"Anders aufwachsen" - Frankreichs junge Mütter wollen länger stillen

Von Dörte Rösler
28. Oktober 2013

Der Ausbau von Krippenplätzen gilt in Deutschland als wichtige Errungenschaft. Unter Frankreichs Müttern formiert sich jedoch zunehmend Widerstand gegen die frühe Ablösung vom Kind. Elternzeitschriften wie "Grandir Autrement" (Anders aufwachsen) sprechen sich für längere Bindung und intensivere Nähe aus. Immer mehr Mütter legen ihr Baby an die Brust. Die Stillquote stieg von 45 auf 69 Prozent.

In Frankreich, wo das schnelle Weggeben der Kinder Tradition hat, sind stillende Mütter allerdings ein Störfaktor. Kritik kommt dabei auch von Feministinnen wie Elisabeth Badinter, die in der Mutterliebe ein künstliches Konstrukt sehen. Eine emanzipierte Frau finde ihre Anerkennung im Beruf, sagen sie. Ein Baby länger als vier Monate zu stillen, sei eine Rückentwicklung für die Frauen.

Die jungen Mütter wehren sich gegen solche Bevormundungen. Sie glauben an die Bindungstheorie und wollen selbst entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist, um sich von ihren Babys zu lösen. Das Ideal der erfolgreichen Karrierefrau zählt für sie weniger als die Nähe zu ihren Kindern. Außerdem: Statt kranke Kinder mit Antibiotika oder fiebersenkenden Mitteln für die Kita fit zu machen, wollen sie sich zu Hause um den Nachwuchs kümmern.