Blüten im Eismantel - Obstbauern lassen Knospen zum Schutz vor Frost einfrieren

Damit die zarten Blüten ihrer Obstbäume nicht einfrieren, lassen Obstbauern diese durchgängig mit Wasser besprühen

Von Dörte Rösler
4. Mai 2015

Wenn die ersten Obstbäume blühen, liegt bereits ein Hauch von Sommer in der Luft. Nachts kann es aber noch richtig kalt werden - eine Gefahr für die empfindlichen Blüten. Sobald die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, startet in den Plantagen deshalb ein faszinierendes Schauspiel: die Frostschutz-Beregnung.

Blüte im Eispanzer

Was so sperrig klingt, ist eine unvergleichliche Naturschönheit. Um die Blüten vor dem Erfrieren zu schützen, hüllt die Beregnung sie in einen künstlichen Eismantel.

In starken Frostnächten rieselt das Wasser 12 Stunden lang über die Bäume. Morgens ist die ganze Plantage dann von einer glitzernden Eishülle überzogen.

Wie funktioniert der Frostschutz?

Eis gegen Erfrieren - was zunächst paradox klingt, beruht auf einer wesentlichen Eigenschaft von Wasser. Wenn es vom flüssigen in den festen Zustand wechselt, gibt es dabei Energie ab. Pro Liter exakt 335 Kilojoule. Hält man diesen Gefrierprozess nun dauerhaft in Gang, kann die freigesetzte Energie die Blüten und Knospen im Inneren des Eispanzers auf 0 Grad Celsius halten.

Voraussetzung ist allerdings, dass die Wärmeabgabe auf der Oberfläche nicht unterbrochen wird. Sonst entzieht die Verdunstungskälte den Blüten Energie: sie erfrieren. Solange die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt liegen, muss also ständig frisches Wasser auf die Bäume rieseln. Erst wenn die Morgensonne die Temperaturen über 0,5 Grad steigen lässt, kann der Bauer die Beregnung abschalten.

Für Hobbygärtner ist der Frostschutz durch Eis also keine Option. Es sei denn, sie sind bereit, die frostigen Nächte mit einem Schlauch im Garten zu verbringen. Einmaliges Besprengen der Pflanzen richtet dagegen größeren Schaden an als der pure Frost.