Ungewollt kinderlos - oft liegt es am Mann

Von Dörte Rösler
30. September 2014

Unerfüllte Kinderwünsche können eine Beziehung belasten. Noch dazu, wenn Untersuchungen zeigen, dass die Ursache nur bei einem der Partner zu suchen ist. In jedem zweiten Fall liegt das Problem beim Mann. Oft können die Ärzte dabei jedoch Abhilfe schaffen.

Organische Probleme

Wenn ein Mann unfruchtbar ist, sind häufig organische Fehlbildungen verantwortlich. Neben Hodenverletzungen durch Sport oder Unfälle begegnen Ärzten vor allem angeborene Anomalien wie der Hodenhochstand. Warten die Eltern nach der Geburt ihres Sohnes zu lange mit einer Operation, verlieren die Samen im warmen Körperinneren unwiederbringlich ihre Funktion. Spätestens bis zum Alter von zwei Jahren sollte der Hodenhochstand behoben werden.

Eine Schädigung der Hoden ist außerdem oft auf eine Infektion zurückzuführen. Vor allem Mumps-Erkrankungen in der Pubertät können die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen. Bei rund 40 Prozent der erkrankten Teenager sind die Hoden an der Infektion beteiligt. Schutz bietet eine frühzeitige Impfung.

In seltenen Fällen können sogar Krampfadern die Fruchtbarkeit stören. Wer einen Arzt aufsucht, sollte deshalb die Hoden abtasten lassen, ob dort knotig erweiterte Venen den Samenfluss blockieren.

Ungünstiger Lebensstil

Rauchen, Übergewicht, beruflicher Stress - der Lebensstil hat großen Einfluss auf die hormonellen Regelkreise unseres Körpers. Tabakkonsum bringt die Hormone so durcheinander, dass die Zeugungsfähigkeit bei starken Rauchern um 50 Prozent sinkt. Dieser Effekt ist aber reversibel: drei Monate nach dem Nikotin-Stopp ist eine neue Generation Spermien herangewachsen, und die Chance auf ein Baby steigt.

Die Forscher sind zudem überzeugt, dass Alkohol und Übergewicht nachteilige Wirkung auf die Zeugungsfähigkeit haben. Die genauen Zusammenhänge sind zwar noch unklar, die Erfahrungen zeigen aber: wer abnimmt, wird fruchtbarer.

Im Wechselspiel der Hormone spielt Stress eine entscheidende Rolle. Berufliche und private Belastungen bringen den Hormonhaushalt durcheinander - Sorgen wegen des Kinderwunsches steigern das Stresslevel zusätzlich.

Müde Spermien

Auf Spurensuche nach den Ursachen der Kinderlosigkeit fertigt der Androloge meist ein sogenanntes Spermiogramm an. Oft zeigen sich darin zu wenige Spermien - oder zu viele missgebildete Spermien. Auf natürlichem Weg ein Kind zu zeugen, ist dann schwierig. Für eine Befruchtung lassen sich aber gesunde Spermien aus der Samenflüssigkeit entnehmen.