Coming-Out - wenn Mütter lesbisch und Väter schwul werden

Viele Frauen und Männer leben erst einmal in einer heterosexuellen Beziehung, Partnerschaft oder Ehe. Sie werden Eltern und haben einen langen Weg von den ersten Vermutungen bis zum sicheren Wissen, dass sie lesbisch bzw. schwul sind. Das Coming-Out lesbischer Mütter und schwuler Väter kann einige Konsequenzen im gesellschaftlichen und privaten Bereich haben. Lesen Sie, was das Coming-Out als Elternteil bedeutet und welche Konsequenzen möglich sind.

Von Claudia Rappold

Wenn Mütter lesbisch werden

Sich zu outen, kann zu einem langwierigen Prozess werden

Vor dem so genannten Coming-Out, das heißt sich als Lesbe erkennen zu geben, steht ein langer Prozess der Selbstwahrnehmung und schließlich des Erkennens, nicht heterosexuell zu sein.

Die Gründe, warum Frauen erst als Mütter lesbisch werden, sind unterschiedlich. Sie reichen

  • von Selbstverleugnung
  • über Anpassungsversuche
  • bis hin zu negativen Erfahrungen mit Männern.

Dabei müssen lesbische Frauen Männer nicht hassen, aber sie lieben eindeutig Frauen. Häufig steht ein hartes Schicksal hinter den einzelnen Geschichten. Bei vielen Frauen war der Erwartungsdruck auf eine "normale" Beziehung groß und sie konnten nicht zu ihrer eigentlichen Identität stehen.

Oft dauert es Jahre, bis die sexuelle Orientierung klar wird. Die betroffenen Frauen müssen sich erst einmal den gleichgeschlechtlichen Empfindungen bewusst werden, um dann die lesbischen Gefühle zu akzeptieren. Bei Müttern kommt hinzu, dass nicht nur der gesellschaftliche Druck groß ist, sondern sie denken auch an ihre Kinder und wie sie es ihnen beibringen können.

Angst vor den Konsequenzen

Auch über die eventuellen Konsequenzen müssen sie nachdenken. Viele lesbische Mütter haben Angst, ihre Kinder dadurch zu verlieren oder dass diese soziale und gesellschaftliche Nachteile erleiden.

Man trägt Verantwortung für das Kind

Den Weg für sich allein zu gehen, ist schon schwer genug, aber mit der Verantwortung für Kinder wird es noch schwieriger. Oft ist dieser Weg mit Schuldgefühlen und sogar Selbsthass beladen. In dieser Zeit werden sowohl innere als auch äußere Krisen erlebt.

Auch Kinder müssen mit den Folgen leben lernen

Doch nicht nur die Mütter müssen mit dieser neuen Wahrheit und Wirklichkeit leben, auch die Kinder müssen eine lesbische Mutter in der Öffentlichkeit vertreten können. Wenn Mütter lesbisch werden, verlieren die Kinder ihre Herkunftsfamilie und müssen sich mit der neuen Identität der Mutter auseinandersetzen.

Positiver Ausgang eines Coming-Outs

Ein Comig-Out ist vor allen Dingen dadurch geprägt, dass man sich Menschen im Umfeld mitteilt und seine gleichgeschlechtliche Liebe offenbart. Wenn die sexuelle Identität dann erst einmal frei und offen gelebt werden kann, ist es für die Betroffenen eine große Befreiung.

Das Versteckspiel und die Geheimnistuerei haben ein Ende. Ein großer Druck wird genommen und ein innerer Konflikt beendet.

Wenn Väter schwul werden

Auch schwule Männer werden sich ihrer sexuellen Orientierung erst später bewusst. Dabei durchleben sie ebenso einen langen Prozess, der auch oft mit inneren Kämpfen einhergeht.

Ein Leben mit Angst

Diese Männer haben Kinder und werden schwule Väter. Ihr Coming-Out findet erst spät statt und ihre Entscheidung betrifft nicht nur sie selbst, sondern eine ganze Familie.

Besonders wenn Kinder da sind, ist der Entschluss, sich zu outen und als Homosexueller zu erkennen zu geben, nicht leicht. Hinter jedem einzelnen Mann steht eine ganz individuelle Geschichte, oft wurde die gleichgeschlechtliche Liebe lange im Verborgenen gelebt, begleitet von Heimlichtuerei und schlechtem Gewissen.

Ein Doppelleben ist keine Lösung

Das Bestreben, vor allen Dingen den Kindern gegenüber, die Familie zu erhalten stand bisher im Vordergrund. So bleiben viele schwule Väter bei ihren Familien, weil sie Angst vor den Konsequenzen haben und dass die Kinder aus dem sozialen Gefüge fallen könnten.

Ein Doppelleben ist aber immer sehr anstrengend und mit vielen Ängsten begleitet. Sie haben Befürchtungen, dass

  • sich Freunde, Bekannte und Verwandte distanzieren könnten,
  • die Kinder Ausgrenzungen erfahren würden.

Sich ein Leben lang zu verstecken, kann aber auch nicht die Lösung sein. Nach oft zahllosen Affären im Geheimen entsteht oft der Wunsch nach einer festen homosexuellen Partnerschaft.

Familie oder Partnerschaft?

Wenn Väter schwul werden, haben sie oft einen langen Leidensweg hinter sich und den Wunsch, sich offen zu ihrer sexuellen Orientierung zu bekennen. Aber sie haben auch Angs,t wie die Kinder reagieren könnten und sie zu verlieren.

Sie machen sich Sorgen um die Zukunft der Kinder. Schwule Väter wollen aber auch nicht mehr länger mit einer Lüge leben und wenn sie sich geoutet haben, fällt eine schwere Last von ihnen.

Den Kindern zuliebe gibt es auch Männer, die sich dafür entscheiden bei ihrer Familie zu bleiben und weiterhin ein Doppelleben zu führen. Die jeweiligen Situationen und Konstellationen von schwulen Vätern sind ganz unterschiedlich. Sie

  • sind geoutet oder nicht,
  • bleiben verheiratet oder trennen sich oder
  • sind sich ihrer sexuellen Orientierung noch nicht ganz sicher.

In Selbsthilfegruppen können sie Rückhalt und Unterstützung erfahren.