Merkmale von Integrationskindergärten und schulischer Integration

Unter einem Integrationskindergarten und entsprechend einer Integrationsschule versteht man einen Kindergarten bzw. eine Schule, die sowohl von Kindern mit Behinderungen als auch von normal entwickelten Kindern besucht werden. Auf diese Weise können die Kinder voneinander lernen. Informieren Sie sich über die Merkmale und Vorzüge von integrativen Kindergärten und Schulen.

Von Jens Hirseland

Inklusive Pädagogik

Unter inklusiver Pädagogik versteht man ein gemeinsames Erziehungs- und Bildungssystem für Kinder mit und ohne Behinderung. Dieses lässt sich sowohl auf den Kindergarten als auch auf die Schule beziehen und schließt auf diese Weise Kinder bzw. Schüler mit Beeinträchtigungen nicht aus.

Dabei wird grundsätzlich auf mehrere Erzieher bzw. Lehrer gesetzt, sodass jedem Kind die bestmögliche Förderung zuteil werden kann. Gleichzeitig soll es die Chance bekommen, seine Potenziale entsprechend auszuschöpfen.

Bereits im Kindergarten können Eltern auf ein solches Integrationsangebot zurückgreifen...

Merkmale und Vorzüge eines Integrationskindergarten

In einen so genannten Integrationskindergarten gehen neben gesunden Kindern auch Kinder, die unter körperlichen oder geistigen Behinderungen oder Schwächen leiden. Dazu gehören zum Beispiel Kinder, die von

betroffen sind. Durch diese besondere Frühförderung ist es betroffenen Schülern später leichter möglich, in eine reguläre Schule zu gehen, und auch als Erwachsener profitieren sie davon. Um dies zu ermöglichen, gehören je nach Behinderungsart beispielsweise auch

  • sensorische Förderung
  • sprachliche Förderung
  • psychologische Betreuung
  • soziale Betreuung
  • ergotherapeutische Betreuung und
  • physiotherapeutische Arbeit

zu den schulischen Angeboten.

Voneinander lernen

Ziel und Zweck von Integrationskindergärten ist es, gesunde und kranke Kinder voneinander lernen zu lassen. Das heißt, dass die Betreuung von Behinderten und Gesunden nicht, wie sonst üblich, separat stattfindet. Stattdessen mischen sich die behinderten Kinder unter die gesunden Altersgenossen.

Auf diese Weise wird den behinderten Kindern mehr Selbstbewusstsein sowie das Gefühl dazu zu gehören, vermittelt. Die gesunden Kinder lernen schon frühzeitig Hemmschwellen gegenüber Menschen abzubauen, die unter körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen leiden, denn wer schon von Kleinauf daran gewöhnt ist, mit andersartigen Menschen umzugehen, wird auch im späteren Leben keine Probleme bei der Kontaktaufnahme haben.

Aufbau und Organisation

In den meisten Integrationskindergärten ist es üblich, lediglich eine kleine Anzahl an behinderten Kindern zu betreuen. Je nach Stärke der Behinderung und der Größe der jeweiligen Kindergartengruppe, sind es meist zwei bis fünf Kinder.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Kindergärten stehen in einem Integrationskindergarten mehr Erzieher und Betreuer zur Verfügung. Dadurch wird sichergestellt, dass jedes Kind die Förderung bekommt, die es braucht. Obwohl Kritiker von Integrationskindergärten bemängeln, dass nur die behinderten Kinder von dieser Einrichtung Vorteile hätten, wird das Lerntempo nicht an den schwächsten in der Gruppe orientiert.

Unterschiedliche Phasen

So bekommen alle Kinder in den Gruppen gleiche Möglichkeiten, um sich zu entfalten und weiterzuentwickeln. Zu diesem Zweck werden sie phasenweise voneinander getrennt betreut und dann wieder gemeinsam. In den Phasen, in denen die Kinder zusammen sind, spielen, basteln oder singen sie miteinander.

Besondere Angebote

Integrationskindergärten gelten vor allem deshalb als pädagogisch wertvoll, da den Kindern dort soziales Bewusstsein vermittelt wird. Dabei lernen sie schon im frühen Alter gegenseitig Rücksicht aufeinander zu nehmen und Verantwortung gegenüber den schwächeren Mitgliedern der Gruppe zu tragen.

Zahlreiche Integrationskindergärten bieten zudem zusätzliche Angebote an. Dazu gehören unter anderem

Damit die behinderten Kinder abgeholt werden können, steht oftmals ein Fahrdienst zur Verfügung.

Lächelnde Mutter trägt lächelndes, behindertes Kind mit Down-Syndrom auf dem Rücken Huckepack
Lächelnde Mutter trägt lächelndes, behindertes Kind mit Down-Syndrom auf dem Rücken Huckepack

Auch nach der Kindergartenzeit können Kinder von den Inklusionsangeboten profitieren...

Merkmale und Vorzüge einer inklusiven Schule

Die meisten Eltern von behinderten Kindern wünschen sich, dass ihr Kind trotz seines Handicaps so normal wie möglich aufwächst und Kontakte zu gleichaltrigen Kindern hat. Was das deutsche Schulsystem anbelangt, sieht die Realität jedoch anders aus.

So werden an allgemeinen Schulen nur rund 14 Prozent aller Kinder, bei denen ein besonderer Förderungsbedarf besteht, unterrichtet. Alle anderen müssen einen schulischen Sonderweg einschlagen.

Behinderte Kinder in Förderschulen

Die meisten behinderten Kinder erhalten, nachdem ihre Behinderung oder Erkrankung festgestellt wurde, eine spezielle Frühförderung an entsprechenden Förderzentren. Danach besuchen sie eine Förderschule, in der sie rundum versorgt werden.

Für die Eltern ergibt sich daraus der Vorteil, dass sie sich nicht um den Schulweg und die Erstattung der Kosten kümmern müssen. Außerdem sind die Kinder mit anderen behinderten Kindern zusammen und erhalten eine Betreuung von speziell ausgebildeten Kräften. Druck durch Noten oder Nichtversetzung gibt es in diesen Schulen nicht.

Dennoch wünschen sich viele Eltern, dass ihr Kind eine allgemeine Schule, die in der Nähe liegt, besuchen kann. So befürchten sie durch den Besuch einer Förderschule Nachteile für ihr Kind, wie

  • Stigmatisierung
  • soziale Isolation
  • zu geringe Herausforderungen beim Lernen oder
  • unzureichende Lernerfolge.

Darüber hinaus können die meisten Besucher einer Förderschule keinen Schulabschluss absolvieren, sodass sie keinen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt erhalten. Stattdessen werden 90 Prozent aller Schüler in Behindertenwerkstätten oder speziellen Rehabilitationsprogrammen untergebracht.

Des Weiteren empfinden viele die Zugehörigkeit zu dieser Schulform als Makel und schämen sich dafür. Nicht selten wird der Förderschulstatus als belastend und sogar diskriminierend empfunden.

Inklusive Schulen

Eine Alternative zu Förderschulen für behinderte Kinder stellen so genannte inklusive Schulen dar. Dabei handelt es sich um Schulen, die allen Kindern und Jugendlichen gleiche Bildungschancen eröffnen, unabhängig davon, wie ihre individuellen Voraussetzungen und Lebenslagen sind.

Das heißt, dass eine inklusive Schule sowohl für gesunde als auch für behinderte Kinder da ist, was natürlich ein hohes Maß an Individualisierung erfordert. Mittlerweile berücksichtigen immer mehr Schulen die Heterogenität der Schüler und verändern deswegen ihre Lernformen.

Als wichtige Kriterien für eine gute inklusive Schule gelten eine individuelle Förderung, die dem Einzelnen gerecht wird, erziehender Unterricht sowie das Erleben der Schule als Gemeinschaft. An inklusiven Schulen wird kein Unterschied gemacht, ob ein Kind körperlich oder geistig behindert, autistisch, unauffällig oder hochbegabt ist. Stattdessen stehen die Fähigkeiten des Kindes und sein vorhandenes Lernpotential im Vordergrund.

Dabei wird der Unterricht zieldifferent durchgeführt. So lernen nicht alle Kinder immer zur gleichen Zeit den gleichen Stoff.

Stattdessen erhalten sie genügend Lernhilfen und Zeit. Auf diese Weise können sie auf ihrem Niveau lernen.

Grundlage für diesen entwicklungsorientierten Unterricht bildet die individuelle Ausgangsposition des Kindes. Daher stellen inklusive Schulen Lernangebote für gesunde Kinder sowie spezielle Entwicklungsangebote für behinderte Kinder zur Verfügung.

Zielgleiche Integration

Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, die Schüler zielgleich zu unterrichten. Dies gelingt jedoch nur unter der Voraussetzung, dass der Nachteilsausgleich sichergestellt werden kann. Dies lässt sich etwa durch technische Hörhilfen für Kinder mit Hörbeeinträchtigung sowie spezielle Sehhilfen für Kinder mit Sehbehinderung erzielen.