Tokio: Künstlerin entwirft erfolgreiches Café-Konzept mit unfreundlichen Bedienungen

Kunstprojekt: Kellner im Café Rottenmeier in Tokio weisen die Jugendlichen in ihre Schranken

Von Frank Hertel
14. Januar 2011

In einer temporären Kunstaktion auf dem Festival Tokyo war das "Café Rottenmeier" ein großer Erfolg. 500 Besucher staunten jeden Tag über den großen Kontrast zu normalen japanischen Lokalen.

Japan hat die im Schnitt älteste Bevölkerung der Welt. Paradoxerweise entstand daraus ein gewaltiger Jugendwahn. Gegen den wollte die 43-jährige Künstlerin Miwa Yanagi mit ihrem neuen Café-Konzept protestieren.

Das Besondere am "Café Rottenmeier" sind die Bedienungen. Sie sind zwischen 24 und 77 Jahre alt, schauen grimmig, weisen Jüngere zurecht, tragen Schürze und Haube und sind nicht gerade zuvorkommend. Sie sind also weder freundlich, noch niedlich, noch jugendlich, und damit unterscheiden sie sich krass von den Bedienungen in "normalen" japanischen Cafés.

Frau Rottenmeier als Vorbild

Vorbild für die teilweise auch auf alt geschminkten Kellnerinnen im Kunstlokal ist Frau Rottenmeier, die strenge Gouvernante aus dem Heidi-Film, der auf dem Roman von Johanna Spyri beruht und 1974 in Japan erstmals als Zeichentrickserie lief.

Die Künstlerin sagt, junge Leute wollen, dass man sie in ihre Schranken weist, die Alten sollen den Jungen sagen, wo es lang geht. Sie selbst freut sich sehr darauf, alt zu werden. Vielleicht macht sie dann ja ein echtes Café auf.

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