Warum eine verunsicherte Eltern-Generation das Nein-Sagen wieder lernen muss

Kinder akzeptieren ein Nein der Eltern und brauchen das Vorbild der Eltern in der Erziehung

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
3. April 2008

Nie zuvor haben sich Eltern so viele Gedanken über die richtige Erziehung ihrer Kinder gemacht. Wie sie aber nach den nicht mehr akzeptierten autoritären und antiautoritären Mustern der Vergangenheit heute im Alltag handeln sollten, macht die meisten ratlos. "Seit Beginn der 90er Jahre sagen Eltern sicherheitshalber immer Ja", zitiert das Apothekenmagazin "Baby und Familie" den dänischen Erziehungswissenschaftler Jesper Juul.

Nur das Zögern, resigniertes Schulterzucken und ein widerwilliger Klang in der Stimme der Eltern signalisiert den Kindern, dass Mutter oder Vater viel lieber Nein sagen würden. Juul ist überzeugt, dass Kinder ein authentisches, ehrlich gemeintes Nein akzeptieren - auch wenn nicht selten die erste Reaktion Protest ist.

Kommunikation innerhalb und außerhalb der Familie als Vorbild

Erziehung darf nicht mit ständiger Belehrung verwechselt werden. Viel wichtiger ist das Vorbild der Eltern: Wie reden die Menschen in der Familie miteinander? Wie sehr sind sie in der Lage, sich gegenseitig zuzuhören? Wie verhalten Eltern sich außerhalb der Familie? Wer freundlich den Nachbarn grüßt und ordentlich Messer und Gabel benutzt, kann sich sicher sein, dass Kinder sich solche Fertigkeiten von selbst aneignen.

Dauernde Ermahnungen bis der Nachwuchs keine Lust mehr hat zuzuhören, sind dann überflüssig. Jesper Juul spitzt die Folgerung daraus gern zu: "Im Grunde hat Erziehung überhaupt keinen Zweck." Ein klarer Standpunkt ist gefragt, zu dem auch das unmissverständliche Nein gehört.

"Erziehung ist Beziehung"

Etwas wissenschaftlicher drückt es Dr. Christiane Kaniak-Urban, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin aus Rosenheim, aus: "Erziehung ist Beziehung." Kinder müssen sich angenommen fühlen und brauchen Vorbilder. Wenn Eltern das gelingt, dann könnten sie sich sogar jede Menge Fehler erlauben, die dem Kind und der Beziehung zu den Eltern nicht schaden. Der praktische Juul nennt sogar eine Zahl: "Zwanzig Fehler am Tag zu machen ist total in Ordnung", beruhigt er die Eltern.

Wenn die Beziehung stimmt, wenn das Verhältnis von Liebe und Respekt geprägt ist, kann im Grunde nichts schief gehen. "Die Natur", schreibt der renommierte Schweizer Pädiater Professor Dr. Remo Largo, "rechnet nicht mit perfekten Eltern."