Barrierefreiheit - "barrierefrei", "barrierearm", "behindertengerecht" und "altengerecht"

Je nach Alter sowie körperlicher oder geistiger Konstitution muss eine Wohnung bestimmte Eigenschaften aufweisen. Was aber verbirgt sich hinter Begriffen wie der Barrierefreiheit und der Barrierearmut? Worin unterscheiden sich alters- von behindertengerechten Räumlichkeiten? Informieren Sie sich über die wichtigsten Aspekte des Themas Barrierefreiheit.

Britta Josten
Von Britta Josten

Barrierefreiheit - eine Definition

Der Begriff "Barrierefreiheit" beschreibt das Gestalten der Umwelt - dazu zählen sowohl bauliche als auch informative Angebote - auf eine Art und Weise, die es auch Menschen mit Beeichträchtigungen erlaubt, sie ohne zusätzliche Hilfen zu nutzen bzw. wahrzunehmen. Durch Barrierefreiheit können bestimmte Einrichtungen oder Gegenstände auch von Menschen mit Behinderungen uneingeschränkt genutzt werden. Dadurch wird Behinderten eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht, was auch zur Stärkung ihres Selbstbewusstseins beiträgt.

Als barrierefrei gelten laut dem Behindertengleichstellungsgesetz vom 1. Mai 2002

  • Verkehrsmittel
  • bauliche Anlagen
  • Informationsverarbeitungssysteme
  • Kommunikationseinrichtungen
  • visuelle und akustische Informationsquellen sowie
  • andere Bereiche des Lebens,

die von behinderten Menschen in der Weise, die allgemein üblich ist, ohne fremde Hilfe oder besondere Erschwernis genutzt werden können.

Beispiele

Dazu gehören zum Beispiel

So stehen beispielsweise barrierefreie Internetseiten für Sehbehinderte zur Verfügung. Zu einer barrierefreien Einrichtung gehört nicht nur, dass sie sich beispielsweise mit einem Rollstuhl erreichen lässt, sondern auch sinnvoll genutzt werden kann.

So sollten unter anderem Informationen für sehbehinderte Menschen verfügbar sein. Kann dagegen ein Haupteingang nicht von Menschen im Rollstuhl durchquert werden, ist in diesem Fall keine Barrierefreiheit gewährleistet.

Behinderte Menschen müssen also in der Lage sein, ein Gebäude oder eine Einrichtung zu nutzen, ohne dass eine langwierige Beantragung oder Anmeldung nötig ist. Außerdem sollte eine barrierefreie Einrichtung von einem behinderten Menschen allein und ohne fremde Hilfe genutzt werden können. Dazu gehört zum Beispiel, dass ein Rollstuhlfahrer einen Bereich aus eigener Kraft erreicht oder das ein blinder Mensch eine akustische Ausgabe allein bedient.

Barrierefreiheit im weiteren Sinn

Mit dem Begriff der Barrierefreiheit wird hierzulande auch häufig die Bezeichnung "Behindertengerecht" gleichgesetzt. Allerdings beschreibt diese nicht alle bedeutenden Faktoren.

So können nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen, also behinderte oder ältere Personen, davon profitieren. Auch etwa Menschen mit Kleinkindern, die mit Kinderwagen unterwegs sind, nutzen die entsprechenden Optionen. Unterm Strich geht es also darum, die Bedürfnisse sämtlicher Personengruppen zu berücksichtigen.

Großes blaues Behindertenparkplatz-Zeichen auf Asphalt, darauf ein Rollstuhlfahrer
Großes blaues Behindertenparkplatz-Zeichen auf Asphalt, darauf ein Rollstuhlfahrer

Besonders im Wohnbereich spielt Barrierefreiheit eine bedeutende Rolle...

Im Haushalt

Gerade für Mieter und Vermieter sowie Käufer und Verkäufer ist es wichtig, alle individuellen Wünsche und Bedürfnisse des Wohnraums bestmöglich abzudecken. Doch nicht immer ist sofort erkennbar, welche Definition sich hinter einem Begriff befindet.

Eigenschaften wie "barrierefrei" und "barrierearm" mögen sich, grob betrachtet, durchaus ähneln. Dennoch unterscheiden sich beide Attribute erheblich. Für Personen, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind, kann die eine Wohnung bewohnbar, die andere mit erheblichen Hindernissen versehen sein.

Das Lesen der jeweiligen Ausschreibung übernimmt daher die wichtige Funktion, den Interessenten mit allen relevanten Informationen zu versehen. Es leistet aber nicht die Notwendigkeit, die meist nur knapp angerissenen Worthülsen auch tatsächlich mit Leben zu füllen, sie zu erklären und damit verständlich zu gestalten.

Immerhin beeinflussen die Eigenschaften der Wohnung die Entscheidung darüber, ob diese gekauft, gemietet - oder nicht bezogen wird. Nachfolgend sollen vier der wichtigsten Begriffe in Bezug auf alters- und behindertengerechte Räumlichkeiten daher definiert werden.

Barrierefrei

Hinter dem Begriff der Barrierefreiheit verbirgt sich die Aussage, dass die Wohnung ohne jegliche Einschränkungen auskommt. Die Räume zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie

  • nicht oder nicht ausschließlich über Treppen erreichbar sind
  • Türen mit verbreiterten Öffnungen aufweisen und
  • auf alle denkbaren Schwellen verzichten.

Personen, die über beeinträchtigte körperliche und geistige Fähigkeiten verfügen, sich mit einer Gehhilfe fortbewegen oder auf einen Rollstuhl angewiesen sind, können sich somit in den einzelnen Zimmern frei und ohne weitere Hilfe aufhalten. Allerdings liegt das Manko in dem Umstand, dass solche barrierefreien Wohnungen gegenwärtig fast ausschließlich bei einem Neubau angeboten werden.

Der Aufwand, bereits bestehende oder sogar ältere Häuser entsprechend umzurüsten, wird als sehr hoch und kostenintensiv angesehen. Dennoch wäre es selbst hier möglich, alle genannten Eigenschaften so zu errichten, dass sich für den Bewohner keinerlei Einschränkungen innerhalb der Wohnung, im Haus sowie im dazugehörigen Garten ergeben. Weitere Informationen zur Barrierefreiheit im wohnlichen Bereich erhalten Sie hier.

Barrierearm

Im Gegensatz zu einer barrierefreien weist eine barrierearme Wohnung gewisse Einschränkungen auf, reduziert diese aber auf ein möglichst geringes Maß. Bauliche Hindernisse, die in dem Vorhandensein einiger weniger Schwellen und Stufen gesehen werden, sind diesem Wohnraum daher zugehörig.

Nicht selten kommt es außerdem vor, dass an sich keine erkennbaren Barrieren vorliegen, aber die Anordnung der einzelnen Zimmer nicht dazu geeignet ist, sich darin frei und ohne Hilfe zu bewegen. Ebenso wäre es vorstellbar, dass einzelne Einrichtungen wie Schränke und Türen in der Wohnung sowie der Postkasten oder der Fahrradständer am Haus schwerer zugänglich sind, nur mit - wenn auch geringem - Kraftaufwand geöffnet werden können oder zu hoch angebracht wurden.

In einigen Fällen wird selbst eine so genannte psychologische Barriere erkannt, die etwa dann vorliegt, wenn sich der Bewohner in den engen Räumlichkeiten unwohl fühlt oder dort zu Ängsten neigt. Gleichfalls, wenn der Geräuschpegel innerhalb des Hauses erhöht ist und die übrigen Mietparteien und die viel befahrene Straße akustisch wahrgenommen werden können.

Behindertengerecht

Eine behindertengerechte Wohnung weist nicht alleine einen Verzicht auf jegliche Barrieren auf. Sie geht darüber hinaus noch einen Schritt weiter und hilft dem Bewohner bei diversen Anwendungen und Verhaltensweisen des täglichen Lebens. Zunächst sind die Räumlichkeiten sehr großzügig gewählt.

  • Türen und Flure sind selbst mit Gehhilfen begehbar oder können mit dem Rollstuhl befahren werden.
  • Zudem befinden sich Griffe und Halterungen an den Wänden und hier insbesondere an alle wichtigen Orten wie der Toilette oder dem Bad.
  • Die sanitären Anlagen verfügen über Einstiegshilfen sowie Armaturen, die sich als äußerst benutzerfreundlich präsentieren.

In der Küche oder dem Arbeitszimmer sind nahezu alle Einrichtungen höhenverstellbar oder können anderweitig mühelos justiert werden. Zwischen der Wohnung und dem Garten liegen keine Hindernisse vor.

Statt eines Kellers werden meist alternative Räumlichkeiten zur Aufbewahrung eigener Güter bereitgestellt. Das Haus ist mit Rampen sowie leicht bedienbaren Fenstern und Türen versehen. Ein unmittelbar an das Gebäude angrenzender Parkplatz ist behindertengerecht und somit barrierefrei angelegt worden.

Altengerecht

Die altengerechte Wohnung unterscheidet sich von jener, die für Personen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen konzipiert wurde, zunächst nur geringfügig - aber entscheidend. So können sehr wohl Treppen vorhanden sein, müssen aber beidseitige Handläufe aufweisen oder sogar mit einem alternativ nutzbaren Fahrstuhl versehen sein.

Diverse Einrichtungen der Wohnung, die mit akustischen Signalen verbunden sind, müssen gut hörbar eingestellt werden. Zu denken wäre dabei etwa an die Klingel. Eine Option, den Notruf schnell und mühelos zu wählen, sollte in jedem Zimmer nutzbar sein.

Einstiegshilfen und Möglichkeiten der einfachen Bedienung gehören zu den sanitären Anlagen dazu. Hier wäre darüber hinaus auf jegliche Vermeidung sonstiger Gefahren zu achten, die etwa aus dem Rutschen auf nassem Boden resultieren können. Schränke und Türen sind leicht zu verwenden und können idealerweise sogar individuell auf den Bewohner eingestellt werden.

Alle Räumlichkeiten und deren Innenleben lassen sich ohne weitere Hilfe gebrauchen. Etwaige Kabel werden verdeckt angebracht, um Stolperfallen zu beseitigen. Die Sitz- und Liegemöbel weisen eine höhere Sitz-/Liegefläche auf, um das Niederlassen oder Aufstehen zu vereinfachen.

In weiteren Bereichen

Neben dem wohnlichen Bereich findet Barrierefreiheit in vielen weiteren Bereichen einen Nutzen. Beim barrierefreien Bauen kommt es auf für jeden frei zugängliche öffentliche Gebäude sowie Orte an. Hierzu zählen beispielsweise auch barrierefreie Spielplätze. Der Bereich barrierefreie Kommunikation und Information beinhaltet Untertitel, Gebärdensprache, Höranlagen und Co.

Des Weiteren gibt es das barrierefreie Arbeiten am und mit dem Computer. Dazu zählt vor allem Bedienung des Computers ansich, beispielsweise durch Augensteuerung oder Vorlesesystem. Schließlich gibt es auch immer mehr barrierefreie Apps für mobile Geräte sowie barrierefreie Werbung.

Vorzüge und Grenzen

Durch die zunehmende Barrierefreiheit in der Öffentlichkeit steigt auch das Selbstbewusstsein von behinderten Menschen. Während sie früher oft fremde Hilfe benötigten, um bestimmte Dinge erledigen zu können, schaffen sie es heute dank barrierefreier Einrichtungen meist allein. So können Behinderte leichter und selbstbestimmter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Allerdings stößt auch die Barrierefreiheit an ihre Grenzen. So ist es nicht immer möglich, den verschiedenen Formen von Behinderungen gerecht zu werden. Manchmal erschweren mangelnde Informationen das Anlegen von behindertengerechten Einrichtungen.

Auch durch die Natur werden Hindernisse geschaffen, die von behinderten Menschen nur schwer überwunden werden können. Dazu gehören unter anderem Wälder, Strände oder Felswände. In manchen Fällen lässt sich aber durch spezielle Waldwege oder Bootsstege auch dort Barrierefreiheit erreichen.

Barrierefrei leben - Illusion oder Realität?

Der Begriff Barrierefreiheit umfasst vielfältige Bereiche und Situationen im Leben. Oftmals verbindet man mit ihm jedoch nur die behindertengerechten Bauanlagen und Verkehrsmittel.

Vielmehr ist damit die Zugänglichkeit und Benutzbarkeit von Gebäuden und Informationen für alle Menschen gemeint, egal ob sie im Rollstuhl sitzen, Mütter mit Kinderwagen, blind oder gehörlos sind oder ob es sich um ältere Menschen handelt. So steigt zum Beispiel laut Statistischem Bundesamt die Zahl der 80jährigen und Älteren von derzeitigen 4 Millionen auf 10 Millionen im Jahr 2050.

Gleiches Recht für alle

Um allen Menschen gerecht zu werden, gibt es Lebensbereiche, in denen Barrierefreiheit herzustellen ist. Darunter fallen

  • bauliche Anlagen
  • Verkehrsmittel
  • das Internet
  • der kulturelle Sektor

oder kurz gefasst all das, was von Menschen gestaltet wird. Nur die natürlichen Lebensbereiche sollen unverändert bleiben, wie ein Strandabschnitt, Waldgebiete oder ähnliches. Dank Antidiskriminierungskampagnen wurden Umbauarbeiten vieler öffentlicher Einrichtungen veranlasst und auch Geräte und Maschinen so gestaltet, dass sie von jedem Menschen, unabhängig von eventuell vorhandenen Behinderungen, uneingeschränkt benutzt werden können.

Mit positivem Beispiel vorangehen

In Rheinland Pfalz existiert ein Projekt zwischen der Deutschen Telekom und der Rhein-Zeitung, welches es ermöglicht, dass Menschen mit Sehbehinderungen die Informationen der Tageszeitung erlangen können. Mithilfe moderner Technik wird die Zeitung auf Abruf vorgelesen.

Alles, was der Nutzer braucht, ist ein Telefon. Die Navigation erfolgt dann über Sprachbefehle.

Da der Idealzustand im barrierefreien Leben noch längst nicht erreicht ist, kann jeder Mensch helfen, dem Zustand näher zu kommen. Wenn alle Menschen aufmerksam sind und den Menschen helfen, die aufgrund ihrer Einschränkungen benachteiligt sind, so kämen wir einen großen Schritt weiter.