Konsequenzen für Kinder ohne Kontakt zu dem anderen Elternteil

Wenn dem Kind Mutter oder Vater fehlen, so muss der jeweils andere Elternteil versuchen, sie/ihn zu ersetzen. Es gibt einige Konsequenzen für Kinder, die ohne Kontakt zum anderen Elternteil aufwachsen; häufig ist die Rede von fehlenden Vorbildern, aber auch mangelnde Liebe ist möglich - natürlich lässt sich dies nicht verallgemeinern. Lesen Sie, wie sich eine Alleinerziehung negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken kann.

Von Claudia Haut

Das Wohl des Kindes sollte immer im Fokus stehen

Dass eine Beziehung zerbricht, ist heutzutage leider nichts Ungewöhnliches mehr. Trotzdem sollte es nicht an der Tagesordnung sein, dass gemeinsame Kinder unter dieser Trennung leiden.

  • Soweit dies möglich ist, sollten beide Partner sich darauf verständigen, dass das Kind regelmäßig den Elternteil sehen kann, bei dem es nicht wohnt.

Doch leider ist dies nicht immer möglich, sei es durch einen weiten Umzug oder die Tatsache, dass Mutter und Vater absolut keinen Kontakt mehr zueinander haben möchten. Wächst ein Kind nur mit der Mutter oder dem Vater auf, so hat dies Konsequenzen für seine Entwicklung.

Fehlende Vorbilder und fehlende Liebe

Haben Trennungskinder nicht die Möglichkeit, Kontakt zu beiden Elternteilen zu haben, so sind es meist die Väter, die den Kindern fehlen. Gerade kleine Jungen leiden darunter, kein männliches Vorbild zu haben.

Wenn sich dann auch keine Verwandten oder Freunde dazu bereiterklären, regelmäßig "Männer-Ausflüge" zu unternehmen, so kann dies durchaus Konsequenzen für die weitere Entwicklung des Jungen haben, zumal die Mutter den Vater nur bedingt ersetzen kann.

Väter gehen mit ihren Kindern, egal ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, völlig anders um als die Mutter. Sie sehen vieles lockerer, sprechen gleichzeitig zur gegebenen Zeit aber auch einmal ein Machtwort. Sie toben mit den Kindern herum, ganz anders als es die Mütter tun.

Und zudem wird die anfallende Hausarbeit auf zwei Schultern verteilt, nämlich auf Mutter und Vater. Fehlt der Vater, so

  • hat die Mutter natürlich deutlich mehr Arbeit
  • ist ständig gestresst und
  • hat weniger Zeit für ihr Kind.

Dies merken die Kinder natürlich, und viele ziehen sich emotional zurück. Fehlt den Jungen der Vater, so fehlt ihnen eine Person, mit dem sie sich identifizieren können. Viele Jungen fangen auch an, den Mann im Haus zu ersetzen und reparieren Geräte, wechseln Glühbirnen etc.

Untersuchungen zufolge leiden Männer, die früher ohne Vater aufwachsen mussten, auch noch Jahrzehnte später unter einem höheren Depressionsrisiko als Männer, die gemeinsam mit Mutter und Vater aufwachsen konnten.

Es gibt aber nicht nur Probleme, wenn Jungen alleine mit der Mutter aufwachsen. Auch Mädchen vermissen ihren Vater. Unabhängig davon gibt es natürlich auch die Situation, dass die Kinder alleine mit dem Vater aufwachsen und keinen Kontakt zur Mutter haben. Diesen Kindern fehlt ganz häufig die Mutterliebe, die nur eine Mutter geben kann.

Körperliche Auswirkungen

Wenn ein Elternteil den Verlust des anderen Elternteiles nicht ausgleichen kann, so haben Kinder ein höheres Risiko als andere, an den bereits erwähnten Depressionen zu erkranken. Aber auch Krankheiten wie ADHS treten bei diesen Kindern häufiger auf.

Was tun, wenn ein Elternteil fehlt?

Wenn kein Kontakt zum anderen Elternteil besteht, sollte man einige Verhaltenstipps beherzigen.

  • Wächst das Kind gänzlich oder seit früher Kindheit mit nur einem Elternteil auf, so sollte man ihm von der fehlenden Mutter bzw. dem fehlenden Vater erzählen, damit das Kind sie/ihn mit einem Gesicht verbinden kann. Hier helfen Erzählungen und Geschichten, Bilder oder auch der Kontakt zu Verwandten.

    Auch wenn das Kind sich noch wage an den Elternteil erinnert, ist diese Maßnahme sinnvoll. Dabei ist auf Vielfalt zu achten - auf eine lediglich positive oder negative Schilderung sollte man verzichten. Doch auch in jeder anderen Lebensphase sind solche Geschichten gut für die kindliche Entwicklung.

  • Des Weiteren sollte die Mutter/der Vater auf ein gut funktionierendes Netzwerk in der Verwandtschaft setzen kann, die ihr/ihm helfen und mitunter auch als Vertrauensperson fungieren können. Auch eine benötigte weibliche oder männliche Bezugsperson kann in der Familie gefunden werden.

  • Kommt es zu einer neuen Partnerschaft, so sollte man nicht davon ausgehen, dass sein Kind diese Person selbstverständlich als neues Familienmitglied anerkennt. Der Vater/die Mutter sollten ihr Kind vorsichtig darauf vorbereiten und darauf achten, dass der neue Partner nicht - zumindest in der anfänglichen Zeit - die Elternrolle übernimmt.