Sind Kleinkinder durch und durch beeinflussbare Wesen?

Ständig höre ich von Verwandten oder sonstigen bestimmten Leuten, Kinder seien vom Charakter und sämtlichen Verhaltensweisen so, wie man sie sich "gezogen" hat. Ich finde diese Aussage infam und nicht korrekt, da meiner Meinung nach jedes Kind - oft schon ab Säuglingsalter an (sprich: unbeeinflußt) seine eigenen Charakterzüge aufweist. Meine Tochter, inzwischen dreieinhalb Jahre alt, war von Anfang an ein sog. "schwieriges", sehr aktives und geistig reges Kind, das mich in jeder Hinsicht sehr gefordert hat und es immer noch tut (was ja an und für sich nichts Schlechtes darstellt). Ich finde, das alles der Mutter bzw. erziehendem Elternteil in die Schuhe zu schieben, ist einfach und ein Zeichen eigener Ratlosigkeit und irgendwie auch eine Art von Mißachtung des menschlichen (kindlichen) Charakters, der meiner Meinung nach geachtet und respektiert werden sollte. Wir können Kindern Dinge aufzeigen, aber uns zu eigen machen können wir unsere Kinder nicht. Es sei denn, der beabsichtigte Zweck liegt darin, ein neurotisches Wesen heranzuziehen; das aber, so glaube ich, liegt wohl nicht im Interesse der Eltern. Freue mich auf Meinungen, Kommentare, und vielleicht gibt es da jemanden, der ähnlich denkt?

Antworten (1)

Hallo Petra,
ich stimme dir zum Teil zu. Kinder haben ihren eigenen Charakter, jedes Kind ist anders temperamentvoll, anders belastbar und nimmt Dinge vielleicht auch anders wahr. Aber Kinder sind auch Produkte unsere Erziehung und Spiegel unsere Verhaltensweisen.
Zum Beispiel sind Kinder nicht von Anfang an zerstörerisch oder mögen von Anfang an gerne bestimmte Lebensmittel essen. Diese Verhaltensweisen werden von den Eltern beeinflusst.
Die Kinder werden aber meiner Meinung nach von Beginn an geprägt. Manche behaupten, diese Prägung beginne schon im Mutterleib. Besonders wichtig sind die ersten Jahre, denn da wird schon die Grundhaltung des Kindes gegenüber der Welt und dem Lebens festgelegt. Werden die Grundbedürfnisse des Kindes ausreichend befriedigt, werden die Kinder lernen, dass sie vertrauen können.
Auch während der Erziehung des Kindes in der "bewussten" Phase dürfen ihre Bedürfnisse, die sich ständig, ihrer Entwicklung gemäß, ändern, nicht übergangen werden.

Aktive und geistig rege Kinder sind für mich keine wirklich schwierigen Kinder. Im Gegenteil. Wenn ein Kind mit drei Jahren brav allen Anweisungen der Eltern folgt und keinen eigenen Willen zeigt, würde ich vermuten, dass es krank ist. Auch später sollte ein Kind impulsiv, kreativ, laut und fröhlich sein dürfen, ohne dass es ständig zurecht gewiesen wird!
Wenn ein Kind etwas anstellt, sollte meiner Meinung nach, immer die Schuld zuerst bei den Eltern gesucht werden. Die Eltern sind dafür zuständig, dass die Kinder ihre Welt begreifen. Und wenn ein Unfall (mit einem Kind) passiert, kann es ein unverschuldeter Unglück gewesen sein oder das Nichtwissen des Kindes, das aber die Eltern verschulden.

Ich verstehe auch die Oma nicht, die ihre eigene Tochter (im Fall "verhungerte Jessica") aufs Schärfste verurteilt, obwohl gerade die Oma ihre eigene Tochter so geformt hat, dass durch deren Gleichgültigkeit ihre Enkelin gestorben ist. Als Mutter kann man da nicht sagen: "Bei mir bist DU nicht gestorben, also bin ich nicht Schuld!"

Ich unterscheide aber zwischen kindlichen Eigenschaften und „reagierenden“ Eigenschaften.
Reagierende Eigenschaften wären für mich Zerstörungswut, Missachtung des Schmerzes anderer, Wutausbrüche. Sicherlich kann man die Liste noch ergänzen. Für die reagierenden Eigenschaften tragen Eltern die Verantwortung.

Liebe Grüße

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