Pilgertourismus am Jordan - doch wie steht es um die Qualität des Wassers?

Wasserspiegel des Jordans sinkt drastisch - Umweltschützer schlagen Alarm

Von Jana Treber
18. Januar 2011

Nach christlichem Glauben empfing hier Jesus seine Taufe. Damals hieß es "der Jordan war voll an allen seinen Ufern". Heute sieht das zumindest an einigen Stellen anders aus, und auch die Sauberkeit lässt zu wünschen übrig. Geht dem Fluss das Wasser aus?

Von biblischen Fluten ist im Jahre 2011 nicht mehr allzu viel zu spüren. Denn der Wasserspiegel des Jordan sinkt, Experten sprechen von einem Meter pro Jahr. Doch wie kommt es dazu und wieso schlagen Umweltschützer Alarm?

Lediglich 2 Prozent des ursprünglichen Volumens vorhanden

Statt des ursprünglichen Wasservolumens, das einst im Jordan vorherrschte, finden sich heute nur noch zwei Prozent davon im Fluss, so haben Umweltschützer ausgerechnet. Eine dramatische Entwicklung. Nicht zuletzt sind dafür die israelischen Landwirtschaftskulturen wie Zitrusfrüchte und Bananen verantwortlich. Denn sie sind äußerst wasserintensiv.

Darüber hinaus leitet der National Water Carrier, ein Kanal- und Leitungssystem in Israel, Wasser aus dem See Genezareth ab. Damit werden weite Teile im Süden Israels mit Trinkwasser versorgt. Das Wasser wird dabei bis in die Wüste Negev transportiert. Wenn es allerdings in den Wintermonaten wenig geregnet hat, dann sinkt der Wasserspiegel auf dramatische Weise.

Und auch Syrien und Jordanien profitieren vom ehemals reichen Wasservolumen des Jordan. Nicht genug, muss der Fluss auch noch die Abwässer von rund 250.000 Jordaniern, 60.000 Palästinensern und 30.000 Israelis auffangen. Umweltschützer schlagen deshalb Alarm. Zudem sinkt auch der Wasserspiegel des Toten Meeres durch die Lage am Jordan.

Touristenbranche sieht keine Gefahr

Tourismusbeauftragte des Landes hingegen sehen keine Gefahr, zumindest nicht für die Pilgergruppen. Denn diese können sich nach wie vor im Wasser des Jordan taufen lassen. Auch verschmutzt sei das Wasser nicht. Nahe dem See Genezareth, an der Taufstelle Jardenit, scheint das auch so zu sein. Nach wie vor lassen sich viele Christen hier taufen, in Erinnerung an die Taufe Jesus durch Johannes den Täufer.

Doch einige Kilometer entfernt von dieser Stelle wandelt sich das Bild. Hier ist der Dreck im Wasser unübersehbar. Doch die Regierung will Abhilfe schaffen. Bis zum Ende des Jahres soll ein Klärwerk dafür sorgen, dass keine ungeklärten Abwässer mehr in den Fluss gelangen. Auch die Jordanier und Palästinenser arbeiten an einer Lösung.

Wasserbehörde zeigt sich kompromissbereit

Doch Klärwerke alleine werden das Problem nicht lösen. Auf lange Sicht braucht der Jordan wieder mehr Wasser. Umweltschützer fordern deshalb, dass der Fluss mit zusätzlichem Wasser versorgt werden müsse. Kompromissbereit zeigt sich die israelische Wasserbehörde. Sie will dafür sorgen, dass zusätzliche 20 bis 30 Millionen Kubikmeter Wasser im Flusslauf bleiben sollen.

Konkrete Zusagen gibt es jedoch noch nicht. Allerdings reiche das alleine nicht aus, warnen Umweltschützer.

Ihre Hoffnung setzen sie deshalb auf Gespräche zwischen Israel und Jordanien. Wenn auch hinter verschlossenen Türen, so soll es doch zumindest erste Gespräche über die Rettung des Jordan gegeben haben. Zudem sind beide Länder gemeinsam mit Palästina daran interessiert, den Wasserspiegel im Toten Meer zu stabilisieren. Das könne unter anderem dadurch geschehen, dass man Wasser vom Roten Meer in das Tote Meer pumpe.

Eines ist jedenfalls sicher: Es muss etwas geschehen, und zwar bald.