Merkmale einer Sprachbehinderung

Unter dem Begriff Sprachbehinderung fasst man verschiedene Störungen im Sprachbereich zusammen. Dazu gehören u.a. Sprachentwicklungsverzögerungen, Sprechstörungen oder Störungen des Redeflusses. Im Fall einer Stummheit ist Sprechen überhaupt nicht möglich. Lesen Sie über die möglichen Ausprägungsformen einer Sprachbehinderung und holen Sie sich Tipps zur Kommunikation.

Von Jens Hirseland

Unter einer Sprachbehinderung versteht man Störungen in unterschiedlichen Bereichen, wie

  • dem Redefluss
  • dem Sprechen
  • der Stimme
  • der Verwendung von sprachlichen Strukturen
  • dem Spracherwerb

Sprachbehinderungen treten in verschiedenen Ausprägungen auf und reichen von Sprachentwicklungsverzögerungen bis hin zu Stummheit. Mögliche Formen, je nach betroffenem Bereich, sind etwa

  • Stottern
  • Sprechstörungen
  • Aphasie sowie
  • Sprachentwicklungsstörungen.

Sprachentwicklungsverzögerungen

Von einer Sprachentwicklungsverzögerung ist die Rede, wenn es bei einem Kleinkind zu einem zeitlich verzögerten Spracherwerb kommt. Die meisten Babys bilden erste Worte ab ungefähr einem Jahr.

Vorher brabbeln sie vor sich hin oder bilden Silben. Setzt die Sprachentwicklung jedoch erst im Alter von zwei Jahren ein, handelt es sich um eine Sprachentwicklungsverzögerung.

Ursachen

Die Ursachen für einen zeitlich verzögerten Spracherwerb sind vielfältig. So kann die Verzögerung neurologische oder genetische Gründe haben. Aber auch mangelhafte Zuwendung oder Vernachlässigung des Kindes spielen eine Rolle.

In den meisten Fällen sind jedoch

  • eine Schallleitungsschwerhörigkeit
  • eine Innenohrschwerhörigkeit
  • Taubheit
  • Autismus oder
  • eine geistige Behinderung

die Ursache des Problems.

Folgen

Durch eine Sprachentwicklungsverzögerung besteht die Gefahr, dass es zu schwerwiegenden allgemeinen Entwicklungsstörungen kommt, da sich das Kind nicht richtig mitteilen kann. Nicht selten leidet der Denk- und Lernprozess unter einer anhaltenden Sprachentwicklungsverzögerung.

Bei einer Sprachentwicklungsverzögerung ist es wichtig, einen Arzt zu Rate zu ziehen, um die Ursache der Störung zu ergründen. Als Behandlungsmöglichkeit kommt eine Sprachtherapie infrage.

Taube Frau beim Nachahmen und Erlernen der Gebärdensprache
Taube Frau beim Nachahmen und Erlernen der Gebärdensprache

Sprechstörung

Bei einer Sprechstörung sind die Betroffenen nicht in der Lage, Sprachlaute flüssig und richtig wiederzugeben. Im Unterschied zur Sprachstörung handelt es sich jedoch lediglich um eine Beeinträchtigung der motorisch-artikularischen Fertigkeiten.

So ist das eigentliche Sprachvermögen unversehrt. In manchen Fällen treten Sprechstörungen und Sprachstörungen zusammen auf.

Merkmale

Ein typisches Merkmal von Sprechstörungen ist die Störung des Redeflusses. Dabei kann es sich um

handeln.

Sprachstörung

Bei einer Sprachstörung liegt eine Beeinträchtigung von Sprachvermögen und Sprachaufbau vor. Zu den Sprachstörungen werden Sprachabbau- und Sprachverlustsyndrome wie

  • Dysphasie
  • Aphasie oder
  • das Landau-Kleffner-Syndrom

gezählt. Doch auch im Rahmen einer Demenzerkrankung kann es zu einem Sprachabbau kommen. Sprachstörungen zeigen sich besonders oft im Kindesalter - informieren Sie sich hier.

Stummheit

Im Falle einer Stummheit ist die betroffene Person nicht in der Lage zu sprechen. Stummheit kann bereits aufgrund von genetischen Defekten angeboren sein oder im Laufe des Lebens erworben werden. Mögliche Gründe dafür sind

Differenzierung

Man unterscheidet auch zwischen Hörstummheit (Audimutitas) und Lautstummheit. Bei einer Hörstummheit kann der Betroffene zwar hören, ist aber nicht imstande zu sprechen. Von einer Lautstummheit spricht man, wenn die Laute im Gehirn nicht korrekt zusammengefügt werden. Der Stumme versteht dann den Sinn des Gehörten nicht.

Stummheit hat meist fatale Auswirkungen auf das Sozial- und Arbeitsleben. Nicht selten leiden die Betroffenen unter sozialer Isolation und Diskriminierung.

Tipps zur Kommunikation

Geht es um die Kommunikation mit Menschen, die von einer Sprachbehinderung betroffen sind, kann man als Gesprächspartner in einige Fettnäpfchen treten. Allgemeine Tipps zu geben ist nicht unbedingt einfach, da das Spektrum an Sprachbehinderungen nicht gerade klein ist. Hinzu kommt, dass jede davon andere Auswirkungen auf den Betroffenen haben kann und Menschen generell ganz unterschiedlich sind und entsprechend unterschiedlich mit ihrer Behinderung umgehen, besonders wenn es darum geht, Kontakt mit anderen Menschen herzustellen.

Collage mit allen Buchstaben des Fingeralphabets (Gebärdensprache)
Collage mit allen Buchstaben des Fingeralphabets (Gebärdensprache)

Dennoch gibt es einige generelle Ratschläge, die man befolgen kann. Sollte man zum einen nicht direkt davon ausgehen, dass auch eine geistige Behinderung vorliegt. Am besten ist, man stellt eine Frage und wartet einfach ab, ob man eine Antwort erhält und in welcher Form.

Stattdessen mit einem Menschen ohne geistige Behinderung wie mit meinem Kind zu sprechen, wird mit Sicherheit nicht gut ankommen. Auch sollte man die Person nicht einfach übergehen und sich direkt an die Begleitperson wenden, wenn es eine solche gibt.

Viele Menschen schämen sich, noch einmal - oder ein weiteres Mal - nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, etwa, weil der Gesprächspartner stottert. Doch dieser wird frustriert sein, wenn er bemerkt, dass man ihn nicht versteht.

Auch wenn man es als unangenehm empfinden sollte, ist es besser, noch mal nachzuhaken. Anderenfalls wird ein angenehmes Gespräch wohl kaum möglich sein. Der- oder diejenige mit Sprachbehinderung wird dies als Interesse deuten.

Des Weiteren ist es notwendig, Geduld zu zeigen. Bei einer Behinderung fällt es Betroffenen häufig besonders schwer, Kontakt mit fremden Menschen aufzunehmen, geschweige denn, sich zu öffnen. Wenn man selbst ruhig und geduldig bleibt, kann dies den beeinträchtigten Menschen helfen, ebenso ruhig zu bleiben, was sich in vielen Fällen auch positiv auf die Sprache auswirken wird.

Telefonieren fällt Betroffen häufig deutlich schwerer als ein persönliches Gespräch, da es nicht möglich ist, sich mit Mimik und Gestik weiter zu helfen. Sofern möglich, sollte man Alternativen anbieten und statt eines Gesprächs via Telefon eine Kommunikation per SMS oder Mail anbieten.