studien, dass Jugendliche, die sich von ihren Eltern geliebt fühlen, weniger anfällig für Alkohol und Nikotin sind und dem Gruppenzwang leichter widerstehen.

In Deutschland konsumieren jedes Jahr etwa 750.000 Menschen erstmalig Alkohol. Bei rund 10 Prozent ist dies der Anfang für eine Alkoholikerkarriere und so mancher beschränkt seinen Konsum nicht nur auf Alkohol, sondern nimmt auch harte illegale Drogen zu sich.

Gerade zu Alkoholkonsum lässt man sich gerne verleiten
Gerade zu Alkoholkonsum lässt man sich gerne verleiten

Auslöser

Für junge Menschen ist häufig Gruppenzwang der Auslöser für den Alkoholkonsum. Gehört ein Jugendlicher zu einer Gruppe oder Clique, die es ganz normal findet, Alkohol oder Drogen zu konsumieren, ist es für ihn meist schwer, sich dem Gruppenzwang zu entziehen. Besonders schlimm ist es, wenn der Gruppenzwang die Ursache für den Beginn einer Suchtkarriere ist.

In den meisten Fällen orientieren sich Jugendliche lieber an Gleichaltrigen. In der Clique, die für sie eine Art Familie darstellt, versuchen sie Anerkennung zu finden. Das gilt besonders für Jugendliche, die im Elternhaus oder in der Schule Probleme haben oder über ein schwaches Selbstbewusstsein verfügen. Darüber hinaus wollen sie sich von den Erwachsenen abgrenzen und "cool" und erwachsen wirken.

Da Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft anerkannt ist, muss man als Jugendlicher mittrinken, wenn man nicht als Außenseiter gelten will. Aus Angst Sorge, von den anderen abgelehnt zu werden, trinken auch diejenigen Alkohol, die das eigentlich gar nicht wollen.

Bei den meisten Jugendlichen bleibt es beim Ausprobieren, bei anderen setzt sich dieses Verhalten jedoch bis ins Erwachsenenalter fort, manchmal mit schlimmen Folgen für das weitere Leben. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, ist es also besser, dem Gruppenzwang zu widerstehen und sich klarzumachen, dass übermäßiger Alkoholkonsum keineswegs "cool" ist.

Raus aus dem Gruppenzwang

Sowohl Eltern als auch Jugendliche selbst können einiges dafür tun, damit das Problem Alkohol durch Gruppenzwang - bzw. Alkohol generell - nicht zum Thema wird. Hierbei kommt es auch darauf an, ob ein Jugendlicher sich einsichtig zeigt oder nicht bzw. auch darauf, ob er vielleicht er sich sogar unbedingt aus der Situation befreien möchte, jedoch nicht weiß, wie.

Tipps für Eltern betroffener Jugendlicher

Den Eltern kommt in dieser Hinsicht also wichtige Rolle zuteil. Es ist allgemein bekannt, dass Jugendliche, die in einem fürsorglichen Zuhause leben und sich in diesem wohlfühlen, weniger Ärter haben, wenn es um das Missachten des Verbots, Alkohol zu trinken, geht. Ihnen fällt es leichter, dem Alkohol zu widerstehen.

Dass man in dieser Hinsicht jedoch als Jugendlicher mal etwas ausprobieren möchte, ist normal und nicht weiter besorgniserregend, sofern es keine Probleme mit anderen Mitmenschen gibt, die im Hintergrund bestehen und die man durch den Alkoholkonsum zu kompensieren versucht. So werden sie sich beispeilsweise eher dem Trinken hingeben, wenn sie sich zuhause nicht verstanden und akzeptiert fühlen.

Wichtig: Kinder und Jugendliche, die sich in ihrem Zuhause wohl und geborgen fühlen, lassen sich seltener auf Alkohol ein.

Auch ist es wichtig, seinem Kind beizubringen, wie man sich bei einem Konflikt richtig verhält, wie man ihn am besten bewältigen kann. Dazu zählt auch, mit Niederlagen umzugehen.

Eltern können ihrem Nachwuchs dabei helfen, mehr Selbstbewusstsein aufzubauen. Dazu zählt, ihm das Gefühl zu geben, wertvoll zu sein und dazu zu gehören.

Auch, das Thema Alkohol anzusprechen, hilft. Dahingehend gilt es, die Punkte,

  • welche Folgen ein übermäßiger Konsum, überhaupt der Konsum von Alkohol hat
  • dass man das Recht hat, Nein zu sagen
  • wie man überhaupt Nein sagen kann

zu beantworten.

Hat man Sohn oder Tochter beim oder nach dem Alkoholkonsumieren erwischt, sollte man am nächsten Tag das Gespräch suchen. Bei diesem gilt es, seinem Kind seine Sorgen offen zu legen und ihm zu erklären, dass man es nicht kontrollieren möchte, sondern sich einfach sorgt.

Tipps für Jugendliche

Jugendlicher setzt Bierflasche zum Trinken an
Jugendlicher setzt Bierflasche zum Trinken an

Wer als Jugendlicher merkt und weiß, dass die Gruppe keinen guten Einfluss auf einen selbst hat, und dass man etwas tun muss, um möglicherweise schlimme Folgen durch zu viel Alkohol zu vermeiden, sollte folgende Ratschläge beherzigen:

  • sich mit Freunden umgeben, die keinen großen Wert auf Alkohol legen
  • sich darüber klar werden, dass es in Ordnung ist, keinen Alkohol trinken zu wollen, selbst wenn alle anderen es tun - und dazu stehen
  • sich selbst respektieren und sich nicht weiter um blöde Sprüche anderer kümmern
  • sich einen selbstbewussten Spruch überlegen, um bei Bedarf gerüstet zu sein
  • dazu stehen, sich an das Jugendschutzgesetz zu halten