Aschenputtel-Effekt - Stiefkinder hatten es nur in wirtschaftlich schlechten Zeiten schwerer

Von Melanie Ruch
20. November 2013

Wer kennt es nicht, das Märchen vom Aschenputtel, das von seiner Stiefmutter schlecht behandelt wird, während die Stiefschwestern verwöhnt werden.

Die Suche nach dem Aschenputtel-Effekt

Auch auf das reale Leben wird dieser so genannte "Aschenputtel-Effekt" gerne übertragen. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass Stiefmütter ihre Stiefkinder vernachlässigen, weil diese nicht die gleichen Gene haben.

Forscher aus Kanada und Deutschland haben in einer Studie nun jedoch bewiesen, dass der Aschenputtel-Effekt nicht von der Verwandtschaft abhängt, sondern vielmehr von der wirtschaftlichen Situation.

Die Forscher untersuchten dazu die Sterblichkeitsrate von Kindern zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert im kanadischen Québec und im ostfriesischen Krummhörn.

Höheres Sterberisiko bei Anwesenheit einer Stiefmutter oder Stiefgeschwistern in Krummhörn

In Krummhörn, das aufgrund seiner damals schon sehr dichten Bevölkerung nur schlechte wirtschaftliche Entwicklungen bot, hatten die Kinder ein deutlich höheres Sterberisiko, wenn ihre Mutter starb, der Vater eine neue Frau heiratete und mit ihr weitere Kinder bekam.

Es zeigte sich auch, dass sich bei den Mädchen das Sterberisiko vor allem dann erhöhte, sobald ihre Stiefmutter bei ihnen einzog. Bei den Jungen dagegen war es nicht die Stiefmutter, die ihr Sterberisiko erhöhte, sondern vielmehr die Geburt der Stiefgeschwister.

Im expandierenden Québec konnten die Forscher den Aschenputtel-Effekt übrigens nicht nachweisen.