Egoismus - Merkmale sowie Vor- und Nachteile

Als Egoismus bezeichnet man Eigennützigkeit oder Ich-Bezogenheit. Gemeint ist damit, dass ein Mensch etwas nur zu seinem Vorteil tut. Spricht man von Egoismus, ist damit gemeint, dass das Denken eines Menschen nur ihm selbst gilt. Manchmal ist es aber sehr hilfreich, einen gesunden Egoismus zu entwickeln, denn wer nie an sich selbst denkt, sondern immer nur an andere Menschen, läuft Gefahr, irgendwann auf der Strecke zu bleiben. Informieren Sie sich über die Merkmale des Egoismus und lesen Sie über die Vor- und Nachteile.

Von Jens Hirseland

Egoismus - eine Definition

Im Duden wird Egoismus als

  • Ich-Bezogenheit
  • Eigenliebe
  • Selbstsucht oder
  • Ich-Sucht

beschrieben. Meist gilt Egoismus als negative Eigenschaft, da man damit rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen Menschen in Verbindung bringt. Das heißt, dass ein Mensch sein Ich in den Vordergrund stellt und die Interessen anderer zugunsten von persönlichen Interessen ignoriert.

Außerdem gilt Egoismus als Gegenbegriff zu Solidarität und Altruismus. Man unterscheidet jedoch zwischen einem "gesunden" positiven Egoismus sowie einem negativen Egoismus.

Manipulationsvorlage

Egoismus wird oftmals als persönliche Bewertung benutzt, um auf diese Weise einen anderen Menschen zu manipulieren. Dadurch soll der Angesprochene Schuldgefühle bekommen, damit er zugunsten eines anderen auf seinen Vorteil verzichtet. Man könnte also sagen, dass es auch egoistisch ist, einer anderen Person Egoismus vorzuwerfen.

Vor- und Nachteile: Gute und schlechte Seiten des Egoismus

Im engeren Sinne spricht man von einem egoistischen Verhalten, wenn ein Mensch nur an seinen Vorteil denkt und dafür ganz bewusst Nachteile für seine Mitmenschen in Kauf nimmt. Das tut der Egoist selbst dann, wenn es eine Alternative gibt.

Bis zu einem gewissen Punkt ist jedoch jeder Mensch egoistisch, was ganz natürlich ist, da jedermann seine berechtigten Interessen im Berufs- oder Alltagsleben wahrnehmen möchte. Ein gesunder Egoismus ist sogar sehr wichtig, denn denkt man immerzu an die Interessen anderer Menschen und vernachlässigt seine eigenen Bedürfnisse, kann dies negative Folgen für das eigene Wohlbefinden haben. Als negativer Egoismus gilt dagegen ein Verhalten, dass andere Menschen bewusst schädigt.

Der gesunde Egoismus

Auch einmal an sich selbst zu denken, ist sehr wichtig. So sollte man von Zeit zu Zeit nur auf die eigenen Bedürfnisse achten und die Wünsche anderer Personen ignorieren.

Wer stets nur auf die Interessen anderer Rücksicht nimmt, droht eines Tages selbst Schaden zu nehmen. Denkt man nie an sich selbst, an seine Wünsche und Gefühle, ist man auch irgendwann nicht mehr dazu imstande, für andere Menschen da zu sein.

Die Folgen sind Müdigkeit, Lustlosigkeit und Erschöpfung. Man fühlt sich nicht mehr richtig wohl, was sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken kann.

Aus diesem Grund sollte man ruhig an sich selbst denken, wenn man den Wunsch dazu verspürt, denn ein gesunder Egoismus ist gut für Wohlbefinden und Gesundheit. Schließlich profitieren auch Angehörige, Freunde und Kollegen von einem glücklichen und zufriedenen Menschen.

Tipps zum richtigen Maß und Umgang

Obwohl sich jeder Mensch ab und zu egoistisch verhält und sein Ich in den Vordergrund stellt, bedeutet dies nicht zwangsläufig Rücksichtslosigkeit. Wären alle Menschen im negativen Sinne egoistisch, könnte die menschliche Gemeinschaft nicht mehr funktionieren.

Dass der Mensch ein egoistischer Einzelgänger sei, behaupteten schon große Philosophen wie Friedrich Nietzsche (1844-1900) und Arthur Schopenhauer (1788-1860). In der Gemeinschaft würde er nur aufgrund von kulturellen Zwängen leben. Diese Ansicht wurde jedoch durch die moderne Forschung widerlegt.

Merke: Auch, zu viel Rücksicht auf andere zu nehmen, kann schaden: ein gesundes Maß an Egoismus ist wichtig!

Der Mensch als Teil der Gemeinschaft

So möchte der Mensch durchaus in einer Gemeinschaft leben. Sondert er sich ab, gilt dies sogar als schädlich für die Seele.

Im späten 20. Jahrhundert galt Individualismus als erstrebenswert. Jedermann sollte sich selbst verwirklichen und sein Ich stärken. Viele Menschen beklagen seither eine Zunahme an negativem Egoismus.

Es gibt aber auch das Gegenteil von Egoismus, das man als Altruismus bezeichnet. Das heißt, dass jemand sein eigenes Wohl zugunsten der Gemeinschaft zurückstellt.

Ein gesunder Egoismus ist durchaus berechtigt. Man sollte jedoch das richtige Maß finden und darauf achten, dass andere Menschen nicht durch das eigene Verhalten geschädigt werden.

Trauen Sie sich!

Viele Menschen trauen sich jedoch nicht, ab und zu egoistisch zu sein, da Egoismus als etwas Negatives angesehen wird. Das ist auch der Grund, dass man meist nachgibt und "ja" sagt, obwohl man lieber "nein" sagen würde.

Egoistisch ist man jedoch selbst dann, wenn man sich scheinbar selbstlos verhält, denn eigentlich möchte man mit dem wohlwollenden Verhalten erreichen, auch weiterhin in einem guten Licht gesehen zu werden. Aus Angst vor Streit, Ablehnung oder Liebesentzug wird auf die eigenen Wünsche verzichtet. Ohne diese Angst würde man dagegen das tun, was man für richtig hält.

Natürlich sollte man es mit dem Egoismus nicht übertreiben. Daher gilt es ein gutes Maß zu finden, ohne deshalb rücksichtslos zu sein.

Tipps für einen gesunden Egoismus

Ein Zuviel an Egoismus ist also nicht gut, ein Zuviel an Rücksichtnahme jedoch ebenso wenig. Eine egoistische Denkweise bedeutet nicht, die Rücksichtnahme auszuschließen.

Schon wenn einer der folgende Punkte auf einen zutreffen, sollte man sich bemühen, an seinem Egoismus zu arbeiten. Dies ist sinnvoll, wenn

  • man stets das macht, was andere von einem erwarten
  • man etwas anderne zu liebe macht
  • man ein schlechtes Gewissen bekommt, weil man sich mal mehr Zeit für sich selbst nimmt
  • man sich anderen Menschen gegenüber verpflichtet fühlt
  • man eher einen Kompromiss eingeht, als das zu tun, was man wirklich möchte
  • man nicht "Nein" sagen kann

Im ersten Moment mag man meinen, dass man damit anderen etwas Gutes tut - auf lange Sicht hin wird man jedoch merken, dass man weder anderen noch sich selbst damit hilft. Um ein guter Egoist zu werden, sollte man folgende Tipps beherzigen:

  • Der gute Egoismus sowie die Prioritäten anderer Menschen sollten akzeptiert und unterstützt werden.
  • Die eigenen Prioritäten sollten aus den eigenen Erwartungen, nicht aus denen anderer kommen.
  • Man sollte seine Prioritäten offen kommunizieren.
  • Man sollte abwägen, wann ein Kompromiss wirklich die richtige Wahl darstellt.
  • Seinen Mitmenschen sollte man mit Anerkennung, Aufmerksamkeit und Interesse begegnen.
  • Man selbst ist der wichtigste Mensch in seinem Leben.

Gibt es jemanden in Ihrem Umkreis, der besonders egoistisch ist? Lesen Sie hier, wie man mit diesem Menschen am besten umgeht.