Scheidungen belasten die Gesundheit der Trennungskinder

Bindung an beide Elternteile enorm wichtig

Von Cornelia Scherpe
25. Februar 2020

Die wenigsten Kinder tragen keine seelischen Narben davon, wenn ihre Eltern sich scheiden lassen. Doch wie stark die elterliche Trennung auf die Gesundheit der Kinder wirkt, wurde noch nicht umfassend analysiert. Eine Studie aus Norwegen liefert Hinweise darauf, wie stark der Nachwuchs leidet und welche Verantwortung die sich trennenden Eltern daher tragen.

Die Forscher führten über zwei Jahre hinweg mehrfach Interviews mit 1.225 Jungen und Mädchen im Teenageralter durch. Beim ersten Interview 2011 waren 213 bereits Scheidungskinder. 2013 war die Zahl auf 270 gestiegen.

Die intensiven und altersgerechten Gespräche mit den Kindern zeigten deutlich, dass sowohl Mädchen als auch Jungen unter der Trennung der Eltern litten. Viele zeigten ausgeprägte Ängste und enormen Stress. Bei manchen waren bereits Depressionen zu erkennen und emotionales Ungleichgewicht führte zu Problemen bei der Beziehung zu Mitschülern und anderen Bekannten.

Verhältnis zum Vater leidet häufig unter der Trennung

Auffällig war, dass eine Scheidung oft bedeutete, dass die Kinder ein schlechteres Verhältnis zum Vater entwickelten. Vor allem weibliche Jugendliche gaben an, dass die Kommunikation mit dem Vater nun schwerer sei. Als die Forscher genauer hinsahen, erkannten sie einen direkten Zusammenhang zwischen dem Kontakt zum Vater und der Gesundheit der Kinder: Je schlechter der Draht zum Vater war, desto mehr etablierten sich Gesundheitsprobleme. Mit der Mutter hingegen hatten die Kinder unabhängig von einer Scheidung immer intensiven Kontakt.

Die Forscher sehen in ihren Ergebnissen eine Bestätigung dafür, dass die Bindung an beide Elternteile enorm wichtig für die Gesundheit des Kindes ist und dass bei einer Scheidung vermehrt darauf geachtet werden muss, Kontakt zum Vater zu halten. Seine Rolle bleibt auch bei einer Trennung der Eltern sehr wichtig für die Entwicklung der Kinder. Im Interesse des Kindeswohl sollten die sich trennenden Paare daher einen möglichst neutralen Umgang pflegen und ihren Kindern so die Kommunikation erleichtern.