Tipps für Eltern vor dem Kindergartenstart und in der Eingewöhnungsphase sowie mögliche Probleme

Der erste Kindergartentag ist ein wichtiger Tag im Leben eines jeden Kindes. Wir geben Tipps für die Eingewöhnungsphase sowie Ratschläge, was vor dem Kindergartenbeginn sinnvoll ist und zudem, welche Probleme im Kindergartenalltag auftreten können. Lesen Sie, wie Sie Ihrem Nachwuchs den Kindergartenstart erleichtern können und informieren Sie sich über Lösungsansätze bei typischen Problemen in der Eingewöhnungszeit.

Von Claudia Haut

Woran Eltern erkennen, ob ihr Kind bereit für den Kindergarten ist

Jedes Kind ist anders: Während die einen schon als kleine Knirpse äußerst selbständig sind, benötigen andere einfach etwas mehr Zeit. Doch wie erkennen Eltern, ob ihr Kind schon bereit ist für den Kindergarten?

Das Kind aufmerksam beobachten

Mit dem Kindergarten beginnt für die Kleinen ein völlig neuer Lebensabschnitt. Nach und nach lernen sie, dass es andere Menschen als Mama und Papa gibt - und dass Spielen mit Gleichaltrigen besonders viel Spaß machen kann. Auch Selbständigkeit und Selbstvertrauen werden im Kindergarten gestärkt.

Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Abschied von Zuhause sorgsam ausgewählt wird.

  • Kommt ein Kind zu früh in den Kindergarten, kommt dies einer echten Überforderung gleich.
  • Umgekehrt ist die stetige Lösung von den Eltern jedoch wichtig, um soziale Kompetenzen zu erlernen und somit nicht zuletzt auch für die Einschulung gewappnet zu sein.

Deshalb gilt es, das eigene Kind einfühlsam zu beobachten und somit den richtigen Zeitpunkt für den Kindergartenbesuch zu erkennen.

Interesse für die Außenwelt

Dieser Zeitpunkt hängt von der individuellen Entwicklung ab und ist von Kind zu Kind verschieden. Experten zu Folge beginnen Kinder etwa ab dem dritten Lebensjahr offen und neugierig auf ihre Außenwelt zuzugehen. Davor sind sie hauptsächlich auf Mama und Papa fixiert.

Genau diese neue Entwicklung können Eltern meist sehr gut erkennen. Plötzlich ist das räumliche Getrenntsein gar kein Problem mehr, und irgendwann macht das Spielen mit Gleichaltrigen sogar mehr Spaß als mit der eigenen Familie - ein wichtiges Indiz dafür, dass der Kindergartenbesuch bald schon das Richtige sein könnte.

Fähigkeit zum Alleinsein

Neben dem Spiel mit Gleichaltrigen ist jedoch auch die Fähigkeit zum Alleinsein entscheidend. Schließlich ist das Kind auch im Kindergarten nicht ständig von anderen Kindern oder Betreuern umgeben.

Auch hier gelten Neugierde und Offenheit als wichtigstes Indiz dafür, dass sich das Kind auch im Kindergarten wohlfühlen wird.

Dabei können sich die genannten Eigenschaften jedoch individuell unterschiedlich zeigen - schüchterne Kinder beispielsweise zeigen ihre Neugier anders als besonders aufgeweckte Kids.

Körperliche Entwicklung

Neben der sozialen muss auch die körperliche Entwicklung betrachtet werden. Der beste Ansprechpartner ist hier ein Kinderarzt. Auch praktische Fähigkeiten gehören einfach dazu - das selbständige An- und Ausziehen zum Beispiel sollte ein Kindergartenkind in jedem Fall schon beherrschen.

Tipps für die Eingewöhnungsphase

Den Kindergarten spielerisch näherbringen

Sofern das Kleinkind nicht schon größere Geschwister hat, kann es erst einmal mit dem Begriff "Kindergarten" nicht viel anfangen. Daher sollte man seinem Kind Bücher zum Thema Kindergarten kaufen und schenken. Hier kann man schon Wochen und Monate vor dem Kindergartenbeginn lesen und entdecken, was bald im Kindergarten los sein wird.

Den Kindergarten kennenlernen

Gleichzeitig sollte man mit seinem Kind aber auch immer wieder einen Spaziergang zum Kindergarten unternehmen. Viele Kindergärten sind sogar froh, wenn die neuen Kindergartenkinder schon ein paar Mal vor Kindergartenbeginn zwanglos vorbeischauen und mit den anderen Kindern im Garten spielen.

Auch für die Kinder sind diese Besuche natürlich toll, weil sie ganz zwanglos die anderen Kinder und die Kindergärtnerinnen kennenlernen können. Die meisten Kindergärten veranstalten zudem einen Schnuppertag, an dem man zusammen mit seinem Kind den Gruppenraum und den gesamten Kindergartenablauf kennenlernen kann.

Das Kind an die Trennung gewöhnen

Sollte ein Kind Trennungsängste haben, so kann man schon vor dem Kindergartenbeginn diese Trennung üben, indem man das Kind bei den Großeltern oder einer Freundin lässt, während man beispielsweise eine Stunde einkaufen geht.

Das Kleinkind lernt auf diese Weise, dass die Mama immer wieder zurückkommt und es abholt.

Der erste Tag

Irgendwann ist der große Kindergartentag dann da. Keinesfalls sollten Eltern alles überstürzen, ihr Kind der Kindergärtnerin in die Hand drücken und nach Hause gehen. So erreicht man eher das Gegenteil.

Stattdessen sollte man sich in den ersten Kindergartentagen die Zeit nehmen, die das Kind braucht, bis es sich von den Eltern freiwillig ablösen will. So darf man durchaus die gesamte Zeit bei seinem Kind bleiben.

Von Tag zu Tag wird das Kind die Mama oder den Papa weniger brauchen, bis das Kind nach ein paar Tagen problemlos akzeptiert, dass die Eltern es alleine im Kindergarten lassen und später wieder abholen.

Natürlich gehört eine liebe Verabschiedung dazu, wenn man sein Kind dann alleine in der Gruppe zurücklässt. Generell gilt: Hinausschleichen ist fast das Schlimmste, was Eltern in der Eingewöhnungsphase tun können.

Ausrüstung für den Kindergarten

Natürlich braucht das Kind einen Kindergartenrucksack und meist auch einen Turnbeutel. Beides sollte man zusammen mit dem Kind aussuchen und für den Kindergartenbeginn zurechtlegen. Der Rucksack sollte auch nicht unbedingt zum Spielen hergenommen werden, so bleibt er etwas Besonderes für den ersten Kindergartentag.

In den Geschäften sind kleine Schultüten erhältlich, die man dem Kindergartenkind am ersten Kindergartentag überreichen kann. Darin können sich ein paar Süßigkeiten oder andere Kleinigkeiten befinden.

Wenn das Kind den Kindergarten scheut

Der Kindergarten bietet dem Kind viele Möglichkeiten und der Mutter mehr Freiraum. Andere Kinder werden interessant, Spielfreundschaften geschlossen und die Mutter kann zum Beispiel auch wieder berufstätig sein.

Wenn der Abschied schwer fällt

Trotzdem fällt es einigen Kindern schwer, sich von der Mutter zu lösen; tränenreiche Abschiedszenen fallen allen Beteiligten schwer. Vielleicht sollte man dann doch noch einmal ein Jahr warten, bis das Kind in den Kindergarten kommt. Die Eingewöhnungsphase kann verlängert werden und die Mutter noch ein bisschen länger bleiben.

In jedem Fall muss das Kind unterstützt und seine Ängste ernst genommen werden.

Selbstständig werden

Im Kindergarten muss sich das Kind in eine größere Gruppe integrieren und dies erfordert auch eine gewisse Selbstständigkeit. Das Kind ist oft das erste Mal ohne seine Eltern in einer ihm fremden Umgebung. Dann muss es sich noch mit anderen Kindern und den ErzieherInnen auseinandersetzen. Vielleicht braucht das Kind mehr Zeit, um eine engere Bindung zu den ErzieherInnen aufzubauen.

Regelmäßigkeit schaffen

Das Kind sollte den Kindergarten regelmäßig besuchen, bestimmte Rituale können den Abschied von der Mutter erleichtern. Dann macht das Kind auch die Erfahrung, dass die Mama immer wieder und zuverlässig zurückkommt.

Bei Kindern, die sich nur schwer einleben, sollte der Kindergartenbesuch vielleicht nur halbtags sein, sodass sie nicht so lange auf die Mama verzichten müssen.

Wenn das Kind nicht mehr in den Kindergarten will

Hatte sich das Kind schon im Kindergarten eingelebt und will dann plötzlich nicht mehr hin, kann es dafür vielfältige Gründe geben. Oft können die Kinder diese Gründe gar nicht benennen.

Vielleicht gab es Änderungen, die Lieblingserzieherin ist krank oder das Kind hat Schwierigkeiten mit anderen Kindern.

Hier kann ein Gespräch mit den Betreuungspersonen helfen:

  • Was ist ihnen aufgefallen?
  • Hat sich etwas geändert?
  • Wie verhält sich das Kind?
  • Wie kann man helfen?

Mögliche Probleme im Kindergartenalltag

Viele junge Eltern glauben, dass der Schlafmangel der ersten Monate oder ständiges Schreien beim Zahnen des Nachwuchses die schwierigste Phase der Elternschaft ist. Doch auch wenn der Nachwuchs dann den Kindergarten besucht, treten häufig Probleme auf.

Welche Probleme können im Kindergarten auftreten?

Es kommt gar nicht mal so selten vor, dass Eltern beim Abholen ihres Kindes von den Erziehern auf ihren Nachwuchs angesprochen werden. Das kommt vor allem in der Eingewöhnungsphase vor.

Meist sind die Probleme nicht gravierend. Zudem ist es nicht ungewöhnlich, dass die ersten Tage und Wochen außerhalb des gewohnten Umfelds für die Kinder eine große Umstellung bedeuten.

So haben vor allem Einzelkinder, die bisher selten Kontakt zu anderen Kindern hatten, häufig große Probleme, sich in die Gruppe einzugliedern. Schließlich waren sie es bisher gewöhnt, dass sie die gesamte Aufmerksamkeit ihrer Eltern bekamen.

Nun aber müssen sie die Aufmerksamkeit mit einer Gruppe anderer Kinder teilen. Außerdem sind die Kinder oftmals das erste Mal überhaupt von ihrer Mutter getrennt. Diese ungewohnten Umstände lösen bei manchem Kind ein Verhalten aus, dass die Eltern von ihrem Kind in dieser Form nicht kennen.

Plötzlich ziehen sich eigentlich fröhliche, aufgeschlossene Kinder immer mehr zurück oder freundliche und friedfertige Kinder legen auf einmal ein äußerst aggressives Verhalten an den Tag.

  • Der kleine Wirbelwind, der den Eltern daheim keine ruhige Minute vergönnte, sitzt plötzlich still und allein in einer Ecke.
  • Und das zuckersüße Mäuschen, das mit ihrem Charme wirklich jeden um den kleinen Finger wickeln kann, wird im Kindergarten plötzlich zu einer lauten Rabaukin.
  • Oder der gute Esser, der seinen Teller zuhause absolut immer leert, will im Kindergarten plötzlich nicht mal mehr sein Lieblingsessen anrühren.

Oft können die Eltern gar nicht glauben, was ihnen von den Erziehern über ihr Kind berichtet wird. Diese und andere Verhaltensauffälligkeiten treten in manchen Fällen nur temporär auf und können ganz unterschiedliche Ursachen haben.

Ursachen und Lösungen für die Probleme im Kindergarten

Einzelkinder

Verhaltensänderungen treten häufig bei Einzelkindern auf. Denn die verlieren mit ihrer ungewollten Eingliederung in eine Gruppe plötzlich ihren Status als "Prinz" oder Prinzessin".

Waren sie bisher daran gewöhnt, dass sich alles nur um sie drehte, müssen sie nun die Aufmerksamkeit der Erwachsenen und das Spielzeug mit anderen Kindern teilen. Das ist eine gravierende Umstellung für Kinder, die natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.

In dieser Phase der Gewöhnung wird das Kind nun versuchen, mit allen Mitteln an die gewohnte Aufmerksamkeit zu gelangen. Und in den meisten Fällen äußert sich das dann in aggressivem Verhalten. Zum Glück sind diese negativen Veränderungen meist nicht von langer Dauer.

  • Hat das Kind begriffen, dass es zwar im Kindergarten nicht der "Prinz" oder die "Prinzessin" ist, sich an ihrem Status innerhalb der Familie jedoch nichts verändert hat, wird es von seinem aggressiven Verhalten ablassen.

  • Auch die Eingliederung in die Gruppe, die Gewöhnung an das Umfeld und den Ablauf sowie das Knüpfen sozialer Kontakte innerhalb der Gruppe werden zu einer Normalisierung des Verhaltens beitragen.

  • Eltern von Einzelkindern können ihren Nachwuchs aber auch schon lange vor dem ersten Tag im Kindergarten ein wenig auf die bevorstehenden Veränderungen vorbereiten. So ist es zum Beispiel sinnvoll, wenn Eltern mit ihrem Kind Spiel- oder Krabbelgruppen besuchen.

    Auf diese Weise wird das Sozialverhalten des Kindes frühzeitig geschult und der Kontakt mit der Gruppe im Kindergarten wird es nicht mehr überfordern.

Weinerliche Kinder

Neben den Kindern, die sich im Kindergarten plötzlich in aggressive Rabauken verwandeln, gibt es auch Kinder, die sich auf einmal absondern, still und weinerlich werden. Auch diese Kinder sind häufig von der Gruppe eingeschüchtert.

Allerdings liegt oft noch ein anderer Grund für die Verhaltensänderung vor. Denn obwohl die Eltern ihrem Kind genau erklärt haben, warum es in den Kindergarten gehen muss ("Mama und Papa müssen zur Arbeit und Geld verdienen"), und dass es am Nachmittag (nachdem die Eltern von der Arbeit kommen) immer wieder abgeholt wird, verstehen die Kinder diesen Zusammenhang natürlich noch nicht.

Und so kann es vorkommen, dass die Kinder bei jedem Mal, wenn sie in den Kindergarten gebracht werden, Angst davor haben, dass sie nicht wieder abgeholt werden. Diese Angst kann eine Änderung des Verhaltens auslösen. Die Kinder ziehen sich zurück und wollen nicht mehr in den Kindergarten gehen.

Viele Einrichtungen bieten den Eltern daher während der Eingewöhnung an, zusammen mit ihrem Kind im Kindergarten zu bleiben und die Phasen der Abwesenheit schrittweise zu verlängern.