Rollentausch - Wenn die Frau arbeitet und der Mann zu Hause bleibt

Lange Zeit war es in Deutschland selbstverständlich, dass der Mann arbeiten geht und die Frau zuhause bleibt. In der heutigen Zeit setzt sich jedoch zunehmend ein neues Rollenverständnis durch. Ein Vater in Elternzeit ist mittlerweile kein allzu außergewöhnliches Bild mehr. Lesen Sie über die Rolle des Mannes als Hausmann und informieren Sie sich über mögliche Schwierigkeiten des Vaters in Elternzeit.

Von Jens Hirseland

Gesellschaft im Wandel

Dass der Mann arbeiten geht und die Frau zuhause bleibt und sich um Kinder und Haushalt kümmert, galt in früheren Zeiten als selbstverständlich. In der heutigen Zeit kommt es jedoch immer häufiger zu einem Rollentausch zwischen Mann und Frau.

In Deutschland hat sich die Gesellschaft in den letzten Jahren gewandelt, was zur Folge hat, dass die früher gängigen Rollenklischees immer mehr der Vergangenheit angehören. So können Frauen heutzutage mit Erfolg Karriereziele anstreben, die früher nur Männern vorbehalten waren.

Dieser Wandel hat natürlich auch Auswirkungen auf die klassischen Familienstrukturen. Die Betreuung von Haushalt und Kindern ist daher längst nicht mehr ausschließlich Sache der Frauen.

Karriere trotz Kind

Durch die Emanzipation können Frauen in der heutigen Zeit

werden. Das heißt allerdings nicht, dass Frauen, die Karriere machen, keine Kinder bekommen. Um Elternschaft und Beruf erfolgreich miteinander vereinbaren zu können, ist jedoch oftmals eine neue Rollenverteilung innerhalb der Familie nötig. Ist eine Frau aufgrund starker beruflicher Anforderungen nicht in der Lage, sich alleine um Kinder und Haushalt zu kümmern, sollte eine gleichberechtigte Verteilung der Aufgaben zwischen Mann und Frau erfolgen.

Elternzeit-Regelung

Seit 2007 gibt es in Deutschland die Elternzeit-Regelung. Das heißt, dass ein Elternteil sich nach der Geburt eines Kindes eine berufliche Auszeit nehmen und Elterngeld beziehen kann.

Die Elternzeit-Regelung gilt also auch für den Vater. Obwohl die Regelung vorwiegend von Frauen genutzt wird, nimmt auch der Anteil der Männer, die zuhause bleiben, zu.

Oftmals wird die Elternzeit untereinander aufgeteilt. Während die Mutter die ersten Monate nach der Geburt bei ihrem Kind bleibt, übernimmt danach der Vater diese Rolle.

Auf diese Weise wird der Mutter ein schneller Wiedereinstieg ins Berufsleben ermöglicht. Gleichzeitig kann der Vater eine enge Beziehung zu seinem Kind aufbauen.

Die Elternzeit ist vor dem Gesetz klar geregelt: man kann sie dann nutzen, wenn das Kind im selben Haushalt lebt und ein bzw. beide Elternteile die Betreuung selbst übernehmen. Die Ausübung einer beruflichen Nebentätigkeit ist gestattet, sofern diese 30 Stunden pro Woche nicht übersteigt.

Vor der Geburt muss der Elternteil, der in Elternzeit gehen möchte, eine Teil- oder Vollzeitstelle gehabt haben; dabei haben auch Geringverdiener sowie Angestellte in befristeten Arbeitsverträgen trotz eines geringen Einkommens Anspruch darauf. Als nicht bedürftig gelten Elternpaare, die eine Erwirtschaftung von mehr als 500.000 Euro brutto im Jahr vor der Geburt erzielt haben.

Weitere Regeln:

  • Auszubildende und Selbstständige haben ebenso Anspruch auf Elternzeit
  • Bei Mehrlingen kann die Elternzeit für jedes Kind einzeln beansprucht werden
  • Bei Adoptivkindern kann die Elternzeit bis zu einem Alter von acht Jahren beansprucht werden
  • Die Elternzeit beträgt maximal drei Jahre
  • Bei Kindern, die nach dem 1.7.15 geboren wurden, lässt sich die Elternzeit in Abschnitte einteilen - es dürfen maximal drei Teilabschnitte erfolgen
  • Nach der Rückkehr zum Arbeitsplatz hat der Elternteil Anspruch auf reduzierte Arbeitszeiten

Hier gehen wir detaillierter auf das Thema Elternzeit ein.

Geschäftsfrau sitzt im Bürosessel und telefoniert, die Beine auf den Schreibtisch gelegt
Geschäftsfrau sitzt im Bürosessel und telefoniert, die Beine auf den Schreibtisch gelegt

Väter in Elternzeit: Mögliche Ängste und Hürden

In Deutschland nehmen sich auch zunehmend Väter eine Auszeit von ihrem Job, um Elterngeld zu beziehen und für ihre Kinder da zu sein. Im Jahr 2009 war es sogar jeder vierte Familienvater.

Allerdings machen die meisten Männer lediglich eine Jobpause von höchstens zwei Monaten. Das hat vor allem den Grund, dass der Verdienstausfall bei Vätern höher ist als bei Müttern, was oft zu finanziellen Einschränkungen während der Elternzeit führt.

Angst vor beruflichen Nachteilen

Trotz der ansteigenden Zahl von Männern, die eine Elternzeit nehmen, um ihre Kinder zu betreuen, ist die Anzahl der Frauen nach wie vor deutlich höher. Während bei den Frauen unter 45 Jahren rund 84 Prozent ihre Berufstätigkeit für die Elternzeit unterbrochen haben, sind es bei Männern nur zehn Prozent, was dennoch einen deutlichen Anstieg bedeutet.

Über zwei Drittel aller Väter sahen diese Zeit positiv und als Bereicherung ihres Lebens an. Viele Männer haben jedoch Angst, dass ihnen durch die Elternzeit berufliche Nachteile entstehen, denn so mancher Chef hat es nicht gerne, wenn ein Mann seine Berufstätigkeit unterbricht, weil er sich um seine Kinder kümmern möchte.

In manchen Fällen gab es sogar schon Kündigungen nach der Elternzeit. Vor allem ältere Chefs tun sich mit dieser Regelung schwer.

Rechtliche Aspekte

Der Rechtsanspruch auf Elternzeit besteht bei beiden Elternteilen bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes. Der Arbeitgeber muss den schriftlichen Antrag sieben Wochen vor dem Beginn der Elternzeit erhalten. Während der Elternzeit gilt ein besonderer Kündigungsschutz, der acht Wochen vorher beginnt.

Für diesen Zeitraum erhält der Arbeitnehmer keinen Lohn. Stattdessen kann Elterngeld beantragt werden, das 67 Prozent des wegfallenden Nettoeinkommens ersetzt.

Obwohl die Elternzeit-Regelung zunehmend auch von Vätern in Anspruch genommen wird, trauen sich viele Männer auch aus Furcht vor gesellschaftlichen Vorurteilen nicht, einen Rollentausch vorzunehmen und lehnen es daher ab, zuhause zu bleiben. Bis zur völligen Gleichberechtigung von Mann und Frau ist es also noch ein weiter Weg.

Mini-Elternzeit

Dass Väter eine Elternzeit nehmen, muss für den Betrieb nicht von Nachteil sein. Viele Männer

  • arbeiten nach ihrer Elternzeit noch effizienter
  • sind ihrer Firma treuer und
  • haben weniger Fehlzeiten.

Auch die Väter selbst profitieren von dieser Regelung, denn die meisten Männer fühlen sich zufriedener, wenn sie genügend Zeit mit ihrer Familie verbringen können. Und Fakt ist: es gibt zahlreiche Väter, die gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen würden, sich jedoch nicht wirklich trauen, aus diesem Grund weniger zu arbeiten.

Dass die Karriere leidet, wenn der Vater sich die beliebte Mini-Elternzeit von zwei Monaten nimmt, sollte dieser nicht befürchten. Es ist ihm zudem auch noch möglich, die Zeit aufzuteilen, sodass die Abwesenheit am Arbeitsplatz kaum Wirkung zeigt.

Dass es nach mehr als sechs Monaten mitunter schwierig werden kann, nach der Elternzeit in den Beruf zurück zu kehren, kommt häufiger vor. Allerdings gilt dies für Frauen und Männer gleichermaßen. Was Sie in diesem Fall tun sollten bzw. wie Sie dies im gewissen Umfang auch vermeiden können, zeigen wir hier.

Hausmann mit Handschuhen, Eimer und Putzmitteln nach getaner Hausarbeit
Hausmann mit Handschuhen, Eimer und Putzmitteln nach getaner Hausarbeit

Im Überblick: Vor- und Nachteile der Elternzeit für Väter

Unterm Strich lässt sich sagen, dass die Inanspruchnahme der Elternzeit durch den Vater sowohl Vor- als auch Nachteile haben kann - viele davon betreffen jdoch ebenso die Mütter. Zu den Vorzügen gilt:

  • man kann eine stärkere emotionale Bindung zum Kind aufbauen
  • man kann seine Frau/Partnerin entlasten
  • man erwirbt Sozialkompetenz
  • man kann einer Nebentätigkeit nachgehen
  • man bringt mehr Verständnis für die Mutter auf

Zu den möglichen Nachteilen lassen sich folgende Aspekte zählen:

  • man könnte bei seinen Kollegen und seinem Arbeitgeber an Ansehen verlieren
  • man wird bei möglichen Beförderungen benachteiligt
  • man verpasst Weiterbildungen
  • man hat möglicherweise einen Karriereknick mit finanziellen Nachteilen zu befürchten