Am Anfang war die Oma - Großmütter erhöhen Lebenserwartung und fördern Partnerschaft

In den menschlichen Gemeinschaften steigt durch großmütterliche Hilfe die Lebenserwartung der Frau

Von Dörte Rösler
10. September 2015

Warum leben Frauen länger als Männer? Eine anthropologische Studie führt als Ursache für verlängerte Lebenserwartung die sogenannte Großmutterhypothese an. Demnach verbesserten helfende Omas die Überlebenschancen kleiner Kinder und erhöhten dadurch die Vermehrungsrate, auch für männlichen Nachwuchs.

Da Männer länger zeugungsfähig bleiben entwickelte sich ein Überschuss fruchtbarer Männer. Um eine Frau zu finden, mussten diese ihr ursprünglich polygames Verhalten ändern und feste Paarbindungen eingehen.

Partnerschaft dank Oma

Wie der Großmutter-Effekt sich auf die Sozialstruktur früherer Menschen auswirkte, prüften Forscher der Universität Utah mit einer Computersimulation. Dazu verglichen sie Informationen über Schimpansenpopulationen mit Daten vom Volk der Hadza, einer noch heute lebenden Jäger-und-Sammler-Kultur in Tansania. Am Computer errechneten die Wissenschaftler, wie sich die Evolution über zahlreiche Generationen hinweg entwickelte.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung widersprechen bisherigen Annahmen, denen zufolge Männer sich die Treue einer Frau erkauften, indem sie ihr und den gemeinsamen Kinder Schutz boten. Tatsächlich, so die Evolutionsbiologen, habe erst die Beteiligung der Omas bei der Versorgung der Kinder die Entwicklung von Zweierbeziehungen in Gang gebracht.

Steigende Lebenserwartung durch großmütterliche Hilfe

Bei den Schimpansen blieb das Verhältnis von Männern und Frauen über 300.000 Jahre weitgehend gleich, da die weiblichen Mitglieder der Gruppe meist wenige Jahre nach dem Ende ihrer Gebärfähigkeit sterben.

In den menschlichen Gemeinschaften stieg mit der großmütterlichen Hilfe dagegen die Lebenserwartung der Frauen. Kamen auf 100 fruchtbare Frauen anfangs noch 77 zeugungsfähige Männer, so waren es am Ende der Berechnung bereits 156. Entsprechend erhöhte sich der Konkurrenzdruck unter Männern und die Bereitschaft, eine feste Paarbindung einzugehen. Für Opas konnte ein solcher Einfluss nicht nachgewiesen werden.