Emanzipation: Geschichte, Verändeurngen und heutige Bedeutung

Emanzipation: Lange Zeit mussten die Frauen für ihre Gleichberechtigung kämpfen. In Deutschland begann die Geschichte der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert. Mittlerweile hat sich Vieles getan; in einigen Bereichen fühlen sich Frauen aber weiterhin benachteiligt. Lesen Sie über die Geschichte der Emanzipation und informieren Sie sich über die heutige Bedeutung.

Von Jens Hirseland

Die Geschichte der Emanzipation

Forderungen, Frauen und Männer gleichzustellen, hatten ihren Ursprung bereits im 18. Jahrhundert in Frankreich und England. In Deutschland wurde die Forderung nach Selbstständigkeit und Mündigkeit der Frau erstmals im Zuge der Märzrevolution von 1848 gestellt. Aufgrund des seinerzeit geltenden Versammlungsrechts kam es jedoch noch nicht zu einem organisierten Zusammenschluss.

Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins

So dauerte es bis 1865, bis eine kontinuierliche und übergreifende Organisation der deutschen Frauenbewegung gegründet wurde. In diesem Jahr rief Luise Otto-Peters (1819-1895) den Allgemeinen Deutschen Frauenverein ins Leben. Dessen Ziel war es, für eine erhöhte Bildung des weiblichen Geschlechts einzutreten.

Allerdings beschränkten sich die Ziele der deutschen Frauenbewegung zunächst nur darauf, weibliche Erwerbstätigkeit zu fördern. In den folgenden Jahrzehnten wurden immer mehr Frauenvereine gegründet, die sich im Jahr 1894 zum Bund deutscher Frauenvereine zusammenschlossen. Dieser Dachverband umfasste etwa 2.500 Vereine und hatte ungefähr 500.000 Mitglieder, wodurch er zu einem der größten Interessenverbände im Kaiserreich wurde.

Verglichen mit den Frauenbewegungen in den USA oder anderen europäischen Ländern, konnte die deutsche Frauenbewegung jedoch nur wenig erreichen. So dauerte es bis 1893, bis Frauen zum Abitur zugelassen wurden und bis 1900, bis sie Universitäten besuchen durften.

Ziele der bürgerlichen und proletarischen Frauenbewegung

Die Ziele der Frauenbewegung waren zum Teil unterschiedlich. So gab es eine bürgerliche sowie eine proletarische Frauenbewegung.

Im Unterschied zur konservativen Frauenbewegung trat die proletarische Bewegung auch für soziale und ökonomische Verbesserungen sowie die politische Emanzipation ein, was jedoch die Herrschaftsverhältnisse der damaligen Zeit infrage stellte. Die politisch-ideologischen Gegensätze führten schließlich zu einem Bruch zwischen der bürgerlichen und der proletarischen Frauenbewegung.

Zu den Zielen der proletarischen Frauenbewegung gehörte neben besseren Arbeitsschutzmaßnahmen für Frauen auch das Frauenwahlrecht. Unterstützung erhielten sie dabei von den sozialdemokratischen Frauen. Es dauerte jedoch bis zum Ende des 1. Weltkrieges im November 1918, bis die deutschen Frauen das aktive und passive Wahlrecht erhielten.

Weitere Entwicklung

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP im Jahr 1933 kam es zur Auflösung sämtlicher Frauenvereine, die durch nationalsozialistische Frauenorganisationen ersetzt wurden. Für die emanzipatorische Frauenbewegung bedeutete dies einen herben Rückschlag, da ihre Ziele als "undeutsch" angesehen wurden.

Nach dem 2. Weltkrieg bildeten sich jedoch erneut zahlreiche Frauenvereinigungen. Schließlich wurden im geteilten Deutschland sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik Deutschland Frauen und Männer gesetzlich gleichgestellt.

Der Kampf hält an

Die Emanzipationsbewegung der Frau ist somit keine Erfindung der letzten 50 Jahre. Seit Jahrhunderten setzen sich Frauen und Männer für die Geschlechtergleichheit in allen gesellschaftlichen Bereichen ein. Doch der Kampf ist noch nicht gewonnen.

Zunächst orientierte sich die Frauenbewegung an der Kirche. Mit der französischen Revolution erfolgten erste gesetzliche Schritte für die Gleichstellung der Frau. Die wohl wesentlichsten Etappen dieser Zeit waren die Durchsetzung des Wahlrechts, das Recht auf Bildung und Erwerbsarbeit.

Gegen Unterdrückung, für die Gleichberechtigung

Ziel der modernen Frauenbewegung ist die Beseitigung wirtschaftlicher, gesetzlicher und sexueller Unterdrückung. Während der Befreiungskampf in den Industrienationen in den letzten Jahren wesentlich zur Gleichberechtigung von Mann und Frau beigetragen hat, wird er gerade in Schwellenländer noch fortgeführt werden müssen.

Die Gleichberechtigung in Deutschland wurde erstmals 1949 mit dem Gleichberechtigungsparagraphen im Grundgesetz verankert. Während sich in der BRD das Bild der kinderhütenden Hausfrau durchsetzte, hatten Frauen in der DDR gleichberechtigten Zugang zur Bildung, Erwerbstätigkeit und Politik.

Frauenbewegung und Feminismus

Ende der sechziger Jahre entwickelte sich eine Frauenbewegung, die sich gerade für die Selbstbestimmung über den eigenen Körper und daher für Abschaffung des Paragraphen 218 einsetzte. Im Zuge dieses Kampfes vermischte sich die klassische Emanzipationsbewegung mit Strömungen feministischer Gruppen. Als Leitfigur dieser Strömung schuf Alice Schwarzer mit der feministischen Zeitschrift "EMMA" das wohl wichtigste Sprachrohr der neuen Frauenbewegung.

Frauenbeine mit roten Stöckelschuhen über Sessel gelehnt
Frauenbeine mit roten Stöckelschuhen über Sessel gelehnt

Emanzipation heute

In den letzten Jahren verpflichtete sich der deutsche Staat gesetzlich dazu, die berufliche Benachteiligung der Frau zu beseitigen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Die Frauenbewegung hat die patriarchale Gesellschaftsordnung ins Wanken gebracht.

Doch obwohl im Kampf um die Geschlechtergleichheit bereits bedeutende Fortschritte erzielt wurden, sind Frauen in zahlreichen gesellschaftlichen Bereichen noch immer unterpräsentiert. Noch immer gibt es zum Teil gravierende Unterschiede zwischen Mann und Frau in den Bereichen Bildungsabschlüsse, Stellung im Beruf und Einkommen. Es bleibt also noch viel zu tun im Kampf um die Gleichberechtigung.

Fakt ist: Für viele Frauen steht eine feminine Wirkung an erster Stelle. Gleichzeitig führen sie den Kampf um Gleichstellung. Besonders in der Karriere setzen sie sich für die gleichen Chancen ein, die auch Männer bekommen. Nach Feierabend übernehmen sie wieder die Rolle der fürsorgenden Mutter - und manchmal auch Hausfrau.

Kind und Karriere stellen beide wichtige Pflichten dar, deren Vereinbarung zahlreichen Frauen nicht gelingt. Besonders Akademikerinnen entscheiden sich häufig für den Beruf.

Ungerechtigkeiten bestehen dennoch bis heute. Trotz besserem Abschluss erhält das weibliche Geschlecht in vielen Branchen nur ein Drittel des Lohnes der Männer. Die Frau von heute muss einiges leisten und in vielen Fällen einigen Rollen gerecht werden, um das Leben zu führen, das sie möchte.

Das unsichere männliche Geschlecht

Die emanzipierte Frau mag so manch einen Mann verwirren. Während das Gentleman-Dasein einst zum Leben des Mannes dazugehörte, fragt sich die Herrenwelt heute, ob Gepflogenheiten wie das Türaufhalten und Co. auch noch mit dem modernen Mann zu vereinbaren sind.

Und wie sieht es mit Komplimenten aus? Nicht selten werden diese als billige Anmachsprüche bezeichnet. Diejenigen, die sich eher an die Rolle des starken, beschützenden Geschlechts halten, werden häufig als Macho abgestempelt.

Hinzu kommt die Unsicherheit, ob es denn tatsächlich die richtige Entscheidung wäre, die Rolle des Hausmannes zu übernehmen, während sich die Frau um das Einkommen kümmert. Was würden die Kollegen sagen, wenn man(n) in Elternzeit geht? Vielleicht doch lieber klassisch halten und die Rolle der Frau überlassen.

Fazit

Natürlich hat die Emanzipation besonders das Leben der Frauen in vielerlei Hinsicht leichter gemacht. Doch gleichzeitig hat sie auch ihre Schattenseiten und führt bei beiden Geschlechtern zu vielen Fragen und Unsicherheiten.

Weit verbreitet ist heute der Begriff "Emanzipation des Mannes". Dies wird mit einer Unterdrückung des männlichen Geschlechts durch die Frauenbewegung begründet.

Fakt ist, dass mittlerweile von einem klassischen Rollenverständnis nicht mehr die Rede sein kann. Die gesellschaftliche Struktur verändert sich, wo Mann und Frau in dieser den besten Platz finden, muss jedes Geschlecht für sich selbst entscheiden.