Sind Missbrauchsopfer am Gehirn erkennbar?

Forscher spekulieren über die Verkleinerung des Hippocampus nach Gewalterfahrungen und Missbrauch

Von Cornelia Scherpe
23. Februar 2012

Es ist eine auf den ersten Blick sehr gewagte These, die Forscher in den USA nun aufgestellt haben. Demnach ist es möglich, im Gehirn eines Menschen zu sehen, ob er einmal Opfer von Gewalt war. Bei Missbrauchsopfern ist nämlich die Hirnregion des Hippocampus auffallend verkleinert. Aufgefallen ist dies Forschern, nachdem sie 193 Menschen zu einer Studie eingeladen hatten.

Auswirkungen von Gewalterfahrungen sichtbar

Einige dieser Erwachsenen hatten in ihrer Kindheit Gewalt am eigenen Leibe mit erfahren müssen, andere nicht. Man untersuchte die Gehirne aller Teilnehmer und fand dabei eine deutliche Abweichung in den Hirnen derer, die von Gewalt berichtet hatten.

120 der Teilnehmer waren weiblich, die übrigen 73 männlich. Doch das Geschlecht schien keine Rolle zu spielen. Die Gewalterfahrung dagegen wirkte sich auf die Hirnstruktur aus.

Verkleinerte Hippocampus

So hatten diese Menschen im Schnitt einen zwischen 5,8 und 6,5 Prozent kleineren Hippocampus. Doch warum verkleinert sich ausgerechnet dieser Teil des Hirns? Darüber können die Forscher bisher nur spekulieren. Dieses Areal in unserem Kopf gehört zu den ältesten Hirnregionen und verarbeitet Erinnerungen, sowohl als Kurzzeit- als auch als Langzeitgedächtnis.