Die Baumschule - Geschichte, Anbaumethoden und mögliche Probleme

In einer Baumschule werden aufgeschult; sie gepflegt, überwacht und umsmorgt, bis sie ausgeliefert werden können. "Grün ist Leben - Baumschulen schaffen Leben!" Mit diesem Leitgedanken betreut der BdB, der Bund deutscher Baumschulen e.V. mit Sitz im schleswig-holsteinischen Pinneberg, bundesweit mehr als dreitausend Baumschulen, von denen die Mehrzahl dem BdB als Vereinsmitglied angehört. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Baumschule.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Die Baumschule ist ein Unternehmen, in dem auf Freiflächen, in Containern oder auch in Gewächshäusern, wie es fachlich heißt, aufgepflanzt wird. Die Pflanzen werden hier aufgeschult. Sie werden gesetzt, bilden Wurzeln und beginnen zu wachsen.

Aufgabenbereiche einer Baumschule

In der Baumschule werden sie so lange kultiviert, also gepflegt, überwacht und fachgerecht umsorgt, bis sie veräußert werden können. Baumschulen können mit Herstellern in der freien Wirtschaft verglichen werden. Wenn das Produkt hergestellt worden ist, dann wird es an den Handel verkauft, der es seinerseits an den Kunden als Endverbraucher weiterverkauft.

Baumschulen beliefern sowohl den Handel als auch den Endverbraucher. Händler sind vorwiegend Gartencenter, Obst- und Waldbauern. Gartenbesitzer können Pflanzen in Baumschulen nur in größeren Mengen, also für einen größeren bis hin zu großen Garten, kaufen. Ansonsten sind sie gern gesehene Kunden im Gartencenter.

Angebot

Die Formulierung "Baumschule" ist deswegen etwas irreführend, weil sich das Aufschulen nicht auf Bäume beschränkt. Aufgeschult werden

  • junge Bäume und Sträucher als Forstpflanzen
  • Ziergehölze wie beispielsweise Rosen
  • Obst- und Weingehölze, sowie
  • die verschiedenen Arten von Nadelbäumen als Weihnachtsbäume.

Der BdB gliedert das Baumschulenangebot in die Forst-, die Laub-, die Nadel-, die Obst- sowie in die Wildgehölze. Das Sortiment der Baumschulwirtschaft umfasst bei etwa siebzehntausend unterschiedlichen Gehölzen rund dreihunderttausend Artikel.

Laubgehölze werden mitunter für Gärten, öffentliche Anlagen, Parks und als Heckenpflanzen aufgeschult; dazu zählen auch Blüten- und Ziergehölze. Zu den wichtigsten Sorten zählen:

  • Rotbuche
  • Traubeneiche
  • Stieleiche
  • Weißbuchen
  • Roterle
  • Spitz- und Bergahorn

Wildgehölze dienen mitunter der Begrünung von Waldrändern, Straßenrändern und Flussläufen. Hierzu zählen

  • Rosen
  • Kletterpflanzen
  • Parkbäume
  • Straßenbäume und
  • Alleebäume.

Zu den Nadelgehölzen und immergrünen Gehölzen, welche wie die Laubgehölze genutzt werden, zählen beispielsweise:

  • Weißtanne
  • Wald-Kiefer
  • Douglasie
  • Lärche

An Obstgehölzen findet man

vor. Forstgehölze dienen der nachhaltigen Forstwirtschaft und Holzproduktion und auch Veredelungsunterlagen für Zier- und Obstgehölze zählen zum Angebot einer Baumschule.

Geschichte

Da liegt es nahe, dass die einzelne Baumschule auf bestimmte Gehölze spezialisiert und insofern begrenzt ist. Daraus wiederum resultieren die unterschiedlichen Arten und Differenzierungen von Baumschulen.

Sie sind vom Ursprung her das gezielte Anbauen und Aufschulen von Gehölzen. Dazu eigneten sich aus mehrerlei Gründen bereits im Mittelalter die damaligen Klöster. Der Klostergarten bestand größtenteils aus Nutzpflanzen, die zur Eigenverwendung angebaut wurden. Hinzu kamen das Pflanzen von Sträuchern sowie das Aufschulen von Bäumen.

Daraus entwickelten sich im Laufe der Jahre und Jahrhunderte die umfangreichen Klostergärten. Ein weiterer Schritt hin zur Baumschule waren größere bis große Gärten im Privateigentum. Die angebauten Pflanzen und Gehölze wurden gehandelt, so dass sich daraus ein Gewerbe entwickelte.

Als Baumschule wird eine forstwirtschaftliche oder gärtnerische Anlage bezeichnet, in der aus Sämlingen Bäume und Sträucher gezogen werden. Der Begriff Baumschule ist also nicht an das einzelne Unternehmen mit seinem Inhaber oder Betreiber gebunden, sondern an die Baumschulanlage.

So können, beispielsweise wie im niedersächsischen Landkreis Ammerland, auf einer mehrere Tausend Hektar großen Anbaufläche zahlreiche und vielseitige Baumschulen unterhalten werden. Hier im Ammerland werden in über dreihundert Baumschulen überwiegend Freizeitazaleen sowie Rhododendron gezogen, also aufgeschult.

Anbau und Verschulung

Zu den Anbaumethoden einer Baumschulen zählen die

  • generative Vermehrung (durch Aussaat), was auf Gehölze zutrifft
  • vegetative Vermehrung (durch Pflanzenteile wie Triebe und Wurzeln)
  • Veredelung.

Letzteres Verfahren bezieht sich auf Zuchtsorten; eine Vermehrung durch Aussaat würde die typischen Ausprägungsmerkmale stören. Von der ersten Aussaat bis zum Verkauf der Gehölze vergehen mehrere Jahre. Während dieser Entwicklungsphase werden die Pflanzen und Gehölze oftmals mehrfach umgepflanzt - sie werden verschult.

Zunächst werden sie, vorwiegend aus Platzgründen, möglichst eng gepflanzt. Das Verschulen hat zum Ziel, den Wurzelballen so kompakt wie möglich zu halten und ihm durch ausreichenden Abstand zum Nebengehölz genügend Platz zum Wachstum zu geben. Das baumschulgärtnerische Können des Baumschulers besteht darin, das Gehölz dauerhaft so zu beschneiden, damit Wurzel und Krone zueinander passen. Wächst die Wurzel ungehindert, dann wuchert sie.

Für den Transport zum Kunden könnte sie nicht ohne Beschädigung ausgegraben werden. Wird der Wurzelballen zu sehr beschnitten, kann die verbleibende Restwurzel die Gehölzkrone nicht mit ausreichend Nährstoffen und Wasser versorgen. >Durch ein mehrfaches Verschulen und das damit verbundene "Zurechtstutzen" wird das Wachstum der Pflanze fachgerecht überwacht und gesteuert.

Probleme von Baumschulen

Zu den Hauptproblemen von Baumschulen zählen der natürliche Schädlingsbefalll sowie die mangelnde Resistenz gegen Krankheitserreger, die durch den globalisierten Handel aus anderen Ländern und Kontinenten importiert, buchstäblich eingeschleppt werden. Über den mehrjährigen Zeitraum hinweg müssen Nährstoffe und Düngung ausgewogen sein. Viel hilft keineswegs immer viel, wobei zu wenig auf jeden Fall falsch ist.

Vom Baumschuler werden sowohl Knowhow als auch Berufserfahrung erwartet. Der PH-Wert des Erdbodens muss auf die jeweiligen Gehölze und Pflanzen abgestimmt sein. Wenn sie im Laufe des Jahres zwei Wachstumsphasen haben, dann muss jede von ihnen mit den richtigen Nährstoffen in der passenden Menge begleitet, und der dafür notwendige Langzeitdünger termingerecht ausgegeben werden.

Nachhaltigkeit von Baumschulen

Die Nachhaltigkeit von Baumschulen ist kein Problem in dem Sinne, sondern auch aus Sicht des BdB eine Selbstverständlichkeit bei der professionellen Aufschulung. Nachhaltigkeit heißt Ressourcennutzung mit dem Ziel einer natürlichen Regenerationsfähigkeit. Das bezieht sich sowohl auf die Pflege des Erdbodens einer Baumschule als auch auf das Aufschulen, also das Aufziehen der Pflanzen und Gehölze.

Hier haben es die Sortimentsbaumschulen mit ihrer Vielzahl und Vielfalt an Gehölzen deutlich schwerer als die Forst- oder die Hochbaumschulen. Eine Notwendigkeit zur Nachhaltigkeit wird erst dann so richtig bewusst, wenn sich die betreffende Ressource nicht mehr eigenständig regenerieren kann und dadurch dauerhaft fehlt. Vor diesem Hintergrund kann es gar nicht genug Baumschulen geben.