Mögliche Vorurteile und wichtige Werte der Erziehung von Einzelkindern

Einzelkindern begegnet man immer wieder mit Vorurteilen. Die gängigen Klischees über Kinder, die ohne Geschwister aufwachsen halten sich hartnäckig; typisch sind Aussagen, sie könnten sich nicht durchsetzen oder seien verwöhnt oder gar verzogen. Dabei kommt es immer darauf an, welche Werte ihnen bei der Erziehung vermittelt werden. Lesen Sie über mögliche Vorurteile, denen man Einzelkindern häufig begegnet. Informieren Sie sich außerdem, welche Werte bei der Erziehung eine wichtige Rolle spielen.

Von Claudia Rappold

Gängige Vorurteile

Einzelkinder

  • sollen verwöhnt und verzogen sein
  • sind eigenbrötlerisch und
  • können nicht teilen.

Sie können sich nicht richtig durchsetzen und man unterstellt ihnen, dass sie egoistisch sind.

Einzelkindern, die hauptsächlich mit Erwachsenen zu tun haben, sagt man nach, dass sie altklug wären. Genau deshalb ist es so wichtig, dass das Kind Kontakt mit anderen Kindern hat und nicht nur in einer Erwachsenenwelt lebt. Man unterstellt Einzelkindern, dass sich das Fehlen von Geschwisterkindern ausschließlich negativ auswirkt. Dabei können Geschwisterkinder aber auch in einem ständigen Konkurrenzkampf sein.

Auch sagt man Einzelkindern nach, dass ihnen oft langweilig ist und sie sich einsam fühlen. Dabei können sich Einzelkinder in der Regel besonders gut mit sich selbst beschäftigen und finden oft kreative Lösungen. Über Einzelkinder gibt es widersprüchliche Daten, die nur zeigen, dass man nie etwas verallgemeinern kann.

Einzelkinder sind besser als ihr Ruf

Einzelkinder haben einen schlechten Ruf und immer wieder hört man in bestimmten Situationen "typisch Einzelkind". Doch Einzelkinder sind wesentlich besser als ihr Ruf. Einzelkinder sind nicht selbstsüchtig und sie haben auch kein übersteigertes Selbstwertgefühl. Vielmehr erwerben die meisten Einzelkinder schon sehr früh soziale Kompetenz.

  • Einzelkinder gehen im Durchschnitt früher in Betreuungseinrichtungen als Kinder mit Geschwistern. Dort können sie ihre sozialen Fähigkeiten schulen.

  • Einem Einzelkind wird normalerweise mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung zuteil als einem Kind mit Geschwistern. Dies stärkt aber in der Regel sein Selbstwertgefühl und auch die Selbstwahrnehmung.

  • Einzelkinder werden nicht immer überbehütet und zur Unselbstständigkeit erzogen. Vielmehr lernen sie schon früh Verantwortung zu übernehmen und zeigen als Erwachsene eine große Selbstständigkeit.

Hinweise zur Erziehung von Einzelkindern

Selbstverständlich spielen die Eltern und deren Erziehung eine große Rolle für die gesunde Entwicklung des Kindes. Diese scheint wesentlich ausschlaggebender zu sein als die Position in der Familienkonstellation.

Es gibt viele Studien über Einzelkinder, die belegen, dass sie über die gleichen sozialen Fähigkeiten verfügen wie Kinder mit Geschwistern. Einzelkinder

  • sind tolerant
  • sind feinfühlig und
  • suchen in Konfliktsituationen gewaltfreie Lösungen.

Natürlich kann man das nicht verallgemeinern und auch hier spielt das Elternhaus und dessen Vorbild eine entscheidende Rolle. Es gibt auch immer wieder Einzelkinder, die deren Klischee bedienen.

Die Erziehung eines Einzelkindes sollte genau wie bei jedem anderen Kind von

  • Aufmerksamkeit
  • Zuwendung und
  • Liebe

getragen werden. Davon kann man einem Kind nicht genug geben und das hat auch nichts mit Verwöhnen zu tun.

Kontakt zu anderen Kindern herstellen

Bei Einzelkindern ist es ratsam, dass sie so früh wie möglich Kontakt zu gleichaltrigen Kindern haben. Krabbelgruppen sind dafür eine gute Einrichtung und später dann der Kindergarten. Auch

können eine gute Möglichkeit bieten andere Kinder zu treffen. So kann das Einzelkind auch soziale Kompetenz im Miteinander mit anderen Kindern erwerben. Einzelkinder leben oft unter besonderen Umständen, zum Beispiel Trennung und Scheidung der Eltern oder Tod eines Elternteils. Oft entscheiden sich aber auch Paare nur ein Kind zu bekommen, sei es aus wirtschaftlichen Gründen, wegen des Alters oder aus anderen privaten Beweggründen.

Wichtige Werte, die es zu vermitteln gilt

Wichtig in der Erziehung von Einzelkindern ist, wie bei anderen Kindern auch, dass man respektvoll mit ihnen umgeht. So lernen sie Rücksicht und Verständnis und können dies dann auch im Umgang mit anderen Menschen leben.

Bereits in der Familie wird gelernt, wie Konflikte friedlich zu lösen sind und wie man mit Achtung miteinander umgeht. Gerade im Umgang mit anderen Kindern kann ein Einzelkind lernen zu teilen und hilfsbereit zu sein. Soziale Fähigkeiten werden erlernt und müssen geschult werden.

Überforderung vermeiden

Oft nehmen Einzelkinder eine Sonderstellung ein und eine große Erwartungshaltung lastet auf ihnen, etwa gut in der Schule zu sein. Auch in so genannten Einelternfamilien übernehmen die Kinder oft die Rolle eines Partners und sind damit überfordert.

Kinder müssen Kinder sein dürfen und sie haben ein Anrecht auf bestmögliche Förderung und Unterstützung, um sich frei entwickeln zu können.

Teilen lernen

Gerade bei Einzelkindern stößt man immer wieder auf das Vorurteil, dass sie nicht teilen können, vor allen Dingen materielle Dinge. Es gehört zu der sozialen Kompetenz, etwas mit anderen teilen zu können und gerade in Betreuungseinrichtungen gibt es viele Möglichkeiten, dies zu lernen.

Aber ein Kind muss nicht alles teilen, es hat auch ein Recht auf Eigentum, wie zum Beispiel die Lieblingspuppe oder das Lieblingsauto, dies darf es dann auch ganz für sich allein beanspruchen. Wichtig ist die Vielschichtigkeit des menschlichen Miteinanders zu lernen.