Die Nebenmeere des Arktischen Ozeans

Der Arktische Ozean ist auch unter der Bezeichnung Nordpolarmeer bekannt. Es handelt sich um den kleinsten Ozean der Erde und zählt zudem zu den flacheren Gewässern. Das Nordpolarmeer hat mehrere Randmeere. Diese Randmeere des Arktischen Ozeans weisen einige besondere Merkmale auf. Informieren Sie sich über die Nebenmeere des Arktischen Ozeans.

Von Jens Hirseland

Merkmale des Arktischen Ozeans

Beim Arktischen Ozean handelt es sich um den kleinsten Ozean der Erde. So umfasst er eine Fläche von 14,09 Millionen km².

Seine Wassertiefe erreicht einen Durchschnitt von lediglich 987 Metern, weswegen er eher als flacheres Gewässer gilt. Mitunter wird der Arktische Ozean auch als Nebenmeer des Atlantiks oder als interkontinentales Mittelmeer angesehen.

Der Arktische Ozean wird auch als

  • Nordpolarmeer
  • Nördliches Eismeer
  • Arktische See oder
  • Arktik

bezeichnet. Aus wissenschaftlicher Sicht zählt er zu den fünf Ozeanen. Geographisch ist der Arktische Ozean in der äußersten nördlichen Hemisphäre der Erde zwischen den Kontinenten

Durch das Europäische Nordmeer und verwinkelte Meeresstraßen besteht eine Verbindung zum Atlantischen Ozean. Die einzige Verbindung zum Pazifischen Ozean bildet die Beringstraße.

Zuflüsse, Staaten und Inseln

Zu den wichtigsten Zuflüssen zählen

  • Ob
  • Jenissei
  • Kolyma
  • Lena
  • die Zuflüsse der Barentssee
  • der Yukon River sowie
  • der Mackenzie River.

Folgende Länder und Landteile grenzen an den nördlichen Gebieten mit dem Arktischen Ozean:

  • Russland
  • Norwegen
  • Island
  • Kanada und Grönland (Dänemark)
  • Alaska (USA).

Nennenswert sind noch einige Inseln und Inselgruppen, an die der Arktische Ozean grenzt:

  • Wrangelinsel
  • Spitzbergen
  • Semlja
  • Sewernaja
  • Nowaja Semlja
  • Neusibirische Inseln
  • Kolgujew
  • Island
  • Grönland
  • Königin-Elisabeth-Inseln mit Ellesmere-Insel
  • Franz-Joseph-Land
  • Banksinsel
Eisbär auf Eisplatte im Wasser
Eisbär auf Eisplatte im Wasser

Nebenmeere des Arktischen Ozeans

Obwohl der Arktische Ozean der kleinste Ozean der Erde ist, verfügt er dennoch über mehrere Nebenmeere. Dazu gehören die Beaufortsee, die Lincolnsee, die Wandelsee, die Grönlandsee, das Europäische Nordmeer, das Weiße Meer, die Barentssee, die Karasee, die Laptewsee sowie die Ostsibirische See und die Tschuktschensee.

Im Folgenden stellen wir die Nebenmeere einmal genauer vor.

Beaufortsee

Die Beaufortsee ist ein Randmeer des Arktischen Ozeans. Sie erstreckt sich von Alaska bis nach Kanada.

Geographische Aspekte der Beaufortsee

Die Beaufortsee (Beaufort Sea) umfasst eine Fläche von 476.000 km² und erreicht eine Tiefe von 4.683 Metern, wobei die Durchschnittstiefe bei 1.004 Metern liegt. Das Randmeer des Arktischen Ozeans verläuft von der North Slope Region an der Küste von Alaska bis zum Yukon- und Nordwestterritorium in Kanada.

Im Norden erstreckt sich die Beaufortsee bis nach Prince Patrick Island, während sie im Osten an die Banksinsel, die McClure Strait und den Amundsen-Golf grenzt. Als Namensgeber der Beaufortsee diente der britische Hydrograf Francis Beaufort (1774-1857). Über den Grenzverlauf des Gewässers bestehen noch heute Unstimmigkeiten zwischen den USA und Kanada.

Die Beaufortsee erstreckt sich nördlich von Alaska und Kanada
Die Beaufortsee erstreckt sich nördlich von Alaska und Kanada

Lincolnsee

Die Lincolnsee gilt als Arm des Arktischen Ozeans. Sie wurde nach Robert Todd Lincoln benannt.

Geographische Aspekte der Lincolnsee

Die Lincolnsee befindet sich nördlich von Grönland und dem Kanadisch-Arktischen Archipel. Über die Narestraße besteht eine Verbindung mit der Baffin Bay.

Der Verlauf des Nebenmeers geht vom Kap Columbia, das den nördlichsten Punkt Kanadas bildet, bis zum Kap Morris Jesup. Im Osten grenzt die Lincolnsee an die Wandelsee.

Benannt wurde die Lincolnsee nach Abraham Lincolns ältesten Sohn Robert Todd Lincoln (1843-1926). Für die Namensgebung verantwortlich war der amerikanische Polarforscher Adolphus Greely (1844-1935). Dieser befuhr das Gewässer während einer Expedition zwischen 1881 und 1884. An der Lincolnsee ist mit dem Militärstützpunkt Alert auf der Ellesmere-Insel die nördlichste menschliche Ansiedlung auf der Welt zu finden.

Geographische Lage des Kanadisch-Arktischen Archipels
Geographische Lage des Kanadisch-Arktischen Archipels

Wandelsee

Bei der Wandelsee, mitunter auch McKinley Sea genannt, handelt es sich um ein Randmeer des Arktischen Ozeans. Man findet sie nordöstlich von Grönland. Das Nebenmeer erstreckt sich vom Kap Morris Jesup im Westen bis zur Nordküste Spitzbergens im Osten.

Im Süden grenzt die Wandelsee an Nordostrundingen und die Grönlandsee. Zu dieser besteht eine Verbindung über die Framstraße.

Das Gewässer erreicht eine Ausdehnung von West nach Ost von ca. 800 Kilometern. Zu den typischen Merkmalen der Wandelsee gehört, dass sie beinahe das ganze Jahr über von Packeis bedeckt ist.

Benannt wurde die Wandelsee nach dem dänischen Polarforscher Carl Frederik Wandel (1943-1930). Dieser erforschte das Gebiet in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts.

Grönlandsee

An die Wandelsee grenzt die Grönlandsee, auch Grönlandmeer genannt. Sie verläuft von der Ostküste Grönlands bis zur isländischen Nordküste, der Insel Jan Mayen und Spitzbergen. Im Westen wird das Randmeer des Arktischen Ozeans über die Dänemarkstraße mit dem Atlantischen Ozean verbunden.

Im Osten bzw. Südosten grenzt die Grönlandsee an das Europäische Nordmeer, während im Norden durch die Framstraße eine Verbindung zur Wandelsee besteht. Als tiefste Stelle der Grönlandsee gilt das Molloytief. Es befindet sich 5607 Meter unter der Wasseroberfläche.

Insgesamt umfasst das Randmeer eine Fläche von 1.205.000 Quadratkilometern. Die Durchschnittstiefe liegt bei 1440 Metern.

Zusammengesetzt wird die Grönlandsee aus drei unterschiedlichen Becken. Dabei handelt es sich um das große Grönlandbecken, das Islandbecken sowie das kleine Jan-Mayen-Becken. Während die durchschnittlichen Temperaturen in den Wintermonaten zwischen -10 und -37 Grad Celsius schwanken, erreichen sie in den Sommermonaten 8-9 Grad Celsius.

Eisbär auf schwimmender Eisscholle
Eisbär auf schwimmender Eisscholle

Europäisches Nordmeer

Das Europäische Nordmeer gilt als Nebenmeer des Arktischen Ozeans. Es verbindet ihn mit dem offenen Nordatlantik.

Geographische Aspekte

Das Europäische Nordmeer befindet sich zwischen

und umfasst das südöstliche Tiefseebecken zwischen Skandinavien und Grönland. Die Gesamtfläche des Nebenmeeres beträgt ca. 1,1 Millionen Quadratkilometer. Da es kein Schelfmeer ist, kann es Tiefen bis zu 4.000 Meter erreichen. Die Durchschnittstiefe liegt bei rund 2000 Metern.

Im Nordwesten wird das Nordmeer von einer Linie von Ostisland bis zu den Färöer-Inseln begrenzt. Von dort aus verläuft die Begrenzung vom 61. Breitengrad bis zur Küste von Norwegen. Von dieser Linie wird die Grenze zur Nordsee gebildet.

Die Tiefseebecken des Nordmeers grenzen unterseeische Kontinentalhänge und Schwellen von den benachbarten Meeresregionen ab. Dazu gehören

  • der europäische Kontinentalschelf mit der Nordsee
  • der eurasische Kontinentalschelf mit der Barentssee
  • der Schottland-Grönland-Rücken sowie
  • die Mohns-Schwelle und
  • die Jan-Mayen-Schwelle.

Im Nordmeer kommt es zum Aufeinandertreffen unterschiedlicher Wassermassen, deren Ursprung im Nordatlantik und der Arktis liegt. Durch die Vermischung dieser Wassermassen entstehen wiederum neue Strömungen, die überaus wichtig für das arktische Klima und das Weltklima sind. Im Unterschied zu den meisten anderen Nebenmeeren des Arktischen Ozeans ist das Europäische Nordmeer das ganze Jahr über frei von Eis.

Geographische Lage der Grenze zwischen dem Atlantik und Arktik
Geographische Lage der Grenze zwischen dem Atlantik und Arktik

Weißes Meer (Weißmeer)

Bei dem Weißen Meer handelt es sich um ein Nebenmeer des Arktischen Ozeans. Man bezeichnet es auch als Weißmeer.

Geographische Lage des Weissmeers im Nordwesten Russlands
Geographische Lage des Weissmeers im Nordwesten Russlands

Geographische Aspekte

Das Weiße Meer grenzt im Norden an die russische Halbinsel Kola, im Westen an Karelien und im Süden an die Oblast Archangelsk. Es ist fast vollkommen vom Festland umgeben, besitzt aber einen Zugang zum Nordmeer, sodass es als Randmeer gilt.

Die Fläche des Weißen Meers beträgt etwa 90.000 Quadratkilometer. An seiner tiefsten Stelle ist es 350 Meter tief. Die durchschnittliche Tiefe liegt bei 67 Metern.

Das Weiße Meer teilt man in ein zentrales Becken und drei Buchten ein. Bei letzteren handelt es sich um

  • die Dwinabucht bzw. den Dwinabusen
  • die Onega-Bucht sowie
  • die Kandalakscha-Bucht.

Im Weißen Meer befinden sich auch einige Inseln. Dies sind die Morschowez-Insel und die Solowezki-Inseln.

Das alleinige Hoheitsrecht über das Weiße Meer obliegt Russland. Als wichtigster Hafen des Randmeers gilt Archangelsk. Bedeutendster Fluss ist die Nördliche Dwina. Seit 1933 besteht mit dem Weißmeer-Ostsee-Kanal auch eine Verbindung zwischen dem Weißen Meer und der Ostsee.

In den Wintermonaten frieren die Häfen des Weißen Meeres jedoch meist zu. So sind die Winter in der Region meist sehr streng mit Temperaturen bis zu -30 Grad Celsius, während im Sommer relativ warme Temperaturen erreicht werden.

Barentssee

Die Barentssee zählt zu den Randmeeren des Nordpolarmeers. Benannt wurde sie nach dem Seefahrer Willem Barents.

Geographische Lage der Barentssee
Geographische Lage der Barentssee

Geographische Aspekte

Zu finden ist die Barentssee zwischen

  • dem norwegischen Spitzbergen im Nordwesten
  • dem russischen Franz-Josef-Land im Norden
  • Skandinavien im Süden
  • der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja im Osten sowie
  • dem Festland von Nordwestrussland.

Darüber hinaus grenzt die Barentssee

  • im Osten an die Karasee
  • im Westen an das Europäische Nordmeer und
  • im Süden an das Weiße Meer.

Die Durchschnittstiefe des Randmeeres liegt bei 230 Metern. Trotz der geographischen Lage im hohen Norden sind die meisten Häfen, die an der Barentssee liegen, das ganze Jahr über eisfrei, was einem Ausläufer des Golfstroms, dem Nordatlantikstrom, zu verdanken ist.

Benannt wurde die Barentssee nach dem niederländischen Seefahrer Willem Barents (1550-1597), der auch als Namensgeber für die Barentsinsel bei Spitzbergen diente. Barents zählte zu den ersten Europäern, die in der Arktis überwinterten. Außerdem entdeckte er die Doppelinsel Nowaja Semlja.

In der Barentssee kommen drei unterschiedliche Wassermassen vor. So findet man dort

  • kaltes polares Wasser
  • warmes und salzreiches Oberflächenwasser sowie
  • warmes und salzarmes Oberflächenwasser.

Bedeutendster Hafen an der Barentssee ist Murmansk. Die Stadt auf der Halbinsel Kola dient der russischen Nordmeerflotte als Marinestützpunkt. Das Gebiet der Barentssee gilt als reich an Öl- und Erdgasvorkommen.

Karasee

Nördlich von Nordrussland erstreckt sich die Karasee. Sie liegt zwischen Europa und Asien.

Geographische Lage der Karasee
Geographische Lage der Karasee

Geographische Aspekte der Karasee

Die Karasee befindet sich östlich der Barentssee und westlich der Laptewsee. Die westliche Grenze wird von der Inselgruppe Nowaja Semlja markiert, die die Form eines Bogens hat.

Die Ostgrenze bilden die Taimyr-Halbinsel sowie die Inselgruppe Sewernaja, während im Süden die Karasee an die Jamal-Halbinsel angrenzt. Diese geht südlich in das westsibirische Tiefland über.

Eine weitere Begrenzung bildet die Gydan-Halbinsel in der Nähe des nordsibirischen Tieflandes. Den Übergang zur Barentssee markiert die Karastraße bzw. Jugorstraße, während im Osten die Wilkizkistraße eine Verbindung zur Laptewsee herstellt.

Ihre tiefste Stelle von 620 Metern erreicht die Karasee nordöstlich von Nowaja Semlja. Die Durchschnittstiefe des Randmeeres beträgt 127 Meter, sodass die Karasee als relativ flaches Gewässer gilt. Bedeutendste Flüsse, die in die Karasee fließen, sind der Ob und der Jenissei, die sich auf das Klima des Nebenmeeres auswirken.

Laptewsee

Zwischen der Karasee und der Ostsibirischen See liegt ein weiteres Nebenmeer des Arktischen Ozeans: die Laptewsee. Benannt wurde sie nach dem russischen Marineoffizier und Forscher Chariton Prokofjewitsch Laptew (1700-1773) sowie dessen Vetter Dimitri Jakowlewitsch Laptew (1701-1771). Beide nahmen an Expeditionen in der Region teil.

Geographische Aspekte der Laptewsee

Die Laptewsee erstreckt sich von der Taimyrhalbinsel im Westen und der Inselgruppe Sewernaja Semlja im Nordwesten bis hin zu den Neusibirischen Inseln im Osten. Nordwärts hin verläuft sie bis zur ständigen Eisdecke des Arktischen Ozeans.

Ihre Gesamtfläche beträgt ungefähr 714.000 Quadratkilometer. Die Durchschnittstiefe liegt bei 578 Metern. An seiner tiefsten Stelle erreicht das Nebenmeer 2980 Meter unter dem Meeresspiegel.

Größter Fluss, der in die Laptewsee mündet, ist die ostsibirische Lena. Weitere bedeutende Zuflüsse sind

  • der Olenjok
  • der Anabar und
  • die Jana.

Siedlungen im Bereich der Laptewsee gibt es nur wenige. Dazu gehört zum Beispiel der Hafen Tiksi in der autonomen Republik Sacha.

Ostsibirische See

Die Ostsibirische See zählt zu den Randmeeren des Arktischen Ozeans. Sie befindet sich zwischen der Laptewsee und der Tschuktschensee.

Geographische Aspekte der Ostsibirischen See

Im Westen grenzt die Ostsibirische See an die Neusibirischen Inseln, die den Übergang zur Laptewsee markieren. Die östliche Begrenzung wird von der Wrangelinsel gebildet, die als Übergang zur Tschuktschensee gilt. Außerdem grenzt das Randmeer im Süden an die Küste von Ostsibirien.

Die Ostsibirische See gilt als relativ flaches Gewässer. So erreicht das Nebenmeer lediglich eine maximale Wassertiefe von 155 Metern. Zu den Flüssen, die in die Ostsibirische See münden, gehören

  • die Kolyma
  • die Indigirka
  • die Alaseja und
  • die Sundrun.

Tschuktschensee

Östlich von der Ostsibirischen See befindet sich die Tschuktschensee. Benannt wurde sie nach dem ostsibirischen Volk der Tschuktschen.

Geographische Aspekte der Tschuktschensee

Die Tschuktschensee erreicht eine Fläche von ca. 582.000 Quadratkilometern und geht im Norden in das Eismeer über. Im Nordwesten grenzt sie an die Wrangelinsel, die den Übergang zur Ostsibirischen See markiert. Weiter östlich bzw. nordöstlich liegen Alaska und die Beaufortsee.

Weiter im Süden kommt es zum Übergang zur Beringstraße, die wiederum eine Verbindung zum Beringmeer herstellt. Im Westen wird die Tschuktschensee von der Tschuktschen-Halbinsel und dem ostsibirischen Bergland begrenzt.

Da die Tschuktschensee sehr flach ist und lediglich eine Durchschnittstiefe von 77 Metern aufweist, lässt sie sich in der Küstenregion nur in den Monaten Juli bis Oktober von Schiffen befahren.