Hilfe für Alleinerziehende durch den Staat sowie durch Freunde

Allein erziehend ist heute eine gängige Lebensform. Schwangerschaft ohne Ehe oder eine feste Partnerschaft, Trennung oder Scheidung sowie der Tod eines Lebensgefährten oder Ehepartners sind dabei die Ursachen. Es ist eine besondere Lebenslage, die gemeistert werden muss. Dabei spielen auch finanzielle Aspekte eine große Rolle. Es gibt jedoch Hilfe für Alleinerziehende, beispielsweise durch den Staat. Doch auch Freunde können oftmals eine große Stütze sein. Lesen Sie über Varianten, eine Unterstützung von Alleinerziehenden zu ermöglichen.

Von Claudia Rappold

Ein Kind alleine großziehen

Nach aktuellen Studien wächst jedes siebte Kind in Deutschland bei nur einem Elternteil auf.

Mögliche Gründe

Durch die geänderten Normen und Werte unserer schnelllebigen Zeit kommt es immer häufiger zu Ehescheidungen oder Partnerschaftstrennungen vor der Geburt. Auch andere Faktoren wie Unfälle eines Elternteils oder ungewollte Schwangerschaften tragen zu dieser Ziffer mit bei.

Alleinerziehung kann aus verschiedenen Gründen notwendig werden
Alleinerziehung kann aus verschiedenen Gründen notwendig werden

Probleme für Alleinerziehende

Was bleibt, sind zum einen die Kinder, denen entweder der Vater oder die Mutter fehlt und zum anderen ein Elternteil, welches sich allein um den Nachwuchs kümmern muss. Der Alltag gestaltet sich mühsamer und oftmals muss auch der Beruf eingeschränkt oder vollkommen aufgegeben werden.

Das Zusammenspiel von

  • Familie
  • Existenzsicherung und
  • Haushalt

wird zu einer Dauerbelastung, die unter Umständen zu emotionalen Problemen führt und ohne die Unterstützung von Freunden und Familie oftmals nicht allein bewältigt werden kann.

Vorteile der Alleinerziehung

Wie in jeder Situation gibt es allerdings auch Vorteile, die manche durchaus in den Vordergrund stellen: die alleinige Entscheidung über bestimmte Dinge kann ebenso befreiend wirken wie die Abwesenheit von Streit mit dem Partner.

Möglichkeiten der Unterstützung durch Staat und Hilfseinrichtungen

Alleinerziehende sollten sich in jedem Fall individuell von Fachleuten beraten lassen. Es gibt Hilfen, die ihnen zustehen:

  • Es gibt zum Beispiel den VAMV, den Verband allein erziehender Mütter und Väter, der umfangreich informiert.

  • Berufstätigen Frauen steht das Mutterschaftsgeld zu.

  • Auch besteht ein Anrecht auf Kindergeld und Elterngeld.

  • Alleinerziehenden steht ein Mehrbedarfszuschlag zu.

Hilfseinrichtungen aufsuchen

Oftmals kommt es zu Problemen, die Betroffene allein nicht zu lösen wissen. Hier gibt es unzählige Foren, Gruppen und Einrichtungen, die sich mit dem Thema Alleinerziehung beschäftigen. In dieses Themenfeld fallen sowohl Beratungen auf unterschiedlichen Ebenen wie beispielsweise:

Bei den Mitarbeitern speziell auf Alleinerziehende ausgerichteter Institutionen handelt es sich sowohl um Therapeuten und Sozialarbeitern als auch um Juristen. Abgesehen von der sozialen Hilfe in der Lebenssituation kann die juristische Beratung auch helfen, bisher ungekannte Möglichkeiten zu entdecken, um an finanzielle Mittel zu gelangen. Erste Recherchen nach ortsnahen Einrichtungen bringen rasche Ergebnisse und Adressen, an die man sich wenden kann.

Für Berufstätige

Will die Mutter wieder arbeiten gehen, kann sie je nach Fall Unterstützung vom Jugendamt bei der Finanzierung der Kinderbetreuung bekommen. Am besten informiert man sich bei dem zuständigen Jugendamt.

Das Jugendamt kann die Finanzierung der Kinderbetreuung unterstützen
Das Jugendamt kann die Finanzierung der Kinderbetreuung unterstützen

Bei Unterhaltsfragen

Oft kommt es vor, dass ein Elternteil dem Kind Unterhalt schuldet und nicht zahlt oder nicht zahlungsfähig ist. Dann kann der allein erziehende Elternteil einen Unterhaltsvorschuss bekommen. Dieser wird von dem zuständigen Jugendamt geleistet, dabei geht es aber nur um die Unterhaltsansprüche des Kindes.

Sozialhilfe und Wohngeld

Je nach Fall kann es auch nötig sein, Sozialhilfe zu beantragen, vielleicht weil man wegen dem Kind nicht arbeiten kann. Hier sollte man sich von der zuständigen Stelle ausführlich beraten lassen.

Wer über ein geringes Einkommen verfügt, hat unter Umständen einen Anspruch auf Wohngeld. Dies kann man bei der zuständigen Wohngeldstelle erfragen und muss dann einen Antrag stellen.

Unterstützung bei Anschaffungen

Verschiedene Einrichtungen gewähren Alleinerziehenden auch eine Unterstützung oder einmalige Hilfen, wie etwa zur Anschaffung der Erstlingsausstattung.

Dafür erkundigt man sich

  • beim Caritas Verband
  • bei der Diakonie
  • bei Pro Familia
  • bei dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und
  • bei der Arbeiterwohlfahrt.

In vielen größeren Städten gibt es Stiftungen, die Alleinerziehende unterstützen. Auf diese Gelder und Unterstützungen besteht aber kein Anspruch.

Verschiedene Einrichtungen unterstützen auch bei der Anschaffung der Erstlingsausstattung
Verschiedene Einrichtungen unterstützen auch bei der Anschaffung der Erstlingsausstattung

Versicherung und Steuern

Die Kindererziehung wird auch bei der Pflegeversicherung berücksichtigt. Auch Steuerfreibeträge sind für Alleinerziehende sehr wichtig und sie sollten sich diesbezüglich ausführlich beraten lassen, um sie richtig in Anspruch nehmen zu können.

Kinderbetreuungskosten können steuerlich abgesetzt werden. In einigen Bundesländern wird auch ein Landeserziehungsgeld gezahlt. Alles in allem gibt es viel Hilfe und Unterstützung, aber auch viele verschiedene Anlaufstellen und deshalb sind viele mühsame Wege zu gehen.

Weitere finanzielle Hilfsangebote im Überblick

Speziell für Alleinerziehende gibt es noch weitere verschiedene Arten von finanzieller Hilfe, die wir im Folgenden zusammengefasst haben.

  • So besteht der Anspruch auf einen Entlastungsbetrag; die Höhe beträgt 1.908 Euro im Jahr; bei jedem weiteren Kind erhöht dieser sich um 240 Euro; diese kann man in Form eines Antrags auf Zuschlag einfordern. Das Kind muss zum Haushalt des/der Alleinerziehenden gehören; zudem muss ein Anspruch auf Kindergeld oder einen Kinderfreibetrag bestehen.

  • Bei der Unterhaltsvorschussstelle kann man den Unterhaltsvorschuss beantragen, wenn die alleinerziehende Person keine oder nur unregelmäßige Unterhaltszahlungen vom getrennten Partner erhält, in Deutschland lebt und wenn das Kind nicht älter als 12 Jahre alt ist. Für Kinder unter 6 Jahren erhält man 150, für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren 201 Euro im Monat. Seit 2017 erhalten Kinder bis 18 Jahre zudem 268 Euro.

  • Befindet man sich im Mutterschutz, kann man Mutterschaftsgeld beantragen; dies wird als Lohnersatzzahlung ausgeteilt. Ebenso möglich ist die Auszahlung von Elterngeld und Kindergeld.

  • Mitunter besteht die Möglichkeit, zusätzlich zum Kindergeld einen Kinderzuschlag zu beantragen. Er gilt als Alternative zum Arbeitslosengeld II.

  • Alternativ zum Kindergeld ist die Beantragung der Kinderfreibeträge nöglich. Leben die Eltern getrennt, beträgt die Höhe 3.678 Euro jährlich für jeden Elternteil. In Kraft treten diese Freibeträge, sobald eine alleinerziehende Mutter mindestens 33.000 Euro im Jahr verdient.

  • Sozialgeld kann man als alleinerziehende Person zusätzlich zum Arbeitslosengeld II beantragen. Die Höhe beträgt 237 Euro für Kinder bis 6 Jahre, 291 Euro für Kinder bis 14 Jahre und 311 Euro für Kinder zwischen 14 und 17 Jahren.

Möglichkeiten der Unterstützung durch Freunde

Alleinerziehende Mutter oder alleinerziehender Vater ist ein Fulltimejob. Egal, was der Grund dafür ist, warum er bzw. sie alleinerziehend ist, jeder ist wohl froh, wenn er in dieser Situation Unterstützung bekommt.

Kleidung und Spielsachen

Alleinerziehnde sind meistens auch froh wenn sie Kinderkleidung oder Spielsachen geschenkt bekommen
Alleinerziehnde sind meistens auch froh wenn sie gebrauchte Kinderkleidung oder Spielsachen geschenkt bekommen

Da viele Alleinerziehende gerade in den ersten Lebensmonaten eines Babys Geldprobleme haben, sind sie dankbar für Kinderkleidung. Baby- und Kinderkleidung, die noch gut aussieht, braucht man nicht wegzuwerfen, sondern kann sie weitervererben.

Genau das Gleiche gilt auch für Spielsachen. Wie viele Spielsachen liegen zu Hause rum und werden nicht mehr angeschaut. Genau über diese Sachen freuen sich aber andere Kinder, und man kann Bekannte und Verwandte auf diese Weise finanziell entlasten.

Alleinerziehende Mütter und Väter sind froh, wenn sie für Kleidung und Spielzeug weniger Geld ausgeben müssen und sich zudem die Arbeit des Einkaufens sparen können. Gerade wenn das Geld knapp ist, kann man dem Kumpel oder der Freundin aber auch damit eine Freude machen, dass man zum Besuch einen schönen bunten Obst- und Gemüsekorb mitbringt.

Kinderbetreuung und gemeinsame Unternehmungen

Viele Alleinerziehende sind auch froh, wenn sie das Angebot bekommen, dass man jede Woche ein paar Stunden auf das Kind aufpasst. So

  • haben die Freundin oder der Freund entweder ein paar Stunden für sich selbst zum Durchatmen oder
  • können auch diese Zeit nutzen, um einen Minijob anzunehmen.
Unterstützung bei der Kinderbetreuung aus der Familie kommt auch meistens gut an
Unterstützung bei der Kinderbetreuung aus der Familie kommt auch meistens gut an

Viele alleinerziehende Mütter und Väter nehmen das Angebot dankbar an, zusammen mit einer Freundin oder einem Freund Flohmärkte zu durchstöbern. Zu zweit macht es doch deutlich mehr Spaß nach Schnäppchen zu suchen. Außerdem sehen vier Augen mehr als zwei.

Moralische Unterstützung

Viele Alleinerziehende schämen sich auch aufgrund ihrer finanziellen Situation. Als guter Freund bzw. gute Freundin sollte man hier nicht die Augen verschließen sondern helfen.

Neben den bereits genannten Dingen kann man seine Freundin/seinen Freund auch zum Jugendamt oder Arbeitsamt begleiten. Hier können finanzielle Hilfen oder auch eine Tagesmutter beantragt werden. Traut sich die Freundin oder der Freund nicht alleine, so kann man ihr/ihm anbieten, quasi als moralische Unterstützung mitzugehen.

Noch belastender und kräftezehrender kann die Alleinerziehung mit einem behinderten Kind ausfallen - doch auch hier gibt es Hilfe von außen...

Alleinerziehende mit behindertem Kind

Alleinerziehende Mütter und Väter müssen sich einer doppelt schweren Herausforderung stellen, wenn sie sich um ein behindertes Kind kümmern, da ein Elternteil fehlt. Die besonderen Belastungen führen oft schleichend zu negativen Auswirkungen auf den Gesundheitszustand. Umso wichtiger sind Unterstützungsangebote, die einen Ausgleich schaffen.

Erschöpfung und Isolation

Die Betreuung eines geistig oder körperlich behinderten Kindes erfordert einen hohen Zeitaufwand, vor allem wenn Pflegebedürftigkeit besteht und eine lückenlose Versorgung gewährleistet sein muss. Das belastet Alleinerziehende ganz besonders, denn die eigenen Bedürfnisse bleiben auf der Strecke, die Verwirklichung persönlicher Lebensziele ist kaum mehr möglich.

Wenig Freizeit und dauerhafter Stress verhindern regelmäßige Erholungsphasen zur Regeneration. Immer häufiger leiden Alleinerziehende, die ein behindertes Kind betreuen, unter gravierenden Erschöpfungssymptomen.

Hinzu kommt, dass der Kontakt zu Freunden häufig eingeschränkt ist. Viele Alleinerziehende mit behindertem oder chronisch krankem Kind fühlen sich von der Außenwelt isoliert.

Meistens ist zudem das Ausüben einer Berufstätigkeit nicht mehr möglich. Mangelnde Anerkennung und finanzielle Sorgen führen zu weiteren Belastungen.

Verschiedene Symptome weisen darauf hin, dass der Akku leer ist:

Allein ein behindertes Kind großzusiehen zerrt besonders an den eigenen Kräften
Allein ein behindertes Kind großzusiehen zerrt besonders an den eigenen Kräften

Mutter-Kind-Kur als Präventionsmaßnahme

Alleinerziehende, die ein Kind mit einer Behinderung versorgen und betreuen, brauchen besondere Unterstützung. Stress im Alltag und der hohe Pflegeaufwand fordern Einelternfamilien viel ab. Durch permanente Überlastung erhöht sich das Risiko für seelische und körperliche Erkrankungen.

Mutter-Kind-Kuren beziehungsweise Vater-Kind-Kuren verfolgen das Ziel, mit speziellen Präventionsmaßnahmen wie Sport- und Bewegungstherapien verschiedenen Krankheitsbildern vorzubeugen oder bestehende Beschwerden zu lindern und zu heilen. In Rehabilitationsfachkliniken kümmert sich entsprechend ausgebildetes Personal wie Kinderpfleger, Erzieher und Lehrer liebevoll in altersgerechten Gruppen um die Betreuung von Kindern mit Handicap, während Mütter/Väter die Therapieangebote wahrnehmen.

Alleinerziehende bekommen auf diese Weise die nötige Erholung. Die Kinder profitieren ebenfalls, da sich durch überforderte Eineltern psychische Beschwerden, Allergien oder Essstörungen entwickeln können.

Mutter-/Vater-Kindkuren zählen zu den Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen. Privatversicherte können sich an ihre Assekuranz wenden, für beihilfeberechtigte Mütter und Väter sind die jeweiligen Beihilfestellen zuständig.

Vorsorge-Kuren werden in der Regel für einen Zeitraum von 21 Tagen bewilligt. Indikationen für diese Art Kur sind zum Beispiel:

  • Überforderungssyndrom
  • Depressive Phasen
  • Chronische Infektionen
  • Anhaltende Leistungsschwäche
  • Muskel- und Skeletterkrankungen
  • Psychische und körperliche Erschöpfung
  • Schlafstörungen
  • Burnout-Symptome

Selbsthilfegruppen zur Entlastung von betreuenden Müttern und Vätern

Ein behindertes Kind braucht viel Aufmerksamkeit, darum haben vor allem Alleinerziehende kaum Zeit, sich ihrer eigenen Wünsche bewusst zu werden. Um betreuende Mütter und Väter zu entlasten, sind Selbsthilfegruppen ein wichtiges Element.

Durch gemeinsame Gespräche und Gedankenaustausch mit anderen Betroffenen werden Ängste leichter verarbeitet und eigene Bedürfnisse wieder bewusster. Probleme lassen sich einfacher lösen, Vorurteile besser abbauen.

Heute bilden immer mehr alleinerziehende Mütter und Väter eigene Elterngruppen und Initiativen zur Selbsthilfe. Die Gruppen werden behindertenspezifisch organisiert, sodass auch Einelternfamilien an den Treffen teilnehmen können.

Der Kontakt zu Gleichgesinnten ist für Betroffene eine große Erleichterung und wichtig für das persönliche Wohlbefinden sowie das Selbstwertgefühl. Zu den Aktivitäten der Elterngruppen gehören neben Gruppentreffen auch

  • Freizeitangebote
  • Wochenendseminare
  • Feiern oder
  • Kontakte zu Behörden und anderen Selbsthilfeorganisationen.