Ich weiss nicht weiter wegen Trennung der Eltern, brauche Ratschläge

Hallo zusammen
Ich bin 15 Jahre alt und meine Eltern wollen sich trennen. Ich weiss nicht mehr weiter mein ganzes Leben zerbricht im Prinzip wie eine Seifenblase...
Warum sich meine Eltern trennen?
Mein Vater benimmt sich wie das Allerletzte. Meiner Mutter ging es vor knapp drei Jahren sehr schlecht und mein Vater war für uns da, jetzt glaubt er, er sei uns nicht mehr wichtig was grosser Quatsch ist, denn wir lieben ihn. Aber er will oder kann dies einfach nicht begreifen und jetzt müssen wir unser Haus verkaufen und ich suche mit meiner Mutter eine eigene Wohnung und mein Vater sucht sich auch eine eigene...
Mein Vater glaube ich geht fremd und er ist echt seltsam aber das schlimmste ist ich muss aus diesem Haus in dem ich aufgewachsen bin aus dieser Umgebung ich kann gar nicht beschreiben wie ich mich fühle.
Ich wäre froh wenn ich Ratschläge und Tipps bekommen würde.

Antworten (4)
Lusinda

Auch ich hatte eine fürchterliche Kindheit, mein Vater war gewalttätig zu uns und unserer Mutter.
Unsere Eltern sind nur uns zuliebe zusammen geblieben und das war ein großer Fehler, denn wahrscheinlich hätten wir eine schönere Kindheit gehabt wenn sie sich getrennt hätten.
Du verlierst zwar jetzt Dein Zuhause aber jedes Ende ist auch der Anfang von etwas Neuem und Du hast ja nach wie vor Kontakt zu Vater und Mutter.
Im Moment ist das alles schlimm für Dich aber Du wirst sehen, es ist wahrscheinlich für Euch alle der richtige Weg.
Wünsche Dir alles Liebe und würde mich auch freuen wenn Du Dich mal wieder meldest und uns hier sagst wie es Dir geht.
Alles Liebe.

@Lusinda14

Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich das bisher immer noch nicht richtig verarbeitet. Ich bin jetzt 48 Jahre, habe selbst eine Familie, und durch den Alltag und das, worum man sich täglich kümmern muss, werden diese Gedanken manchmal (soll ich sagen gottseidank?) verdrängt. Meine Mutter ist wie gesagt vor ein paar Jahren an den Folgen einer merkwürdigen physischen Krankheit, die sie schon jahrelang pflegebedürftig gemacht hatte (sie hat kein Essen mehr vertragen), gestorben. Als Kind hatte ich sie immer nur als sehr liebenswürdige, gemütliche, arbeitsame und sehr gut kochende (mniam!) Mutter gekannt, die aber nie ein wirkliches Privatleben hatte, sich nichts gegönnt hat, immer für die Familie da war, etc. Na ja, die Nachkriegsgeneration, die noch während des Kriegs oder kurz davor geboren wurde und viel Not, Hunger und Leid als Flüchtlinge (aus den Ostgebieten) mitbekommen hatte, war wahrscheinlich auch so geprägt. Mein Vater war infolge jahrelanger Arbeitslosigkeit oft zu Hause, schikanierte meine Mutter herum; sie konnte ihm nie was recht machen bzw. er fand in jeder Suppe in Haar, war wie gesagt jähzornig und die Hand rutschte ihm leicht aus. Ich durfte aufgrund dieser Strenge keine Freunde nach Hause bringen, nicht mal irgendwo anders auf eine Geburtstagsparty (irgenwann wird man auch nicht mehr eingeladen...), konnte Abends nicht raus usw.

Das als kleines Kind mitzuerleben (auch, wie die ältere Schwester regelmäßig von ihm geprügelt wurde, vor allem wenn mein Vater betrunken war) zerreißt einen innerlich. Denn eigentlich will man ja beide Elternteile lieb haben; man braucht ja auch beide und hat auch viel Gutes von beiden Eltern erfahren (es ist ja nicht so, dass mein Vater nur immer geschimpft oder geprügelt hat; es gab auch sehr schöne, familiäre Zeiten mit ihm). Und dennoch weiß man, dass man aufgrund dessen, was man erlebt hat, den anderen Elternteil nie so wirklich wird lieben und akzeptieren können...

Als es meiner Mutter nach der Rente gesundheitlich immer schlechter ging (sie war auch vorher mal längere Zeit wegen Depressionen und Selbstmordgefährdung in psychiatrischer Behandlung, um ihre Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen), verbesserte sich das Verhältnis zwischen meinen Eltern ein wenig, weil mein Vater anscheinend merkte, dass er meine Mutter doch irgendwie gern hatte und brauchte (und wenn auch nur als Bezugsperson und "Opfer"). Er hat sie auch z.B. bis zum Schluss aufopferungsvoll gepflegt. Das trug aber nicht dazu bei, dass sich der Gesundheitszustand meiner Mutter stabilisierte. Man kann wie gesagt keinen direkten Zusammenhang zwischen der (mehr physischen) Krankheit meiner Mutter im Alter und der (mehr psychischen) Belastung während all der Ehejahre nachweisen; aber ich bin sicher dass ohne das eine das andere später nicht gekommen wäre.

Heute fühle ich mich ein wenig mitschuld an dem Schicksal meiner Mutter, weil wir als Kinder zu sehr darauf gedrängt und gebettelt haben, dass meine Mutter die Familie nicht verlässt (also unser Wohl und die Familie höher gehalten haben als das Schicksal meiner Mutter, aber als Kinder hatten wir natürlich keinen anderen Blickwinkel) - aber ich glaube sie hätte es sowieso nicht über das Herz gebracht, und es war mehr eine leere und hilflose Drohung von ihr, dass sie geht. Was ich mir allerdings manchmal wirklich vorwerfe, ist, meine Mutter auch später, als ich schon älter war, nicht genug verteidigt und in Schutz genommen zu haben - obwohl ich mir andererseits sicher bin, dass eine solche Gegenreaktion meine Mutter nur noch weiter in Schwierigkeiten gebracht hätte (wegen der entsprechenden Reaktion meines Vaters, die sich an dem Schwächeren ausgetobt hätte...).

Auch heute ist es noch "schwierig", mit meinem Vater zu reden. Nicht dass wir uns streiten, aber wir tauschen oft am Telefon nur Belanglosigkeiten aus, reden auf jeden Fall nicht über die Fehler und die tiefen Verletzungen, die er uns als Familie beigebracht hat. Er selbst ist auf diesem Auge auch ziemlich blind; es gab nur mal einen Lichtblick, am Tag als meine Mutter gestorben war und er es mir gegenüber mal als Fehler bezeichnet hat, dass er sie geschlagen hat (als ob das alles gewesen wäre, was er falsch gemacht hat; es war nur die Spitze des berühmten Eisbergs). Aber damals, im Augenblick der Trauer, wollte ich auch nicht weiter auf ihn einhacken...

Ich hab Dir meine Geschichte nur deswegen erzählt, weil ich Dich davor warnen will, die Trennung Deiner Eltern mit allen Mitteln verhindern zu wollen, oder auch, Dich geistig dagegen zu sperren. Sie kommen miteinander nicht mehr klar, und sie müssen als Erwachsene (natürlich unter Berücksichtigung aller Beteiligten, wie z.B. ihr Kind) die besten Konsequenzen daraus ziehen. Eine Scheidung ist für mich immer schrecklich; es gibt so viele Ehepaare, mit denen wir befreundet waren/sind, die sich in den letzten Jahren getrennt haben. Es ist wie eine richtige Epidemie, ein böser Individualitäts-Virus, dass die Menschen es nicht mehr schaffen, zusammenzuhalten und sich gemeinsam durchzuboxen, auch durch schwierige Zeiten. Meine Eltern blieben zwar zusammen, aber eine Ehe möchte ich das nicht nennen, weil Gewalt und Verletzung im Spiel war, also mangelnde Achtung vor dem Partner. Manchmal trennt man sich lieber, gerade um den Rest von Würde und Achtung voreinander nicht zu verlieren; also damit keine Schlammschacht beginnt.

Nach der - immer sehr traumatischen und traurigen - Trennungszeit wird, wenn Du erst einmal loslassen gelernt hast, eine neue Zeit kommen, wo man sich wieder in die Augen sehen und ein weiterhin gutes Verhältnis zu seinen Eltern leben kann. Und auch die Eltern werden dadurch freier, wenn sie merken, dass ihre Trennung ihre Kinder nicht über das erträgliche Maß hinaus belastet, und können ein neues Leben anfangen.

Damit Du mich nicht falsch verstehst: Mir wäre es am liebsten, alle Ehepaare bleiben auch bei Schwierigkeiten zusammen (oder vergäben sich z.B. Seitensprünge, anstatt sie als Anlass zur Trennung zu nehmen). Aber irgendwann kann ein Punkt erreicht sein, wo die Geschichte einen neuen Weg nimmt und unumkehrbar geworden ist.

Vielleicht schreibst Du ja später mal, wie es Dir weiter ergangen ist und wie Du nach einem gewissen zeitlichen Abstand Deine neue Situation bewertest. Ich würde mich freuen.

LG
marsupi

Danke...

Hallo Marsupi...

Ich möchte dir von ganzem Herzen danken, dass du mir trotzdem helfen konntest. Du konntest mir eigentlich sogar sehr helfen, denn du bist die Einzige die mich überhaupt ernst nimmt. Klar verstehe ich das, dass nicht immer alle helfen können aber ich bin froh das du es konntest.
Ich kenne dich nicht aber es tut mir schrecklich leid was bei dir alles passiert ist und ich kann wirklich von Glück sprechen, dass es bei (Harmlos) zum Ende kommt.
Es tut mir wirklich leid ich weiss zwar nicht was genau passiert ist aber ich kann es mir sehr gut vorstellen meine Mom hat das früher in ihrer Kindheit auch erlebt oder besser gesagt durchlebt. Ich möchte dir jedenfalls noch einmal richtig danken den es ist nicht selbstverständlich, dass jemand der so etwas durchlebt hat überhaupt die Kraft hat eigene Tipps zugeben... Ich danke dir aber eine Frage hab ich noch wie hast du das geschafft über deine Vergangenheit hinwegzukommen?

liebe Grüsse Lusinda14

...

Dass Du Dich momentan sehr schlecht fühlst und sich die Gedanken im Kreis drehen, das kann ich sehr gut verstehen.

Leider wirst Du hier keine Tipps bekommen können, wie sich die Situation zwischen Deinen Eltern wieder "normalisiert". Das ist eine Angelegenheit zwischen diesen beiden Erwachsenen, und sicher gab es da eine lange Vorgeschichte, warum alles so kam wie es kommen "musste", und wie es sich schleichend und unmerklich so entwickelt hat. Manchmal gibt es einen "Point of no return", wo die gegenseitigen Verletzungen und Enttäuschungen so groß geworden sind, dass eine Versöhnung und ein "so tun als ob nichts gewesen wäre" nicht mehr möglich sind, auch wenn es vielleicht irgendwann ein Verzeihen und Versöhnen zwischen Deinen Eltern geben sollte. Insbesondere, wenn da schon dritte Personen im Spiel sind wie die vermutete neue Freundin Deines Vaters...

Aber ich kann Dir ein paar Gedanken mitgeben, die Dich die Situation vielleicht in einem neuen Licht sehen lassen, das Dir hilft damit umzugehen:

Es ist immer bitter, aus der gewohnten Umgebung wegzuziehen, vor allem, wenn man so lange wie Du darin aufgewachsen ist, seine Freunde dort hatte usw. Das kann aber auch aus anderen Gründen im Leben immer wieder mal passieren (Berufswechsel, Versetzungen, Studium), und jeder Wechsel bietet auch die Chance, das alte sozusagen hinter sich zu lassen und alles "ganz neu" von vorne zu gestalten. In deiner alten Umgebung kennt man Dich ab jetzt nur noch als "das Mädchen, dessen Eltern sich jetzt getrennt haben", in der neuen Umgebung kannst Du völlig unbelastet neue Beziehungen eingehen. Auch Deiner Mutter wird das gut tun, wenn auch das Einleben nicht immer leicht ist am Anfang.

Du machst Dir Sorgen um Dein Verhältnis zu Deinem Vater. Momentan ist es schwierig, da ein "normales" Verhältnis beizubehalten. Der übliche Effekt bei einer Trennung ist ja, dass jeder der Partner immer versucht, den Nachwuchs moralisch "auf seine Seite" zu ziehen, d.h. schmutzige Wäsche zuungungsten des anderen Partners vor den Kindern zu waschen. Soviel Wahres auch an solchen Anschuldigungen sein mag, sie sind durchsetzt von der Enttäuschungen und der Wut gegenüber dem anderen Partner und können daher nicht objektiv sein. Lass Dir daher momentan Dein (liebendes) Bild von Deinem Vater oder Deiner Mutter nicht durch diese Streitereien kaputt machen. Es wird eine Zeit kommen, wo man ruhiger und weniger verbittert über diese Angelegenheiten reden kann, und wo Du auch den Kontakt zu Deinem Vater wieder unbeschwerter aufnehmen kannst. Er macht derzeit auch eine schwere Zeit durch, auch wenn es so aussieht, als ob er alleine alles leichtfertig aufs Spiel setzt.

Du hast davon geschrieben, dass Deine Mutter vor ein paar Jahren eine schwere Zeit durchgemacht hat. Du hast nichts davon gesagt, worin diese Schwierigkeit bestand: war es eine schwere Krankheit, berufliche Probleme, ... Aber immerhin hat Dein Vater Deine Mutter damals nicht hängen lassen, hat Verantwortung übernommen. Vielleicht ist bei diesen Schwierigkeiten ihre Beziehung ein wenig auf der Strecke geblieben, vielleicht glaubt er dabei zu kurz gekommen zu sein und will jetzt alles nachholen... Auf jeden Fall glaube ich, dass sich das Verhältnis zwischen Deinen Eltern sich wieder normalisieren wird, wenn erst mal der erste Stress überwunden ist und man sich immer noch in die Augen sehen kann...

Deine Welt, so wie Du sie kennst und sie Dir lieb und gewohnt war, wird nun tatsächlich aufhören zu existieren. Das kann kein Mensch wieder flicken und auch ein Wunder wird wahrscheinlich nicht passieren. Du musst damit umgehen lernen, aber Du musst daran nicht zerbrechen. Es gibt jede Menge Chancen zum Aufatmen und zu einem Neuanfang, wenn die "technischen" Hürden erst mal überwunden sind. Wenn ich an meine eigene Kindheit zurück denke, bestand sie neben vielem Angenehmen vor allem aus permanenten Streitereien zwischen meinen Eltern. Auch Handgreiflichkeiten und Prügeleien (mein Vater war sehr jähzornig) waren manchmal dabei. Meine Mutter, die wir sehr liebgehabt haben, hat ein paar Mal den Versuch unternommen, dieser Hölle zu entfliehen, aber immer wieder ließ sie sich durch unser Betteln und Flehen dazu zu bewegen, uns nicht zu verlassen. Aus der heutigen Sicht würde ich mir wünschen, sie hätte ihren Entschluss doch einmal wahrgemacht. Die lange Ehe mit meinem Vater und der tägliche Stress hat sie, die immer sehr harmoniebedürftig und wenig streitlustig war und sich auch nie richtig zur Wehr setzen konnte, psychisch zerrüttet und später auch psychisch und physisch krank gemacht. Vielleicht hätte sie ein besseres und glücklicheres Leben geführt und würde heute noch leben, wenn sie nicht so viel Rücksicht auf uns Kinder und vielleicht auch auf ihren Ruf genommen hätte und auch mein Vater hätte vielleicht dann seine Fehler eingesehen.

Lieber also manchmal ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Ich weiß, dass Dir das jetzt wenig hilft, aber denk vielleicht ein wenig drüber nach, wie Du und Deine Mom aus der jetzigen Situation das beste machen könnt. Zurückdrehen könnt Ihr die Zeit ohnehin nicht.

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