Langzeitversuch: Forscher stellen Evolution im Reagenzglas nach

Erforschung der Evolution von Escherichia-Coli-Bakterien soll auch bei Krebstherapie helfen

Von Thorsten Hoborn
23. Oktober 2009

Nach 21 Jahren wurde eines der längsten Laborexperimente in der Evolutionsforschung nun beendet. An der Michigan State University wurde nicht die Evolution des Menschen, sondern die des Escherichia-Coli-Bakteriums verfolgt.

US-Wissenschaftler ließen zwölf Stämme des Darmbakteriums im Labor gedeihen, analysierten das Erbgut und froren nach einer bestimmten Anzahl Generationen Proben für zukünftige Untersuchungen ein. 1997 wurde das erste komplette Genom von Escherichia Coli veröffentlicht. Mittlerweile ist die Entzifferung eines Erbguts Routine und wird immer schneller und billiger. Ergebnisse: Mutationen nahmen konstant zu.

Vermehrungsrate im Gegensatz zu Mutation nicht konstant

Die Vermehrungsrate der Bakterien stieg in der gleichen Zeit nicht gleichmäßig an, sondern am Anfang stark und am Ende schwächer. Nach 40.000 Generationen zählten Forscher insgesamt 653 Mutationen im Erbgut der Bakterien.

Auch wenn die Zusammenhänge zwischen Mutationsraten und Anpassungsgrad komplexer als angenommen sind - die Versuchsergebnisse sind für die Evolutionsforschung von großem Nutzen und können bei der Therapie gegen Krebs von Nutzen sein, da die Entwicklung von Tumorzellen nach gleichen fundamentalen Prozessen abläuft.