Inflation - Definition, Entstehung und Bekämpfungsmöglichkeiten

Das lateinische Wort "inflatio" heißt zu Deutsch "aufschwellen" oder "aufblasen". Im wirtschaftlichen Sprachgebrauch ist die Inflation ein Missverhältnis zwischen der vorhandenen Geldmenge und dem Angebot an Waren sowie Dienstleistungen. Das Preisniveau steigt, während die pekuniäre Kaufkraft sinkt. Um die Inflationsrate zu messen, gibt es unterschiedliche Faktoren, die eine Rolle spielen. Es gilt, eine Inflation schon bei den ersten schleichenden Anzeichen zu erkennen. Informieren Sie sich über Merkmale, Entstehung und Bekämpfungsmöglichkeiten der Inflation.

Von Kai Zielke

Inflation: eine Definition

Von einer gefühlten oder gemessenen Inflation ist jeder Bürger betroffen. Die letzten beiden Inflationen in Deutschland standen mit dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg in einem zeitlichen und auch sachlichen Zusammenhang. Die Inflation der 1940er Jahre wurde durch die Währungsreform im Jahre 1948 beendet, sozusagen gelöst.

Steigerung des Preisniveaus

Gradmesser für eine Inflation ist die überproportionale Steigerung des gesamten Preisniveaus. Den Bürgern als täglichen Konsumenten ist es in dieser Situation nicht mehr möglich, Preissteigerungen auf der einen Seite durch gesenkte oder reduzierte Preise auf der anderen Seite aufzufangen. Sie bekommen im wahrsten Sinne des Wortes weniger Ware für dasselbe Geld.

Angebotsinflation und Nachfrageinflation

Die Nachfrageinflation resultiert aus einer überhöhten, übersteigerten Nachfrage der öffentlichen und privaten Haushalte. Eine Angebotsinflation ergibt sich aus allgemeinen sowie kostenbedingten Preiserhöhungen mit dem Ziel, die Gewinne der Unternehmen zu steigern.

Importierte Inflation

Bei der importierten Inflation werden ausländische inflationäre Entwicklungen ins Inland übertragen. Diese Gefahr besteht beispielsweise innerhalb der Europäischen Union bei den Mitgliedsländern, die der EWU, der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion angehören.

Bewertungsgrundlagen einer Inflation

Inflation ist kein feststehender und definierter Tatbestand, sondern eine Situation, die von verschiedenen Fachleuten und Fachkreisen aus unterschiedlicher Sichtweise bewertet und beurteilt wird. Zugrunde gelegt werden Waren und deren Preise, die im Warenkorb zusammengefasst sind.

Dort werden in zwölf Abteilungen knapp achthundert Waren sowie Güter erfasst und zugeordnet. Den daraus resultierenden Verbraucherpreisindex erstellt das Statistische Bundesamt im Jahresrhythmus.

Die Preiserhebung als Datenbasis wird monatlich über die Statistischen Landesämter durchgeführt. Die Aktualisierung des so genannten Wägungsscheman geschieht fünfjährlich.

Diese Zeitspannen zeigen, dass reale und wirkliche Erkenntnisse über eine Inflation, also ein durchgängiges Missverhältnis zwischen Preisen und Kaufkraft, Geldmenge und Warenangebot nicht ad hoc feststellbar und bewertbar sind.

Verbraucherindex, Lebenshaltungskostenindex sowie Hedonische Preisbereinigung sind die wichtigen Grundlagen zur Messung der Inflationsrate. Dafür gibt es weder rechtliche noch tatsächlich bindende Definitionen.

Inflation lässt sich zwar begrifflich definieren, nicht aber auf den Punkt bringen. Sie ist ein Entwicklungsprozess, der oftmals mehr gefühlt als gemessen wird.

Verbraucherindex

Wie das Wort aussagt, ist der Verbraucherindex eine recht verlässlicher Maßstab. Grundlage dafür ist der Warenkorb, der alle gängigen Waren und Dienstleistungen enthält, die der Endverbraucher im täglichen Leben benötigt. Etwa sieben- bis achthundert Gütergruppen werden insgesamt zwölf Güterkategorien zugeordnet.

Die Teuerungsrate gilt als Grundlage für die Messung der Inflationsrate. Das geschieht mit dem Wägungsschema. Es ist eine mathematische Berechnung und Bewertung, bei der unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten Einfluss und Zuverlässigkeit auf feststehende Elemente gewichtet werden.

Das Wägungsschema, das zum Beispiel für die einzelnen Haushalte Kostenart und Kostenhöhe der im Warenkorb enthaltenen Güter aufschlüsselt, wird im Fünfjahresrhythmus aktualisiert. Mehrere zehntausend Haushalte liefern auf freiwilliger Basis durch vierteljährliche Aufzeichnungen die Berechnungsgrundlagen für das Statistische Bundesamt.

Die Berechnungsmethode des Verbraucherindexes erfolgt nach dem Laspeyres-Index. Diese Preisschwankungen innerhalb der zwölf Güterkategorien werden von den Verbrauchern dann als Inflation gefühlt, wenn sie sich beispielsweise in der Kategorie CC02 mit alkoholischen Getränken und Tabakwaren sehr konsumorientiert verhalten.

In der Kategorie CC04 mit Unterkunft, Energie- und Wasserkosten hingegen decken sich gemessene und gefühlte Inflation - denn die Kosten für Strom und Heizung steigen tatsächlich von Jahr zu Jahr. Der Verbraucher merkt die Kostensteigerung bei den Abrechnungen und auf dem Girokonto.

Lebenshaltungsindex

Der Lebenshaltungsindex ist eine weitere, aber andere Grundlage zur Inflationsmessung. Als Lebenshaltung werden die Kosten, also der finanzielle Aufwand eines Monats zugrunde gelegt.

Berechnungsgrundlage ist ein vierköpfiger Haushalt. Die in diesem Warenkorb enthaltenen Lebenshaltungskosten reichen von der Unterkunft über die Verpflegung und Bekleidung bis hin zu Hygiene sowie Körperpflege oder Freizeitgestaltung.

Der Lebenshaltungsindex bezieht sich auf das Konsumverhalten, bei dem beispielsweise Kranken- und Pflegeversicherung ausgeklammert sind. Aus dem so enannten gewogenen Durchschnitt der einzelnen Güterpreise errechnen sich die monatlichen Lebenshaltungskosten.

Deren Kostenindex ergibt sich aus dem Vergleich mit dem Ergebnis des Vormonats. Er beinhaltet nur die Ausgaben; die Einnahmeseite bleibt unberücksichtigt. Der Lebenshaltungsindex kann also nichts über die unterschiedlichen Einkommensgruppen in der Bevölkerung aussagen.

Fazit

Diese beiden Indexe sind auch für den Verbraucher im Alltag ein aussagefähiger Gradmesser. Preissteigerungen machen sich im Portemonnaie besonders dann bemerkbar, wenn die verteuerten Güter zum Lebensunterhalt benötigt werden, also kein Luxus sind. Dann muss mehr Geld ausgegeben werden, ohne dass dem Mehreinnahmen gegenübersehen, oder dass an anderer Stelle durch Minderausgaben gespart werden kann.

Die Nachzahlung für Energiekosten muss bezahlt werden, sonst kommt am nächsten Monatsersten kein Strom aus der Steckdose. Trotzdem muss die Familie verpflegt werden.

Das Geld wird nicht mehr, und sein Wert bleibt unverändert. In dieser Zwickmühle befindet sich der Verbraucher, wenn die Inflation nicht nur gefühlt, sondern auch gemessen, also tatsächlich steigt.

Vor diesem Hintergrund ist die Kerninflationsrate so wenig verwertbar, dass sie fast irreführend wirkt. So lässt sie die Preise für Lebensmittel sowie die Energiekosten unter anderem deswegen unberücksichtigt, weil die sich für diese Inflationsmessungsmethode zu stark und zu kurzzeitig verändern.

Ausprägung und Folgen von Inflation

Wenn die Werthaltigkeit des Geldes nicht dazu ausreicht, um den täglich notwendigen Lebensunterhalt zu decken, wird es kritisch. Wenn die Kaufkraft des Geldes nicht in demselben Verhältnis wie der Preis steigt, dann muss quantitativ mehr Geld in den Umlauf gebracht werden.

Das ändert jedoch nichts an der mangelnden Wertigkeit - das Missverhältnis zwischen Geldmenge und Waren- sowie Dienstleistungsangebot wird ebenfalls nicht beseitigt. Diese Schraube muss volkswirtschaftlich gestoppt werden.

Das ist keineswegs einfach und vor allem nicht kurzfristig möglich. Die Inflation ist ein längerer Entwicklungsprozess, dessen Rückentwicklung ähnlich viel Zeit beansprucht.

Entwicklung einer Inflation

Eine Inflation kommt in der Anfangsphase buchstäblich schleichend. Sie wird erahnt, gespürt, ist zeitlich nicht eingrenzbar und doch präsent. Trabend oder galoppierend sind Begriffe für die Inflation in einem fortgeschrittenen Stadium.

Das ist der Zeitpunkt, zu dem die Inflation gegenwärtig und nicht mehr aufzuhalten ist. Ihre Entwicklung wird allerseits verfolgt und, je nach Fühlen oder Messen, mit einem der Adjektive bezeichnet - bis hin zur Hyperinflation mit einer monatlichen Inflationsrate von über fünfzig Prozent. Bei einer Jahresinflation von sechshundert Prozent und mehr lässt sich dann diese Inflation nur durch eine Währungsreform beenden.

Folgen einer Inflation

Die Folgen einer Inflation treten immer im Nachhinein ein. Es kann erst darauf reagiert werden, wenn erste, schleichende Anzeichen erkennbar sind.

Das wirkt sich auf die Reallöhne der unselbstständigen Arbeiter und Angestellten aus. Bis zur nächsten Lohnerhöhung dauert es Monate oder Jahre. Bis dahin bleiben die Realeinkommen unverändert, während die Ausgaben für die Lebenshaltungskosten steigen.

Der Kunde bekommt weniger Warenwert für sein Netto. Schuldner aus Verträgen, die vor Beginn der Inflation geschlossen wurden, profitieren von dieser Situation. Ihre Zahlung bleibt unverändert hoch, für den Gläubiger hingegen sinkt der Geldwert.

Das gilt beispielsweise für Miet- oder für Leasingverträge. In dieser Situation wird bei Immobilien deren Wert von der Geldentwicklung abgekoppelt. Der Immobilienwert als solcher bleibt nahezu unverändert, während der Wert der Haushypothek sinkt.

Ganz schwierig wird die Situation für Empfänger von Transferleistungen der öffentlichen Hand. Zahlungen von Bund, Land und Gemeinde werden nicht adäquat zur Inflationsrate erhöht. Die Hilfebedürftigen erhalten monatlich unveränderte Transferleistungen ausbezahlt, müssen aber die ständig steigenden Ausgaben finanzieren. Es ist absehbar, dass beziehungsweise wann das nicht mehr möglich ist.

Für den Verbraucher wird bereits bei der schleichenden Inflation die Einnahmeseite zum Problem. Hier ändert sich sumerisch nichts. Auf der Ausgabenseite steigen entweder die Preise, oder es gibt weniger Ware für dasselbe Geld.

Im Lebensmittelbereich ist es mittlerweile gängige Praxis, dass in Dosen, Tüten und Bechern bis zu zwanzig Prozent weniger Inhalt ist. Der Verbraucher bemerkt das erst beim zweiten Hinsehen.

Der Preis ist derselbe, an der Kasse wird also nicht mehr bezahlt. Beim heimischen Konsum fällt auf - oder auch nicht -, dass die Behältnisse schneller als gewohnt leer sind. Viel zu selten reicht die Gedankenkette des Konsumenten bis hierher, um zu erkennen, dass das Produkt teurer geworden, obwohl nicht mehr Geld bezahlt worden ist.

Gängige Praxis der Lebensmittelindustrie ist, dass in den Verpackungen weniger Ware drin ist
Gängige Praxis der Lebensmittelindustrie ist, dass in den Verpackungen weniger Ware drin ist

Hyperinflation

Je schwerer, also hochprozentiger die Inflation ist, umso schneller und höher ist die Umlaufgeschwindigkeit des Bargeldes, der Geldmenge M1. Bedingt durch den ständig sinkenden Geldwert möchte jeder möglichst wenig Geld besitzen, oder es schnellstmöglich weiterreichen.

Wenn dieses Stadium erreicht ist, dann ist die Hyperinflation nicht mehr weit weg. Der Spruch: Das ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde, ist typisch für eine Hyperinflation. Er besagt, dass das Geld als Banknote weniger Wert ist, als das Bedrucken des Papiers, also das Gelddrucken gekostet hat.

Mögliche Ursachen: Ein Überblick verschiedener Inflationstheorien

In der heutigen Zeit der Globalisierung als einer internationalen Verflechtung von Wirtschaft und Politik wird die gesamte Volkswirtschaft nicht nur national bestimmt und beeinflusst. Insofern ist es zunehmend schwerer, eine nationale Inflation zu verhindern oder sie zu vermeiden. Wirtschaftswissenschaftlich wird in die monetären sowie in die nichtmonetären Inflationstheorien unterschieden.

Auswirkung der Globalisierung

Als eine Auswirkung der Globalisierung kann die importiere Inflation gesehen werden. Sie wirkt wie eine Seuche, die sich über die Landesgrenzen hinweg verbreitet.

Jeder ist davon betroffen, niemand kann sie verhindern. In dieser Situation kann entscheidend sein, ob in dem betroffenen Land mit festen oder mit flexiblen Wechselkursen gearbeitet und gehandelt wird.

Freie Marktwirtschaft

In einem nicht regulierten Markt, also in der freien Marktwirtschaft kann die Inflation indirekt durch die ausgegebene und im Umlauf befindliche Geldmenge beeinflusst werden. Eine zu hohe Geldmenge ist inflationsfördernd. Die Ausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage wird dadurch verschoben.

Monetarismus

Die im Umlauf befindliche Geldmenge ist immer ausschlaggebend bis hin zu entscheidend. Egal ob die Preise hoch oder niedrig sind - bezahlt werden muss mit Geld. Die jeweilige Zentralbank, in Deutschland die Deutsche Bundesbank, steuert die Geldausgabe.

Mit der Verfügbarkeit an Bargeld beeinflusst sie indirekt die Preisgestaltung und Preisentwicklung. Diese Haltung wird durch die Quantitätstheorie und die damit verbundene Quantitätsgleichung gestützt.

Dabei wird davon ausgegangen, dass die von der Zentral- beziehungsweise Bundesbank definitiv steuerbare Geldmenge das Preisgefüge direkt mitbestimmt. Nicht zu beeinflussen ist dabei die Geldumlaufgeschwindigkeit. Sie kann geschätzt und vermutet werden, ohne dass sie im Einzelnen kontrollierbar ist.

Die Verfechter des Monetarismus aus den 1960er und 1970er Jahren unter dem US-amerikanischen Ökonom Milton Friedman aus New York sehen in der Geldmengensteuerung das geeignete Regulativ zur Bekämpfung oder Vermeidung einer Inflation. Damit vertreten sie eine entgegengesetzte Haltung zum nachfrageorientierten Keynesianismus.

Keynesianismus

Diese Wirtschaftstheorie, nach der die gesamtwirtschaftliche Nachfrage unter anderem auch die Inflation beeinflusst, also inklusive Angebot und Nachfrage, ist nach dem britischen Ökonom John Maynard Keynes benannt.

Beide Theorien stehen recht konträr zueinander. In ihrer Gesamtheit beziehen sie die relevanten Aspekte Angebot, Nachfrage und Geldmenge ein, allerdings jeweils nur partiell. Die eine Seite klammert die Geldmenge aus, die andere das Angebot und die damit verbundene Nachfrage.

Fazit

Wie in vielen Situationen, liegt sicherlich auch hier die Wahrheit dazwischen. Zwar nicht in der Mitte, aber doch so gelagert, dass an Beidem viel Wahres dran ist. Dafür spricht einiges.

Die Inflation ist in ihrer Entstehung so komplex, dass sie nicht an einem Faktum festgemacht werden kann. Darüber hinaus ist sie eine Definition, die vielfältig und vielseitig zu ganz unterschiedlichen Zwecken genutzt wird.

Diejenigen, die von der Inflation betroffen sind, nämlich der buchstäblich "Kleine Mann auf der Straße", haben keinen Einfluss darauf. Sie müssen mit den Folgen der schleichenden oder auch galoppierenden Inflation leben. Sie müssen die Situation so nehmen, wie sie ist, und wie sie von der Zentral- respektive Bundesbank durch die ausgegebene Geldmenge M1 zumindest indirekt maßgeblich beeinflusst wird.

Bekämpfung der Inflation

In solchen inflationären Zeiten ist es die Aufgabe des Staates gegenzusteuern, also die Inflation zu bekämpfen. In einer Demokratie und der damit verbundenen freien Marktwirtschaft ist es kaum möglich, einseitig mit staatlich vorgegebenen Preisbindungen zu reagieren.

Eine aussichtsreichere Möglichkeit ist die Beeinflussung der im Umlauf befindlichen Geldmenge. Sie wird als M1, und von der Deutschen Bundesbank als Bargeldumlauf ohne die Kassenbestände von Finanz- oder Kreditinstituten definiert.

Die Geldmenge wird von Haus aus staatlich geregelt und gesteuert. Wenn mit weniger Geld dieselbe Produktmenge gekauft wird, dann sinkt zwangsläufig der Kaufpreis, während gleichzeitig der Geldwert als solcher steigt. Diese Gewichtung pendelt sich mittelfristig ein, stabilisiert sich und verdrängt so die Gefahr einer Inflation.

Wenn bei einem Wertverlust ab jährlich fünf Prozent von einer leichten Inflation gesprochen wird, dann heißt das nicht, dass bei einem geringeren Prozentsatz keine Inflation herrscht. Das wäre bei buchstäblich null Prozent der Fall.

Insofern ist der Kampf gegen die Inflation zeitlos, also zeitlich unbegrenzt. Gerade in der heutigen Zeit der Globalisierung, mit der internationalen Verbindung und Verflechtung von Staaten und deren Wirtschaft, ist eine Inflationsgefahr dauerhaft präsent.

Preisbindung

Da liegt es auf der Hand, dass sich bei der Inflationsbekämpfung die beiden Theorien Monetarismus und Keynesianismus gegenüberstehen. Die Inflation ist das Ergebnis einer Unausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage. Dieser Preiswettbewerb ließe sich mit einer Preisbindung auf der Ausgabenseite sowie einer Regulierung der Verdienste wie Löhne und Gehälter möglicherweise unterbinden.

In Deutschland wurde eine Preisbindung bis auf namentlich genannte Ausnahmen im Jahre 1974 durch das GWB, das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen aufgehoben, quasi untersagt. Eine derartige Preisegulierung würde gegen alle Grundsätze einer freien Marktwirtschaft verstoßen und wäre im heutigen Deutschland nicht denkbar.

Aufgabe der Geldpolitik?

Immer und überall wird formuliert, dass die Inflationsbekämpfung eine Aufgabe der Geldpolitik sei. Damit ist in erster Linie die Bundesbank angesprochen. Sie ist unabhängig und frei in ihren Entscheidungen.

Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass Bundesbank und Bundesregierung keineswegs immer einer Meinung sind. Beide können jedoch mitwirken, jeder auf seine Weise. Die Bundesbank beeinflusst über die Geldmenge M1 die Entwicklung der Inflation; sie kann eine inflationäre Situation bekämpfen.

Haushalten und Auskommen mit dem Einkommen

Die Bundesregierung zusammen mit dem Bundespräsidenten hat die Möglichkeit von gesellschaftlichem Einfluss auf Bürger und Unternehmen. Maßvolles Haushalten und Auskommen mit dem Einkommen bei den Bürgern, restriktive Ausgabenpolitik der öffentlichen Hand oder maßvolle Lohnverhandlungen der Gewerkschaften sind eine Hilfe zur parallel laufenden Verringerung der Geldmenge durch die Bundesbank.

Beide Seiten müssen kooperieren. Jede muss das ihre tun, aber beide dasselbe wollen. Es ist ein Mix, in dem beide konträren Wirtschaftstheorien in der Praxis angewendet werden.

Jede von beiden hat ihre Berechtigung und ist richtig. Eine alleine reicht aber nicht aus. Beide gemeinsam sind sie im wahrsten Sinne des Wortes stark.

Selbst wenn die Inflationsrate unterhalb der Fünfprozentgrenze liegt, können sich Bundesbank und Bundesregierung nicht zurücklehnen. Im Zyklus von Inflationen sind einige oder wenige Jahre kein langer Zeitraum. In vielen Fällen kann auf erste inflationäre Hinweise oder Anzeichen nur nachträglich reagiert werden.

Erschwert wird die Situation durch Einflüsse von außen, also von anderen Ländern in und außerhalb von Europa. Heutzutage zeigt sich, dass die Steuerung der Geldmenge M1 die einzig direkte Einflussmöglichkeit ist.

Eine Preissteuerung über Angebot und Nachfrage ist, wenn überhaupt, nur indirekt möglich. Das eine tun und das andere nicht lassen. Dieser Grundsatz ist am aussichtsreichsten für eine wirksame Inflationsbekämpfung.

Die so genannte Österreichische Schule mit ihrem Gründer, dem österreichischen Ökonom Carl Menger, ist da wenig hilfreich. Sie sieht den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus als eine Folge, nicht als den Anlass für eine Inflation.