Aussteiger packt aus - wie die "Zwölf Stämme"-Sekte ihre Kinder misshandelt

Erziehungsmethoden der Sekte beinhalten fortlaufende körperliche Züchtigung der Kinder - auch in der Schule

Von Dörte Rösler
21. November 2014

Das Leben in der Christensekte "Zwölf Stämme" ist hart. Die Mitglieder orientieren sich am Alten Testament, es gibt kein persönliches Eigentum und Frauen sind den Männern grundsätzlich untergeordnet.

Am härtesten treffen die biblischen Glaubensregeln jedoch die Kinder: sie werden systematisch misshandelt und geschlagen. Wie Eltern ihre Kinder brutal brechen, berichtet nun ein Aussteiger.

Körperliche Gewalt gegen Kinder bereits ab dem Säuglingsalter

20 Jahre lang lebte Robert Pleyer bei den "Zwölf Stämmen". Spielen, eine eigene Meinung und Freunde haben - das war für seine Kinder nicht möglich. Sie wurden bereits ab dem Alter von acht bis neun Monaten körperlich gezüchtigt. Die Älteren wurden beim kleinsten Ungehorsam mit einer Weidenrute geschlagen.

Auch im Schulunterricht der Sekte ist körperliche Gewalt an der Tagesordnung. Schließlich konnte Pleyer das nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. Er stieg aus der Sekte aus und fasste seine Erfahrungen in dem Buch "Der Satan schläft nie" zusammen.

Erziehungsmethoden nicht vertretbar - Justiz greift ein

Wegen ihrer Erziehungsmethoden hatten die "Zwölf Stämme" bereits mehrfach Ärger mit der Justiz. In den sogenannten Filialen in Norddeutschland und Bayern ermittelten Beamte, weil die Sekte ihre Kinder von der Schule fernhielt.Im September 2013 holte die Polizei in einem Großeinsatz 40 Kinder aus dem Hauptsitz der "Zwölf Stämme" in Klosterzimmer und der Filiale Wörnitz.

Einige der Kinder sind noch immer in staatlicher Obhut. Andere kehrten zu ihren Eltern zurück, entweder weil sie nach den Maßstäben der Sekte zu jung oder zu alt zum Züchtigen waren. Dass eine "Korrektur in Liebe" mit der Weidenrute eine Misshandlung ist, wollen die Mitglieder bis heute nicht anerkennen.