Die Beziehung zwischen Stiefeltern und Stiefkindern - Wie man als Stieffamilie zusammenwächst

Es gibt verschiedene Formen der Stiefelternschaft, einmal können beide Elternteile Stiefeltern sein und ein fremdes Kind in die Familie nehmen. Zum anderen kann ein leiblicher Elternteil ein Kind in eine neue Beziehung oder Ehe mitbringen und dadurch wird der neue Partner zum Stiefelternteil. Oder beide Partner bringen Kinder aus früheren Beziehungen mit in die neue Partnerschaft. Ganz egal, welche Konstellation zutrifft - an der Beziehung zwischen Stiefeltern und Stiefkindern muss man hin und wieder arbeiten, damit man als Familie zusammenwachsen kann. Holen Sie sich Tipps für eine liebevolle Beziehung zwischen Stiefeltern und Stiefkind.

Von Claudia Rappold

Bedeutung einer Stieffamilie

Die Gründung einer Stieffamilie beruht auf besonderen Umständen und bringt viele Veränderungen mit sich. Die Kinder erleben einen Verlust des leiblichen Elternteils und müssen sich an ein neues Stiefelternteil gewöhnen. Das Zusammenwachsen der Stieffamilie braucht vor allen Dingen Zeit.

Die Kinder sollten

  • in der Stieffamilie liebevolles Verständnis und Einfühlungsvermögen erfahre und
  • einen ungetrübten Kontakt zu dem leiblichen Elternteil halten können, der nicht mehr im gemeinsamen Haushalt lebt.

Eine Stieffamilie ist eine besondere Lebensform und kann sich über mehrere Haushalte erstrecken. Dies bedeutet

  • mehr Bezugspersonen
  • neue Freunde und
  • vielleicht auch eine neue Umgebung,

es ist ein neuer Abschnitt, der im Leben beginnt. Wenn alle Beteiligten gut mit der neuen Situation umgehen, kann das neue Leben sogar zu einer Bereicherung werden; es gibt viele positive Beispiele von Stieffamilien, bei denen dies glückt.

Die Stiefeltern sind jedoch mit vielen negativen Klischees behaftet, wie etwa dem der "bösen Stiefmutter". Auch in Märchen begegnet einem das Thema immer wieder. Wird ein Kind vernachlässigt, so sagt man auch, es wird stiefmütterlich behandelt. Je älter ein Kind ist, umso schwieriger kann sich die Beziehung zu den Stiefeltern gestalten.

Mögliche Ursachen für Konflikte

Es kann viele Gründe in einer Stieffamilie geben, die zu Auseinandersetzungen und Streitigkeiten führen, etwa

  • weil das Stiefkind den Stiefelternteil nicht akzeptiert oder
  • weil leiblicher Elternteil und Stiefelternteil unterschiedliche Meinungen zum Erziehungsstil haben.

Wenn ein allein erziehender Elternteil lange mit einem Kind allein gelebt hat, kann der neue Elternteil schnell in eine Außenseiterrolle geraten, weil die beiden ein eingespieltes Team sind.

Bringen beide Eltern Kinder mit in die neue Beziehung, können zwischen den Kindern große Rivalitäten entstehen. Es gibt aber auch viele glückliche Stiefeltern-Kind-Beziehungen, die mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen funktionieren.

Die Problematik in der Beziehung zwischen Stiefeltern und Stiefkindern entsteht oft schon aus der Situation heraus und auch die Ängste, die auf beiden Seiten bestehen, machen es nicht einfacher, eine vernünftige Beziehung zwischen den beiden Seiten aufzubauen.

Trennung der Eltern verunsichert Kinder

Kinder idealisieren häufig ihre Eltern und das Scheitern der Beziehung der Eltern ist für Kinder häufig nur schwer zu verkraften, denn die heile Welt bricht damit zusammen und die Eltern verlieren etwas von ihrem Glanz.

Gerade kleine Kinder tun sich sehr schwer damit zu verstehen, dass die zwei geliebten Menschen, die ihnen eigentlich Sicherheit bieten sollten, plötzlich nicht mehr vereint sind und nur noch ein Elternteil im Alltag eine Rolle spielt. Meist ist dieser Elternteil die Mutter und so übernehmen häufig Väter die Rolle der Person die die Familie verlässt.

Schon die Beziehung zu beiden Elternteilen aufrecht zu erhalten, ist für Kinder und Jugendliche häufig mehr als nur schwierig; wenn dann noch Stiefeltern dazu kommen, sind Kinder häufig extremen Ängsten ausgesetzt und blocken häufig schon im Vorfeld sehr stark ab.

Dabei hat der Stiefelternteil eine schlechte Ausgangsposition, denn er verdrängt den leiblichen Elternteil und damit bei dem Kind oft die Hoffnung, dass seine Herkunftsfamilie wieder zusammenkommt. Es hängt viel davon ab, wie das Kind oder auch die Kinder die Trennung oder Scheidung der Eltern verkraftet haben.

In keinem Fall bedeutet eine Trennung das Ende der Elternschaft. Die leiblichen Eltern sollten immer für das Kind da sein und ihre Pflichten wahrnehmen. Kinder reagieren je nach Alter ganz unterschiedlich auf die jeweilige Situation. Die aufkommenden Emotionen sollte man ihnen zugestehen und wenn sich Gefühle gegen den Stiefelternteil richten, dürfen diese nicht persönlich genommen werden.

Als Stieffamilie zusammenwachsen

Stiefeltern sollen Elternteil nicht ersetzen

Für Kinder gibt es nichts Schlimmeres, als wenn sie das Gefühl bekommen, dass ein Elternteil ersetzt werden soll, denn dies würde den Verrat an Mutter oder Vater bedeuten und stürzt die Kinder in einen Zwiespalt. Besser ist es, Stiefkindern klar zu machen, dass niemand ersetzt werden soll, sondern man gerne eine freundschaftliche Beziehung aufbauen möchte. Dies gibt den Kindern Sicherheit und Zeit, sich an das neue Familienmitglied zu gewöhnen.

Sich langsam näher kommen

Die Beziehung muss sich erst entwickeln und die Parteien müssen sich erst kennen lernen. Oft findet in der Stiefelternfamilie eine enge Bindung an den bleibenden leiblichen Elternteil statt und zu dem neuen Partner wird eine Eifersucht empfunden.

Besteht noch Kontakt zu dem Elternteil, der nicht im gemeinsamen Haushalt lebt, fühlt sich das Kind oft hin und her gerissen. Sind beide, Vater und Mutter, Stiefelternteile, etwa weil sie ein Pflegekind aufgenommen haben, hat dieses noch den Verlust der Herkunftsfamilie zu verkraften.

Kinder in Stieffamilien können immer Ängste und Befürchtungen haben, auch die neue Familie wieder zu verlieren. Den Stiefeltern fehlt eine gemeinsame Geschichte mit dem Kind, schöne Erlebnisse, auf die sie zurückblicken können und vertraute Begebenheiten. Stiefeltern und Stiefkind fangen ganz von vorne an und es kann Jahre dauern, bis sie zusammenwachsen.

Gerade die Stiefeltern sollten sich zurückhalten und mit einer gewissen Neutralität auf die Stiefkinder zugehen. Eine langsame Annäherung gelingt meist besser, als wenn Stiefeltern versuchen, sich sehr schnell einzubringen.

Das langsame Antasten sollte immer mit Blick auf die Bedürfnisse der Kinder geschehen. Wenn diese bereit sind für eine schnellere Annäherung, dann geben sie Signale und Stiefeltern bekommen dies meist relativ schnell mit.

Annäherung an die Stiefeltern fördern

Wenn Stiefeltern in die Familie kommen, ist es wichtig, den Druck von den Kindern zu nehmen und behutsam mit der Situation umzugehen, denn nur so kann aus Stiefeltern ein Teil der Familie werden und nur so kommt es zu einem harmonischen Miteinander.

Wichtig für den Beziehungsaufbau ist, dass auch beide Elternteile mit dem Stiefvater oder der Stiefmutter klar kommen oder sich zumindest neutral verhalten.

Wenn Kindern ein guter Rahmen geboten wird, dann ist eine Annäherung an die Stiefeltern meist nur eine Frage der Zeit und das Märchen der "bösen Stiefmutter" oder des "bösen Stiefvaters" gehört dann meist relativ schnell der Vergangenheit an.

Vertrauen schaffen

Bei einer Stieffamiliengründung bringen sich viele unterschiedliche Persönlichkeiten in die neue Familie mit ein. Der Stiefelternteil und das Stiefkind haben

  • keine gemeinsame Vergangenheit
  • keine schönen Erlebnisse oder Begebenheiten,

die sie teilen können. Sie müssen von ganz vorne anfangen eine Beziehung aufzubauen und sich im alltäglichen Leben aufeinander einstellen und kennen lernen. Dies ist ein Prozess, der viel Geduld und Rücksichtnahme erfordert.

Die Eltern sollten sich in das Kind hineinversetzen können und es bei diesem Prozess unterstützen. In der neuen Familie muss erst einmal eine Vertrauensbasis geschaffen werden, in der sich das Kind sicher fühlen kann. Meist starten Stieffamilien mit hohen Erwartungen in das gemeinsame neue Leben und müssen aber schnell feststellen, dass diese nicht mit der Realität übereinstimmen.