Der Partner als Muttersöhnchen

Der Begriff "Muttersöhnchen" soll nicht schmeicheln, sondern setzt den betreffenden Mann herab. Gerade in einer Beziehung zeigt er sich als schwieriger Gefährte; ein Partner als Muttersöhnchen kann das Zusammenleben deutlich erschweren. Lesen Sie, woran Sie erkennen können, dass Ihr Partner ein Muttersöhnchen ist, und welche Erfolgsstrategien es gibt, um etwas daran zu ändern.

Von Claudia Rappold

Ausprägungen

Muttersöhnchen gelten als verhätschelt und verwöhnt; sie sind unselbstständig, können keine Entscheidungen treffen und sind nicht kritikfähig. Man muss ihnen nur hinterherräumen und sie von vorne bis hinten bedienen. Dies sind keine guten Aussichten auf eine gleichberechtigte Partnerschaft.

Dann kommt noch hinzu, dass auch bei dem erwachsenen Mann eine sehr enge Mutterbeziehung besteht, die oft intensiver ist als die Bindung zur Partnerin. Da sind Probleme vorprogrammiert und verlangen der Partnerin einiges an Verständnis ab.

Hotel Mama - Wenn der Freund noch bei den Eltern lebt

Spätestens, wenn der Freund als Erwachsener immer noch bei Mutter im Haus lebt, sollte man sich sein Verhältnis zu den Eltern etwas genauer anschauen. Das rät der Diplom-Psychologe Volker Drewes.

Vorsicht vor falschen Rollenverteilungen

Was in anderen Kulturkreisen als Großfamilie durchgehen mag, ist bei uns eher befremdlich. Selbst bei praktischen Argumenten, die für ein Verbleiben bei Vater und Mutter sprechen, ist es in unserem Kulturkreis erwünscht, dass junge Erwachsene das Haus verlassen und selbständig werden. Wohnt der neue Partner jedoch trotzdem in seinem ehemaligen Kinderzimmer, bringt ein Umgang mit den Eltern einiges an Klarheit für die Beziehung.

Drewes weist beispielsweise darauf hin, dass ein freundschaftliches Verhältnis zu den Eltern durchaus auf charakterliche Vorzüge schließen lässt. Wichtig sei jedoch, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt.

Mutters Hereinplatzen mit der Frage "Mögt ihr etwas essen?" sollte dringend unterbleiben. Interessant ist auch herauszufinden, inwieweit sich der neue Freund von Mutter bedienen lässt.

Dabei sollte man relativ schnell klarmachen, dass man selbst nicht in die Rolle des neuen Versorgers treten möchte. Laut Drewes ist das eine Falle vor allem für die Frauen, die selbst gerne helfen und bemuttern. Wer im Endeffekt eine Ersatzmutter sucht, ist weit davon entfernt, eine Beziehung auf erwachsenem Niveau zu führen.

Erfolgsstrategie

Aussicht auf Erfolg hat eine solche Partnerschaft nur, wenn sich der Mann von der Mutter lösen kann und eine gesunde Abnabelung stattfindet. Sonst wird die Mutter immer zwischen den Beiden stehen und sich einmischen. Das hält auch die größte Liebe auf Dauer nicht aus.

Auf keinen Fall sollte die Partnerin den Fehler machen, den Mann in seinem Muttersöhnchentum zu unterstützen und das fortzusetzen, was die Mutter angefangen hat - nämlich ihn zu bemuttern und ihm alles abzunehmen.

So eine Partnerschaft muss aber nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sein, im Gegenteil: Wenn die Partnerin bereit ist, einiges auf sich zu nehmen und das "Muttersöhnchen" therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt, kann eine harmonische Partnerschaft entstehen. Dann liegt aber trotzdem noch ein langer Weg vor ihnen und vermutlich kann man erwarten, dass die Mutter auch immer wieder dazwischenfunkt.

Die Mutter mit ins Boot holen

Für viele betroffene Männer ist es schon schwer genug, überhaupt eine Partnerin zu finden und eine Partnerschaft einzugehen, denn meist sind sie überhaupt nicht beziehungsfähig. Die Mutter ist die große Idealfigur, an der alle anderen Frauen gemessen werden - und diesen Test können sie meistens nicht bestehen.

So eine Konstellation ist für jede Frau eine große Herausforderung. Das Muttersöhnchen ist an die Mutter gebunden, überhaupt nicht abgelöst und deshalb nicht offen und frei für eine Eigenständigkeit.

Idealerweise kann die Mutter in den Ablösungsprozess mit eingebunden werden und hilft dem Sohn, indem sie ihn unterstützt und auch an sich arbeitet. Dafür bräuchte sie aber auch eine Einsicht in die Problematik und die Bereitschaft, dem Sohn zu helfen. Die wichtigste Voraussetzung wäre, dass die Mutter die Partnerin des Sohnes akzeptiert.