Ist man krank, wenn man Selbstgespräche führt?

Über Gespräche mit dem eigenen Spiegelbild, kann man Lernfortschritte und Selbstmotivation erzielen

Von Cornelia Scherpe
8. Mai 2015

Viele Menschen erwischen sich dabei, wie sie mit dem eigenen Spiegelbild sprechen, laute Überlegungen anstellen und Termine im Planer kommentieren, obwohl niemand sonst im Raum ist. All das fällt in die Kategorie Selbstgespräche und macht so manchen Leuten Angst. Ist man normal, wenn man mit sich selbst ins Zwiegespräch geht? Braucht man einen Psychologen?

Erklärungen und Problemlösungen

Zunächst einmal können Ärzte alle Menschen, die gern mal Selbstgespräche führen, beruhigen. Die Gespräche ohne echten Gesprächspartner sind nicht krank. Vielmehr ist sogar das Gegenteil der Fall. Selbstgespräche sind für das Gehirn eine gute Möglichkeit, Gedanken zu ordnen und Ideen zu verfeinern.

Das menschliche Gehirn ist sehr darauf trainiert, mit anderen zu sprechen. Das hat in der Entwicklung dazu geführt, dass man auch sich selbst Ideen und Sachverhalte besser verständlich machen kann, wenn man sie laut ausspricht. Wer beispielsweise für eine Prüfung lernt, sollte das nicht immer still tun, sondern sich einfach einmal hinstellen und sich selbst eine Prüfungsfrage laut beantworten.

Motivation und Prophezeiungen

Selbstgespräche helfen aber nicht nur beim Erklären und Finden von Problemlösungen, sondern dienen auch der Motivation. Psychologen empfehlen Menschen mit Selbstzweifeln vor einer Prüfung oder Präsentation, sich im Spiegel in die Augen zu sehen und sich selbst Mut zu machen. Dadurch kann man sich

  • selbst motivieren,
  • beruhigen und
  • einsatzbereit machen.

Dieses Spiel funktioniert im Übrigen auch andersherum: Wer sich immer wieder selbst sagt, dass er schlecht ist und versagen wird, der demotiviert sich und macht das Selbstgespräch übers Versagen schnell zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung.

Pathologische Selbstgespräche

Selbstverständlich gibt es auch krankhafte Selbstgespräche, so die Psychologen. Spricht man beispielsweise mit Stimmen im eigenen Kopf, mit "Menschen", die man im Raum sieht, die aber nicht da sind, dann handelt es sich um Wahnvorstellungen und Schizophrenie. Die meisten Menschen, die Selbstgespräche führen, wissen aber ganz klar, dass sie nur mit sich selbst reden.