Ein Einblick in die Welt eines Kindes, Förderungsmöglichkeiten und Hilfe und Unterstützung bei Not

Einmal die Welt aus der Sicht eines Kindes erblicken: Kinder ticken anders als Erwachsene, sie sind weniger verstandesbetont, ganz nah an ihren Gefühlen und immer im Hier und Jetzt. Ein Kind mit einer gesunden Entwicklung beschäftigt sich nicht mit der Vergangenheit und macht sich keine Sorgen um die Zukunft. Nur wer ein Kind versteht, kann ihm bei Not eine Stütze sein. Lesen Sie, was das Leben eines Kindes bestimmt und wie man seinen Nachwuchs fördern und ihm bei Problemen beistehen kann.

Von Claudia Rappold

Die Welt des Kindes

Charakteristika

Kinder sind schon kleine eigene Individuuen die es zu achten und fördern gilt, auch wenn sie sich in ihren Eigenarten und Fähigkeiten noch deutlich von den Erwachsenen unterscheiden:

  • Kinder sind spontan und begeisterungsfähig.

  • Ihre Wahrnehmung von der Welt ist anders als die eines erwachsenen Menschen.

  • Kinder wollen Aufmerksamkeit und sie wollen wahrgenommen werden.

  • Kleine Kinder sind nicht berechnend, aber sie wollen alles sofort und unmittelbar.

  • Kinder kennen auch keine Gefahr und sie können nicht vorausschauend blicken und handeln.

Eltern als Vorbild

Kinder leben und entwickeln sich vor allen Dingen durch Konditionierung und deshalb sind sie von uns Erwachsenen so abhängig. Sie lernen hauptsächlich durch Nachahmung:

Wenn ein Kind überall Schimpfwörter hört, ist es völlig zwecklos ihm mitzuteilen, dass man das nicht sagt. Weil: es wird gesagt und das Kind hört es, also ahmt es nach. Wer ein Kind erziehen will, muss ein gutes Vorbild sein und das Kind wird sich abschauen, wie man sich verhält und was man tut - und was eben nicht.

Prioritäten

Kinder leben in den Tag hinein und setzen ihre Prioritäten noch anders als Erwachsene:

  • Kinder leben in ihrer eigenen Welt und die ist voller Phantasie und Kreativität.

  • Kinder artikulieren sich anders und sie haben ihr eigenes Tempo.

  • Dinge, die in der Erwachsenenwelt so wichtig sind, wie Termine einhalten oder Dinge, die man tut und eben nicht tut, sind für Kinder nicht nachzuvollziehen.

  • Kinder drücken ihre Bedürfnisse spontan und unmittelbar aus und erwarten auch eine sofortige Reaktion.

  • Wenn Kinder quengelig oder "nervend" sind, dann gibt es dafür einen Grund. Kinder sind auch laut und Kinder toben und das ist meist der Ausdruck von Lebensfreude.

Kinder fordern und fördern

Für die Erwachsenen besteht die Kunst darin, diese Energie in die richtigen Bahnen zu lenken, denn Kinder wollen gefordert und auch gefördert werden, sie wollen lernen und sich entwickeln.

Um das zu können, brauchen sie die richtigen Angebote und die nötige Unterstützung, denn Kinder sind nicht bewusst frech, sie spiegeln nur wider, was in ihrem Umfeld nicht stimmt.

Achtung und Respekt

In jedem Fall sind Kinder kleine und individuelle Persönlichkeiten, deshalb sollte man ihnen immer mit Achtung und Respekt begegnen. Kinder sind auf die Erwachsenen angewiesen und brauchen deren Einfühlungsvermögen. Ihre Bedürfnisse wollen berücksichtigt und ihre Einzigartigkeit geschätzt werden.

Wie Kinder auf emotionale Verletzung reagieren

Aus einer Nichtbeachtung oder unzureichenden Beachtung eines Kindes durch ein Elternteil kann ein Kind sehr stark verletzt werden. Es wird sich dann eine Möglichkeit suchen, um mit dieser Verletzung und den Gefühlen umgehen zu können.

Aggression oder Rückzug

Je öfter es zu diesem Wechselspiel zwischen Elternteil und Kind kommt, desto stärker prägt sich das Verletzungsgefühl im Kind ein und umso effektiver sucht es nach einer Form, mit der Verletzung auf seine Art adäquat umzugehen.

Eine Variante, der Verletzung zu begegnen, stellt das Verletzen eines anderen Kindes dar. In manchen Fällen kommt es auch zum Ärgern eines Tieres.

Im Prozess des Abreagierens sucht sich ein Kind meist das nächstschwächere Lebewesen in seiner nahen Umgebung. Dies ist in der Regel ein jüngeres Geschwisterteil, ein jüngerer Mitschüler oder das Haustier.

Ein anderes Umgehen mit Verletzung ist, sich in sich zurückzuziehen. Das Kind hört auf, am geselligen Leben der Familie teilzunehmen und zieht sich mit der Zeit in sich zurück. Es wird unnahbar und selbst wenn die Eltern Zeit haben und sich auf das Kind einlassen, kann es bereits passiert sein, dass das Kind die Eltern nicht mehr emotional nah an sich heranlässt.

Das Kind richtig wahrnehmen

Es ist wichtig, dass Eltern Ihre Verantwortung im Heranwachsen des Kindes verstehen und wahrnehmen. Ein Kind ist in seinen Bedürfnisäußerungen sehr direkt und voluminös. Umso wichtiger ist es, dieses natürliche Verhalten nicht sofort und zunehmend zu reglementieren, sondern sich mit der Zeit zu überlegen, wie man die Erfüllung des Bedürfnisses mit der Zeit kleiner werden lässt.

Bedient man als Elternteil jedes Bedürfnis und das auch noch sofort, kann dieses Verhalten in eine Richtung kippen, in der Ihr Kind zu einem Tyrann werden kann, so dass Sie nur noch das tun, was Ihr Kind gerade fordert. Es geht, wie in so vielem im Leben, um die Erlangung des Überblicks und eines gesunden Mittelmaßes.

Setzen Sie sich mit Ihrem Partner zusammen und machen Sie sich klar, wie es Ihrem Kind gerade geht. Blicken Sie auf

  • die Schule
  • die Geschichten, die Ihr Kind von der Zeit in der Schule erzählt
  • seine Freunde
  • seine Freizeitaktivitäten
  • welche Themen es momentan hat und
  • welche Sorgen.

Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, welche Anteile von Ihrer Seite aus helfen, um Ihrem Kind Geborgenheit, Ruhe, Kraft und eine Stabilität zu geben. Passen Sie diese Anteile immer wieder an, da sich Ihr Kind weiterentwickelt, dann andere Problemkreise entstehen und demnach auch eine andere Unterstützung von Ihnen erforderlich ist.

Gespräche und Geduld

Verlangen Sie nicht zu viel von Ihrem Kind, wenn es in Ihren Augen das eine oder andere Problem nicht mehr haben sollte. Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Kind die Zeit zur Entwicklung geben, die es dafür benötigt.

Druck kommt in genügendem Ausmaß von außen, so dass Sie gut daran tun, wenn Sie Ihrem Kind ein Zuhause geben, in dem der Druck und die Anforderungen nicht zu hoch sind.

Informieren Sie sich, welche Entwicklungsschritte Ihr Kind in welchem Lebensalter durchschnittlich gesehen machen müsste und beunruhigen Sie sich nicht, wenn Ihr Kind noch etwas zurückliegt. Kommen Sie mit anderen Müttern und Vätern ins Gespräch und lernen Sie Ihr Kind in jeder Entwicklungsphase neu kennen.

Ruhen Sie sich nicht darauf aus, dass Sie meinen, Ihr Kind bestens zu kennen. Ihr Kind befindet sich von Anfang an im Aufwachsen und Wandeln. Selbst ein Elternteil kann nur ahnen oder schätzen, was in dem Kind gerade vorgeht, spätestens mit Einbruch der Pubertät muss den Eltern bewusst werden, dass ihre Kinder schon immer eigenständige Menschen sind, deren Weg man begleitet und unterstützt.

Unterstützung brauchen Kinder besonders auch dann, wenn sie in eine Notsituation geraten...

Hilfe und Unterstützung in Notsituationen

Es gibt viele Situationen und Gründe, warum Kinder in Not geraten können. Das können kleine und große Nöte sein, etwa dass sie mit dem Verhalten der Eltern nicht einverstanden sind und sich nicht ernst- und wahrgenommen fühlen.

Mögliche Probleme

Nicht nur Erwachsene, sondern auch schon Kinder können im Alltag auf Probleme stoßen, die sie überfordern und belasten:

  • Sie können mit der häuslichen Situation überfordert sein, weil sich die Eltern trennen oder scheiden lassen.

  • Kinder können häusliche Gewalt, Misshandlungen oder gar Missbrauch erfahren.

  • Die Eltern können ein Drogen- oder Alkoholproblem haben.

  • Die Kinder können vernachlässigt sein.

  • Ältere Kinder können in der Schule von Mobbing betroffen sein

  • Sie können in der Pubertät mit sich selbst nicht mehr klar kommen.

  • Sie können ein Suchtproblem haben oder unter Essstörungen leiden.

In solchen Situationen ist es wichtig, dass die Kinder Hilfe und Unterstützung erfahren.

Anlaufstellen

Jugendamt

Eine der ersten Anlaufstellen ist das Jugendamt, hier gibt es auch Erziehungsberatungsstellen und diese können freiwillig und kostenlos auch von Kindern in Anspruch genommen werden.

Soziales Umfeld

Bei kleineren Kindern ist es wichtig, dass das Umfeld, also die

tätig werden und den Kindern helfen. Ältere Kinder können sich selbstständig Hilfe holen, müssen aber die richtigen Anlaufstellen kennen.

Sorgentelefon

Es gibt die so genannten Sorgentelefone, die Kinder kostenlos in Anspruch nehmen können, zum Beispiel unter der Nummer 0800-1110333 oder 0800-554210. Sie helfen bei Kummer und bieten eine Krisenberatung. Auch konfessionelle Träger bieten Hilfe und Unterstützung für Kinder an.

Organisationen und Stiftungen

Kinder können auch von Armut und sozialer Benachteiligung betroffen sein.

  • In München gibt es das Projekt Hilfe für Kids.
  • Der Kindernotdienst Berlin ist rund um die Uhr erreichbar.
  • Die Deutsche Kinderhilfe ist eine nationale Organisation, die als Lobby für Kinder Stellung bezieht und bundesweit Hilfsprojekte fördert.
  • Die Ulmer Universitätsklinik bietet Hilfe für Kinder psychisch kranker Eltern.
  • In Frankfurt ist das Projekt Auryn ebenfalls ein Hilfsangebot für Kinder psychisch kranker Eltern. Es ist ein Vorbild für andere Projekte in deutschen Großstädten.
  • Stiftungen wie zum Beispiel die Waisenhausstiftung in Frankfurt bieten finanzielle und psychologische Hilfe für Kinder.
  • Die Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V. will Kinder auf ihrem schweren Weg begleiten.
  • Der Verein Hilfe für kranke Kinder e.V. arbeitet mit weiteren Fördervereinen zusammen und will dafür sorgen, dass Hilfe richtig ankommt.