Wie man lernt, seine Meinung zu sagen

Unter Gruppenzwang versteht man den Druck, sich der Meinung der Mehrheit in einer Gruppe zu beugen. Hält man es jedoch für falsch, was eine Gruppe tut, sollte man lernen, seine Meinung zu sagen. Doch auch in anderen Situationen ist die selbstbewusste Meinungsäußerung sehr wichtig. Nicht jedem fällt dies jedoch unbedingt leicht. Holen Sie sich Tipps, um zu lernen, seine Meinung zu sagen.

Von Jens Hirseland

Die Angst, die eigene Meinung zu äußern

Gruppenzwang ist ein Phänomen, das vor allem unter Jugendlichen beobachtet wird. Aber auch viele erwachsene Menschen neigen dazu, sich stets anzupassen, um ja nicht negativ aufzufallen. Grundsätzlich ist es jedoch besser, wenn man seine eigene Meinung vertritt.

Unter Jugendlichen: Angst vor Ablehnung

Unter Jugendlichen ist Gruppenzwang nicht ungewöhnlich. So tragen sie dieselben Klamotten wie die anderen, hören dieselbe Musik oder vertreten dieselben Ansichten. Meist ist das alles harmlos und vorübergehender Natur.

Bedenklich wird Gruppenzwang jedoch, wenn man sich Ansichten unterordnet, die man für falsch hält oder Alkohol und Drogen ins Spiel kommen. Auch das Rauchen gehört in diese Kategorie.

Für viele Jugendliche ist eine Clique so etwas wie eine zweite Familie. Aus Angst, von der Gruppe abgelehnt zu werden, weil man eine andere Meinung hat, ordnen sich viele junge Menschen lieber dem Druck innerhalb der Clique unter. So wird zum Beispiel eine Meinung vertreten, die man eigentlich gar nicht hat oder Alkohol konsumiert, obwohl man dies gar nicht möchte. Die Betroffenen versuchen lieber Streit und Konflikte zu vermeiden, indem sie ihre Meinung zurückstellen, wovon sie sich eine größere Akzeptanz erhoffen.

Unter Erwachsenen: Konflikte vermeiden

Wir leben in einem Land der Meinungsfreiheit. Dennoch behalten wir diese in vielen Fällen für uns, ob im privaten oder im beruflichen Umfeld. Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird sicherlich die Frage, ob er auf das Aussprechen einer eigenen Meinung schon ma lverzichtet hat, mit Ja beantworten können.

Doch warum ist das so? Wie oft kommt man in die Situation, in der man nach seiner Meinung gefragt wird - statt seine eigenen Ansichten, die denen des Gesprächspartners alles andere als gleichen - darzulegen, stimmt man dem Gesagten einfach zu. Häufig ist es einfach Bequemlichkeit; manchmal möchte man ein Gespräch auch einfach beenden. Oft wird jedoch darauf verzichtet, um einen Streit zu vermeiden.

Natürlich sollte man jedem Menschen die Möglichkeit geben, zu sagen was er denkt. Dafür wird er im Idealfall weder beleidigt noch ausgegrenzt. Doch unterm Strich ist der Mensch ein sehr soziales Wesen, welches nach Harmonie strebt - widerspricht er, setzt er diese Harmonie aufs Spiel.

Je mehr Menschen dabei dieselbe Meinung vertreten, ob nun tatsächlich der Fall oder nicht, desto schwerer wird es fallen, sich gegen diese auszusprechen. Man macht sich angreifbar. Wird man für seine Meinung kritisiert, kann dies je nach Typ Mensch sehr verletzend sein.

Kleine Gruppe im Businesslook bei lockerem Meeting im Büro
Kleine Gruppe im Businesslook bei lockerem Meeting im Büro

Seine eigene Meinung äußern: Stärkung des Selbstbewusstseins

Eine eigene Meinung zu haben und diese selbstbewusst zu vertreten, ist jedoch sehr wichtig, denn durch ständige Angepasstheit lässt sich ein individueller Charakter nicht entwickeln. Darüber hinaus kann Gruppenzwang negative Folgen für den Einzelnen oder die ganze Gruppe haben, wenn falschen Entwicklungen nicht widersprochen wird.

Tipps für Eltern

Empfänglich für Gruppenzwang sind vor allem Jugendliche, die unter mangelndem Selbstvertrauen leiden und Angst haben, zu Außenseitern zu werden. Damit Kinder und Jugendliche Gruppenzwang erfolgreich widerstehen können, sind auch die Eltern gefragt. Diese sollten ihre Kinder so erziehen, dass sie über genügend Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen verfügen, um ihre eigene Meinung zu sagen oder etwas, dass sie für falsch oder unmoralisch halten, abzulehnen.

Wichtig ist, seinen Kindern zu zeigen, dass man ihnen etwas zutraut, denn dadurch werden sie mental stärker und haben es nicht nötig, durch den Konsum von Alkohol oder Drogen vermeintliche Freunde zu gewinnen. Wahre Freunde erkennt man auch daran, dass sie einen Menschen so akzeptieren wie er ist, und ihn nicht unter Druck setzen.

Jugendlicher wird von Gruppe von Jungendlichen ausgeschlossen und ausgelacht
Jugendlicher wird von Gruppe von Jungendlichen ausgeschlossen und ausgelacht

Tipps für Erwachsene

Manchmal muss man sich erst einmal überwinden, die eigene Meinung auszusprechen, besonders dann, wenn man mit dieser allein dasteht. Wer sich einmal mit den guten Gründen, die dafür sprechen, auseinandersetzt, wird es sich vermutlich leichter machen. Zu diesen zählen:

  • man wirkt selbstsicherer, was einem besonders im beruflichen Bereich weiterbringen kann
  • man fördert Gespräche und Diskussionen, die zu neuen Ideen und Erkenntnissen führen können
  • man hat nichts zu bereuen: selbst wenn keiner sich der Meinung anschließt, hat man am Ende mehr gewagt, als andere jemals wagen würden
  • liegt man falsch, lernt man dazu: nicht immer liegt man mit seiner Meinung richtig - ist dies der Fall, wird man lernen, aus welchen Gründen und ebenso, mit Kritik umzugehen
  • man kann etwas verändern: es gibt viele Bereiche im Leben, die sich verändern lassen, wenn man seine eigene Meinung äußert; tut man es nicht, bereut man es möglicherweise und vergeudet eine wichtige Chance
  • man könnte aussprechen, was die Mehrheit denkt: es gibt Situationen, in denen man sich einfach nicht traut, etwas auszusprechen, obwohl klar ist, dass man richtig liegt - sobald einer sagt, was auch die anderen denken, gewinnt man die Unterstützung dieser Mehrheit und kann einer Herausforderung - etwa einem von allen gefürchteten Chef - selbstbewusster entgegentreten