Analphabeten haben laut Studie ein erhöhtes Demenzrisiko

Demenz tritt bei Menschen mit Analphabetismus häufiger und früher auf

Von Cornelia Scherpe
23. Dezember 2019

Kaum oder gar nicht lesen und schreiben zu können, wird als Analphabetismus bezeichnet. Allein in Deutschland gelten 7,5 Millionen Menschen als Analphabeten. In anderen Ländern liegen die Werte noch deutlich höher, darunter auch in westlichen Nationen wie den USA.

Eine aktuelle US-Studie zu Analphabetismus und Demenz zeigte kürzlich einen bedenklichen Zusammenhang. Die Forscher arbeiteten mit 983 Immigranten aus der Domini­kanischen Republik. Die Männer und Frauen waren im Durchschnitt 77 Jahre alt und kamen aus Regionen, in denen es in ihrer Jugend kaum Schulen gegeben hatte. Beim vertraulichen Nachfragen gaben 25 Prozent zu, komplette Analphabeten zu sein. Diese 237 Personen absolvierten gemeinsam mit der Kontrollgruppe im Abstand von 18 Monaten Tests zu Gedächtnisleistung, Sprache und visueller Fitness.

Bereits bei der ersten Testreihe zu Beginn der Studie zeigte sich bei 83 Analphabeten eine Demenz. Das entspricht einer Quote von 35 Prozent. In der Kontrollgruppe mit 746 Personen waren 134 betroffen, was nur 18 Prozent sind. Das erhöhte Risiko der Analphabeten blieb auch dann bestehen, wenn verzerrende Faktoren wie Alter, bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die allgemeine finanzielle Situation aus der Rechnung entfernt wurden. Analphabeten hatten das dreifache Risiko für eine Demenz zu tragen.

Während nun der Beobachtungszeitraum der Studie lief, traten in beiden Teilgruppen weitere Krankheitsfälle auf. In 3 1/2 Jahren kam die Gruppe der Analphabeten auf 114 Erkrankungen insgesamt. Das sind 48 Prozent der Teilgruppe. Die Kontrollgruppe lag bei 201 Diagnosen, was ein Risiko von 27 Prozent bedeutet. Die Gefahr, während des weiteren Lebensverlaufes an Demenz zu erkranken, blieb demnach auch im hohen Alter für Analphabeten doppelt so hoch.

Über die Gründe können die Forscher nur Vermutungen anstellen. Vermutlich trainiert das regelmäßige Lesen und Schreiben über die Lebensjahrzehnte das Gehirn. Bleibt diese Stärkung aus, tritt Demenz früher auf.