Leidensdruck der Alleinerziehenden: mehr Krankheiten, weniger Freude am Leben

Berufstätigkeit kann Gesundheit und Lebensqualität verbessern, Vollzeitbeschäftigung fürAlleinerziehende aber schwierig

Von Cornelia Scherpe
23. Dezember 2016

Alleinerziehende Mütter und Väter haben einen schweren Stand. Während in einer Partnerschaft die Pflichten verteilt werden können, müssen sie sich um sämtliche Dinge alleine kümmern. Dies kann einen starken Druck aufbauen, der sich durch vermehrte Krankentage und insgesamt weniger Lebensfreude zeigt. Zu diesem Schluss kommt das Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock.

Für die Studie wurden insgesamt 30.000 Menschen befragt, die in unterschiedlichen Lebensmodellen lebten. Sie verteilten sich auf rund 11.000 Haushalte; entweder mit oder ohne Kind und mit oder ohne Partner. Insgesamt waren 2.004 der Befragten alleinerziehende Mütter.

Alleinerziehende mit weniger Lebensqualität

Alle Studienteilnehmer sollten ihr allgemeines Wohlbefinden auf einer Skala von 0 (sehr unzufrieden) bis 10 (extrem zufrieden) einordnen. Tatsächlich unterschieden sich die alleinerziehenden Frauen von den Müttern mit Partner um einen ganzen Punkt. Der allgemeine Durchschnitt schwankte dagegen nur um 0,5 Punkte. Das zeigt deutlich, dass die Situation der partnerlosen Kindererziehung einen wesentlichen Dämpfer für die Lebensqualität bedeutet.

Alleinerziehende häufiger krank

Das wurde noch deutlicher, wenn man die Gesundheit der Befragten in den Mittelpunkt rückte. Alleinerziehende mussten deutlich häufiger mit gesundheitlichen Problemen zum Arzt.

Berufstätigkeit steigert Gesundheit und Lebensqualität von Alleinerziehenden

Die Befragung zeigte aber auch, dass eine berufliche Anstellung der Alleinerziehenden sich positiv auf ihre Gesundheit auswirkte. Obwohl durch den Beruf eigentlich noch mehr Zeit im Alltag gebunden war, fühlten die Berufstätigen sich besser in die Gesellschaft integriert. Erhalten sie für ihre Arbeit Wertschätzung, stabilisiert sich die Psyche. Gleichzeitig steigt durch die finanziellen Einnahmen auch die Lebensqualität wieder an.

Es ist daher sehr wichtig, dass Alleinerziehende einem Beruf nachgehen können. Der Effekt einer Vollzeitbeschäftigung ist dabei deutlich größer als der einer Teilzeitstelle.

Vollzeitbeschäftigung schwierig

Doch in Deutschland ist es vergleichsweise schwierig, einer 40-Stunden-Woche mit Kind und ohne Partner nachzugehen. Es fehlen nicht nur ausreichend Plätze im Kindergarten, auch die Kita-Zeiten sind bei weitem nicht flexibel genug. Die Einrichtungen müssten länger geöffnet sein und mehr Ganztagsschulen müssten für die älteren Kinder angeboten werden. Erste Schritte in die richtige Richtung gibt es aber bereits: das KitaPlus Programm des Bundesfamilienministeriums.