Öffentliches Bloßstellen der eigenen Kinder - "Public Shaming" wird bei US-Eltern zum Trend

Von Melanie Ruch
16. April 2013

Ob ein Bild vom weinenden Sohn auf Facebook oder ein Video von einem Kleinkind auf Youtube, das gerade aus der Vollnarkose aufgewacht ist. Was für viele zunächst lustig und süß erscheint, wird unter amerikanischen Eltern immer mehr zu einem fragwürdigen Trend. Das öffentliche Bloßstellen der eigenen Kinder im Internet, auch "Public Shaming" genannt, reicht in den USA mittlerweile von vereinzelten Fotos bis hin zur kompletten Lebensgeschichte der Kinder in Bildern und Videos.

Im Grunde genommen haben Kinder wie auch Erwachsene die Rechte am eigenen Bild. Das heißt, ohne ihre Zustimmung beziehungsweise gegen ihren Willen dürften eigentlich keine Bilder von ihnen veröffentlicht werden. Da Kinder in der Regel aber noch nie etwas von diesem Recht gehört haben, geschweige denn es einfordern würden, obliegt die Entscheidung über die Veröffentlichung der Kinderbilder dem sorgeberechtigten Elternteil. Doch die meisten amerikanischen Eltern scheinen überhaupt keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie es ihren Kindern geht, wenn sie erfahren, dass im Internet peinliche Bilder von ihnen kursieren.

Alle wissen: das Internet vergisst nichts und niemals. Das heißt, wenn die Kinder irgendwann einmal in einem Alter sind, in dem sie und andere Altersgenossen den Inhalt dieser Bilder begreifen, sind diese noch immer irgendwo im Netz zu finden und das kann weitreichende psychische Folgen für das Kind haben. Von Mobbing in der Schule, über Depressionen bis hin zu Angstzuständen. Besonders schlimm wird es dann, wenn das auf den veröffentlichen Bildern gezeigte Ereignis für die Kinder traumatisch war und andere dann plötzlich anfangen sie mit den Bildern aufzuziehen.

Rechtlich gesehen befinden sich die Eltern zunächst auf der sicheren Seite. Doch wenn das Kind durch die Veröffentlichung der Bilder psychische Schäden davonträgt, könnte es die Eltern zivilrechtlich später sogar auf Schadensersatz verklagen.