Eine Sonnenuhr im eigenen Garten - Modelle und Hinweise zum richtigen Standort

Die Entwicklungsspanne der Uhr reicht von der Elementaruhr bis hin zur präzisen Atomuhr. Dazwischen ist die Sonnenuhr eine derjenigen Uhren, die über einen langen Zeitraum hinweg ein maßgeblicher Zeitmesser war. Heutzutage ist die Sonnenuhr im heimischen Garten ein außergewöhnlicher Eyecatcher. Was die Bauarten angeht, unterscheidet man Horizontal- und Vertikalsonnenuhr. Sind Sie an einer Sonnenuhr in Ihrem Garten interessiert? Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Modelle sowie den richtigen Standort.

Von Kai Zielke

Aufbau und Funktionsprinzip einer Sonnenuhr

Für das gesellschaftliche und menschliche Miteinander ist eine Uhr mit der damit verbundenen Uhrzeit seit jeher unentbehrlich. Die Uhr wurde im Laufe der Jahrtausende weiterentwickelt und verfeinert. Zu den Elementaruhren aus vergangenen Zeiten gehören neben den Sand-, den Feuer-, den Wasser- oder den Sternuhren auch die Sonnenuhren.

Im Gegensatz zur Tageszeit mit Stunden, Minuten und Sekunden zeigt die Sonnenuhr als Tageszeit den sich verändernden Stand der Sonne am Himmel. Wie bei den gängigen Uhren auch, besteht die Sonnenuhr aus dem mit zwölf Stunden skalierten Ziffernblatt und einem Stab. Der hat die Funktion eines Zeigers und bewegt sich als ein linienförmiger Schatten während des Tages über das Ziffernblatt.

Die Tageszeit wird auf der Sonnenuhr anhand des Schattens angezeigt. Der Polstab gilt dabei als Schattengeber. Seine Ausrichtung erfolgt parallel zur Erdachse; der Neigunswinkel zur Erdoberfläche hängt also von dem Breitengrad ab.

Zudem gibt es die Stundenlinien. Der Schatten des Polstabs wandert im Tagesverlauf an diesen eingezeichneten Linien entlang und richtet sich dabei nach dem Sonnenstand. Man könnte ihn also als Zeiger bezeichnen, welcher auf die Skala, also die Linien, auftrifft.

Für die Sonnenuhr im eigenen Garten ist es ausreichend, im Stundenabschnitt die Tageszeiten angezeigt zu bekommen. Dafür eignet sich der eindimensionale Polstab.

Der veränderte Stand der Sonne am Himmel zeigt die Tageszeit an
Der veränderte Stand der Sonne am Himmel zeigt die Tageszeit an

Vom alten Ägypten in den heimischen Garten

Bis die Sonnenuhr ihren Weg zu öffentlichen Plätzen oder in private Gärten gefunden hat, sind viele tausend Jahre vergangen. Archäologische Funde belegen die Benutzung erster Sonnenuhren im Ägypten des Altertums schon im 13. Jahrhundert vor Christi Geburt.

Moderne Sonnenuhren für den Garten sind für das Sommer- sowie für das Winterhalbjahr zweigeteilt. Beide Uhren sind für MEZ, die Mitteleuropäische Zeit skaliert, während die astrologischen Datumslinien zusätzlich noch die ungefähre Tageszeit, also die originäre Sonnenuhrzeit, anzeigen.

Unterschiedliche Bauarten

Unterschieden wird in die beiden Bauarten Horizontal- und Vertikalsonnenuhr, was auf die Lage des Ziffernblattes hinweist. Die Horizontalsonnenuhr ist eine Ganztagssonnenuhr - sie kann die Tageszeiten vom frühen Morgen bis in den späten Abend hinein anzeigen.

Die Vertikalsonnenuhr wird vielfach an Gebäudewände montiert. Durch diese statische, also unveränderliche Position verliert sie ihre Funktion als Ganztagssonnenuhr.

Abhängig von den Jahreszeiten zeigt die Vertikalsonnenuhr mehr, aber auch weniger als zwölf Stunden täglich die Zeit. In vielen Fällen dient sie mehr dem Design von Haus und Garten - das ist ein Grund dafür, dass sie deutlich beliebter ist als die Horizontalsonnenuhr.

Für unseren Lebensraum in Mitteleuropa gelten die folgenden Sonnenuhren als gängige Modelle:

Äquatorialuhr

Bei der Äquatorialuhr stehen Ziffernblattebene und Gnomon im rechten Winkel oder parallel zueinander. Diese Sonnenuhr kann aus allen Richtungen eingesehen werden. Der Gnomon ist als Schattenstab der Schattenwerfer oder Schattenzeiger bei Sonnenuhren.

Horizontaluhr

Bei der Horizontaluhr ist die Lage des Ziffernblattes parallel zum Horizont. Auch sie ist aus allen Richtungen einsehbar.

Polare Ostuhr

Bei der Polaren Ostuhr ist die Auffallfläche nach Osten hin ausgerichtet. Sie zeigt die Vormittagstageszeiten an, so wie die Sonn im Osten aufgeht und über die Mittagszeit zum Süden weiterwandert.

Polare Süduhr

Für die Polare Süduhr ist eine exakte Südausrichtung erforderlich. Der Schatten verläuft kontinuierlich sowie ununterbrochen parallel zum Gnomon sowie zur Ziffernblattebene.

Polare Westuhr

Die Polare Westuhr bietet sich für eine ausschließlich nachmittägliche Anzeige an. Auch hier verläuft der Schatten, ebenso wie bei der Süduhr, ununterbrochen und kontinuierlich parallel zum Gnomon sowie zum Ziffernblatt.

Vertikaluhr

Die Vertikaluhr als Gegenstück zur Horizontaluhr erzeugt einen Schatten in der Zeit, in der die Sonne südlich von Osten nach Westen wandert. Sie eignet sich nicht als eine Ganztagessonnenuhr.

Vertikale Norduhr

Die Vertikale Norduhr ist hierzulande eher eine Seltenheit und auch nicht besonders geeignet. Nur dann, wenn die Sonne nördlich der vertikalen Ost-West-Achse steht oder erscheint, ist eine Schattengebung möglich.

Abweichende Vertikaluhr

Die Abweichende Vertikaluhr letztendlich weicht in den Vormittagsstunden östlich, und in den Nachmittagsstunden westlich ab. Hier werden vor- und nachmittags jeweils einige Stunden mehr angezeigt.

Abweichend heißt in diesem Sinne, dass eine korrekte Südausrichtung nicht möglich ist. Das sollte bei der Sonnenuhrkonstruktion berücksichtigt werden.

Ausrichtung der Sonnenuhr

Für die Genauigkeit einer Sonnenuhr ist ihre Lage in Bezug auf die Erdachse sowie auf die Horizontalebene ausschlaggebend. Ausgerichtet wird die Sonnenuhr in die Himmelsrichtung Norden. Der als Polstab bezeichnete Uhrzeiger muss auf den geografischen Nordpol zeigen, also genau dorthin ausgerichtet sein.

Wenn die Sonnenuhr im Garten durchgängig eine möglichst genaue Zeit anzeigen soll, dann muss es eine Horizontalsonnenuhr als Ganztagssonnenuhr sein. Sie steht frei, was nichts mit ihrer Größe zu tun hat.

Die kleinere oder kleine Sonnenuhr kann die Tageszeit ebenso genau anzeigen wie die große Bodensonnenuhr im öffentlichen Park. Entscheidend ist eine möglichst genaue Ausrichtung.

Die genaue Ausrichtung der Sonnenuhr ist ausschlaggebend für die Genauigkeit der Uhrzeit
Die genaue Ausrichtung der Sonnenuhr ist ausschlaggebend für die Genauigkeit der Uhrzeit

Kreiselkompass nutzen

Um das zu gewährleisten, hilft ein Kreiselkompass. Der richtet sich exakt nach der Drehachse aus und zeigt den geografischen Nordpol genau an.

Der Polstab der Sonnenuhr wird in einem bestimmten Steigungswinkel ausgerichtet. Dieser orientiert sich an dem Breitengrad des Standortes der Sonnenuhr.

Am Äquator liegt er waagerecht, am Nordpol zeigt er senkrecht nach oben. Der genaue Breitengrad des eigenen Standortes lässt sich im Internet auf unterschiedliche Weise recherchieren.

Die Nulllinie wird dadurch ermittelt, dass eine mit Wasser gefüllte Schale an die Sonnenuhr gestellt wird. Die Wasseroberfläche bildet die Nulllinie.

Jetzt kann mit einem Winkelmesser die infrage kommende Steigung ausgemessen, und der Polstab dementsprechend ausgerichtet werden. Nun arbeitet die Sonnenuhr im Garten im wahrsten Sinne des Wortes korrekt nach der Sonne.

Selber bauen

Mit einfachen Mitteln ist es auch möglich, sich selbst eine Sonnenuhr zu bauen. Diese mag zwar in Sachen Aussehen nicht unbedingt mit den kaufbaren Modellen vergleichbar sein, erfüllt aber dennoch ihren Zweck. Man benötigt einen Stab, den man in die Erde steckt oder je nach Standort anderweitig im Boden befestigt, sowie eine selbst angefertigte Skala mit entsprechenden Markierungen.

Die Einteilung der Skala erfolgt dadurch, dass man zu jeder vollen Stunde eine Markierung setzt, je nachdem, wo der Schatten gerade hinfällt. Hier wird die akutelle Uhrzeit eingetragen.

Dies wiederholt man so lange, bis man ein ganzes Ziffernblatt erhält. Bestenfalls wählt man für dieses Vorhaben einen sehr sonnigen Tag. Bei plötzlich schlechter werdendem Wetter kann man die Stundenmarkierungen natürlich auch nachholen.