Japanische Gärten - Merkmale, Arten und lohnenswerte Ausflugsziele in Deutschland

Ruhe und Gewissenhaftigkeit werden in der japanischen Kultur großgeschrieben. Um in sich ruhen zu können, suchen die Japaner nach Geradlinigkeit. Wer kennt nicht das berühmte Feng Shui, mit dem Wohnräume zu Quellen der Lebensenergie gemacht werden sollen? Nach einem ähnlichen Konzept funktionieren auch japanische Gärten. Hier soll es jedoch nicht um die kleinen Zen Gärten für den Schreibtisch gehen, sondern vielmehr um echten fernöstlichen Flair innerhalb der Bundesrepublik. Lesen Sie über die Merkmale japanischer Gärten, und wo man diese auch hierzulande findet.

Von Kai Zielke

Generelle Merkmale

Bei einem japanischen Garten handelt es sich um eine künstlich angelegte Gartenanlage, die auf der japanischen Geschichte und Philosophie basiert. Die Planung solcher Gärten erfolgt bis ins Detail; damit man sie auf sich wirken lassen kann, muss man sich darin wohlfühlen.

Zu den typischen Bestandteilen zählt eine dezentrale, asymmetrische Anordnung der Elemente. Auch unebene Wege, teils auch holperig, gehören dazu. Gerade Wege hingegen werden nur angelegt, wenn der Blick in eine ganze bestimmte Richtung geführt werden soll.

Die Elemente des Gartens können einzeln oder auch kombiniert miteinander betrachtet werden. Die Deutung ist, im Gegensatz zur präzisen Gartenplanung, frei wählbar.

Es gibt unterschiedliche Arten von japanischen Gärten, auf die wir im Folgenden etwas genauer eingehen.

Zen-Garten (Kare-san-sui)

Das Bewusstsein eines modernen Menschen gleicht manchmal einer Datenautobahn. Gedanken schießen vorbei, ohne wirklich fassbar zu werden. Dadurch können sie auch nicht verarbeitet werden und falls doch, so stehen bereits Hunderte anderer Sorgen und Probleme parat.

Ein Zen-Garten kann helfen, Ordnung und Gelassenheit in den Kopf zu bringen. Die Geradlinigkeit und der tiefere Sinn dieser Gärten lädt zum Verweilen und Sinnieren über Größeres an. Er gilt als Sonderform des japanischen Gartens, da auf Wasser und größere Pflanzen verzichtet wird; stattdessen legt man ihn als Steingarten an.

Bäume

Jeder Zen-Garten enthält die vier Elemente, die jeweils ihr ganz Eigenes zur Wirkung eines solchen Ortes beitragen. Die verwendeten Bäume stehen für das Leben, da sie sich stetig regenerieren und weiterwachsen.

Besonders schön wird dieser Gedanke durch Kirsch- oder Pflaumenbäume ausgedrückt, da sie im Frühjahr eine herrliche Blütenpracht zeigen, die anschließend in alle Himmelsrichtungen zerstreut wird, bevor der Kreislauf von Neuem beginnt. Man kann die Bäume jedoch auch als Symbol für den Menschen deuten, da sie sich zwar in die Umgebung einpassen, aber doch immer als etwas Besonderes herausstechen.

Steine und Moos

Die Steine eines Zen-Gartens sollen hingegen die Tiere darstellen, da sie mehr noch als der Mensch fest mit der Natur verbunden sind. Moos, das teilweise über die Steine gelegt wird, steht für Alter und auch Weisheit.

Wasser

Zu guter Letzt muss ein japanischer Garten auch Wasser enthalten. Der Einfachheit halber ersetzt man die vorgesehene Wasserquelle jedoch häufig durch feinen Sand. Dieser Sand wird anschließend wellenförmig geharkt, so dass er an ein bewegtes Gewässer erinnert.

Das Wasser kann auch durch feinen Sand ersetzt werden
Das Wasser kann auch durch feinen Sand ersetzt werden

Die Wirkung des Zen-Gartens

Das Harken eines Zen-Gartens allein kann schon eine überaus beruhigende Wirkung haben. Durch die gleichförmigen, strömenden Bewegungen beruhigt sich nicht nur der Körper, sondern auch der Geist. Aus diesem Grund wurden auch Zen-Gärten für den Schreibtisch entwickelt, so dass man an stressigen Tagen zwischendurch einfach ein wenig entspannen kann.

Um die Seele wieder mit sich selbst in Einklang zu bringen, ist jedoch die Beschäftigung mit den vier Elementen am geeignetsten. Stein, Sand, Moos und Bäume können nicht nur auf die traditionelle Art interpretiert werden. Jeder Betrachter sollte darüber nachdenken, was diese vier Elemente für ihn persönlich bedeuten.

Ein Zen-Garten wirkt sehr beruhigend
Ein Zen-Garten wirkt sehr beruhigend

Wer sich ein wenig Zeit lässt, wird feststellen, dass sich ein ganzes Leben in solch einen Zen-Garten hinein interpretieren lässt. Durch diese Visualisierung ihrer Gedanken und Gefühle fällt es vielen Menschen leichter, mit dem Stress umzugehen.

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, kann sich so einen Zen-Garten auch selbst anlegen...

Den eigenen Zen-Garten gestalten

Es müssen nicht immer Stiefmütterchen und Erdbeeren sein; ein Garten kann soviel mehr, als traditionell deutsch zu sein. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Hauch Asien im grünen Paradies vor der Veranda? Einen Zen-Garten anzulegen ist gar nicht so schwer und er ist auch relativ pflegeleicht, wenn man sich schon bei der Anschaffung Gedanken über den Aufbau macht.

Die Elemente mit einbeziehen

Am wichtigsten ist es, beim Anlegen des Zen-Gartens die drei Elemente zu berücksichtigen. Jeder Garten muss aus Stein, Bäumen und Sand bestehen. Zusätzlich wird auch häufig Moos verwendet.

Jedes dieser Elemente hat seine ganz eigene Bedeutung, so stehen zum Beispiel die Steine für die Tiere, die fest mit der Natur verwurzelt sind. Die Bäume hingegen sollen das Leben symbolisieren, während das Moos für Alter und Weisheit steht.

Eigentlich müsste in einem Zen-Garten auch eine Quelle vorhanden sein; man benutzt in der Regel jedoch lieber Sand, der dann wellenförmig geharkt wird. So bleibt der Garten pflegeleicht und man kann ihn auch an Stellen errichten, wo es kein Grundwasser gibt. Stehendes Wasser ist in einem Zen-Garten nämlich tabu.

Das Wasser in einem Zen-Garten muss bewegt sein - stehendes Wasser ist tabu
Das Wasser in einem Zen-Garten muss bewegt sein - stehendes Wasser ist tabu
Der Standort

Für den Standort des Zen-Gartens wählt man am besten ein Stück Rasen oder Beet, von dem man sicher weiß, dass hier keine größeren Pflanzen ihre Triebe hatten. Sonst kann es schnell passieren, dass fremde Wurzeln in den Garten eindringen und ihn zerstören.

Gestaltungstipps

Man kann den Zen-Garten ganz nach seinen eigenen Wünschen gestalten; wichtig ist nur, dass eine Ecke für den Sand freigehalten wird. Hierbei sollte man daran denken, dass man diesen Bereich später auch gut harken können sollte.

Ein Zen-Garten sieht besonders schön aus, wenn man nur ein einziges oder sehr wenige Bonsai-Bäumchen verwendet. Ein großes und zwei kleine sind durchaus noch in Ordnung; man sollte sich jedoch davor hüten, aus dem Zen-Garten einen kleinen japanischen Wald machen zu wollen.

Um die Bäume herum werden nun größere weiße Steine drapiert, deren Zwischenräume mit feinerem Kies aufgefüllt werden. Als Blickfang eignen sich Granitblöcke, die jedoch niemals größer als die verwendeten Bonsais sein sollten.

Hat man sich für einen sehr kleinen Zen-Garten entschieden, ist es vielleicht sogar besser, auf die Granitplatten zu verzichten. Für den letzten Schliff eignen sich ein paar japanische Figuren, die natürlich möglichst witterungsbeständig sein sollten.

Teegarten

Tee ist in vielen Ländern der Welt das beliebteste Getränk Nummer eins. Wer als Mitteleuropäer an berühmte Teetrinker denkt, dem fallen in der Regel als erstes die Engländer ein.

Auf den britischen Inseln gibt es schließlich sogar eine feste Tea Time, die Teil eines festen Tagesablaufes ist wie zum Beispiel auch das Frühstück oder Abendbrot. Tatsächlich kommt der Tee jedoch aus dem fernen Osten, weshalb man nur hier traditionelle Gebräuche und Traditionen erforschen kann.

Tradition der Zen-Mönche

Besonders bei den Japanern ist es Gang und Gäbe, seinen Tee in einem speziellen Teegarten einzunehmen. Natürlich geht der moderne Japaner nicht immer aus dem Haus in den nächsten Park, wenn er eine Tasse Tee trinken möchte; die Zen-Mönche jedoch prägen dieses Ritual nach wie vor und auch Normalbürger kommen dieser Tradition nach, wenn die Zeit dazu vorhanden ist.

Aufbau und Ziele

Ein Teegarten besteht aus einem einfachen Teehaus, das keinerlei Schnickschnack aufweist und meist nur mit Stroh und Holz abgedeckt ist. Diese Einfachheit soll es dem Besucher erleichtern, zu sich selbst zu finden und seinen Geist in die richtigen Bahnen zu lenken. Am Eingang des Teegartens befindet sich ein Tor, nach dem symbolisch alles Weltliche hinter sich gelassen wird.

Wer durch dieses Tor schreitet, tritt in die Stille des Teegartens ein und soll sich nicht mehr selbst mit den Sorgen des Alltags belasten, sondern dazu übergehen, an Höheres zu denken. Ein kleines Waschbecken am Eingang des Teehauses erfüllt einen ähnlichen Zweck. Hier findet eine letzte Reinigung statt, bevor das Haus betreten wird.

Unordnung für Entspannung

Der Teegarten an sich ist im Gegensatz zu den typischen japanischen Gärten nicht etwa akkurat und penibel gepflegt. In einem Teegarten soll vielmehr Wildnis herrschen, weshalb man Bambus und andere Pflanzen hier sogar wuchern lässt. Dadurch wird der Garten nicht nur von der Außenwelt abgeschirmt; es fällt dem Besucher auch leichter, zur Ruhe zu finden und eins mit der Natur zu werden.

Ist man als Gast zu einer traditionellen Teezeremonie eingeladen, so wird man Zeuge eines mehr als aufwändigen Prozederes, das alle Teilnehmenden zur Erleuchtung führen soll. In der Regel nimmt man eine leichte Mahlzeit in einem kleinen Nebenraum des Teehauses ein, bevor man zur tatsächlichen Zeremonie übergeht.

Japanischer Wandelgarten

Beim japanischen Wandelgarten handelt es sich um eine Gartenanlage, die dem Durchwandern und Rasten diente und dient. Zu den typischen Elementen zählen

  • eine Mittelinsel
  • Unterlegscheiben aus Stein für die Tempelsäulen
  • Plattenwege
  • Brücken (zum Beispiel in Zickzackform)
  • Teehäuser
  • Pavillons

In Japan gibt es drei Gärten, die als Drei berühmte Gärten Japans bekannt sind, da sie den Aufbau einer solchen Gartenanlage perfekt verkörpern. Sie beinhalten:

  • Abgeschiedenheit und Weitläufigkeit
  • Althergebrachtes und Kunstfertigkeit
  • Panoramablick und fließendes Wasser.

Diese drei Gärten, die auch als Nihon Sanmeien bezeichnet werden, findet man in

  • Kanazawa (Name des Gartens: Kenroku-en)
  • Okayama (Name des Gartens: Kōraku-en)
  • Mito (Name des Gartens: Kairaku-en)

Wer einen japanischen Garten einmal besuchen möchte, hat in Deutschland in vielen Städten die Möglichkeit dazu...

Japanische Gärten in Deutschland

Kleinere japanische Gärten gibt es mittlerweile sehr viele. Sie befindet sich meist in privatem Besitz, wurden aber eher selten von den Hausbesitzern selbst angelegt. Sich eine Japan-Ecke im eigenen Garten einzurichten ist nicht schwer, für die richtige Wirkung empfiehlt sich jedoch fast immer die Bestellung eines Profis.

Zur Meditation reicht jedoch selten das bloße Ansehen eines japanischen Gartens. Die Idee dahinter ist schließlich, die verschiedenen Bereiche zu durchschreiten und so die vier Elemente Wasser, Bäume, Stein und Moos hautnah zu erleben. Erst durch die Bewegung des Besuchers kommt auch ein wirklicher Fluss in seine Gedanken.

Wer diese Art des Flanierens einmal ausprobieren möchte, braucht mittlerweile gar nicht mehr so weit zu reisen. In jeder größeren Stadt gibt es einen japanischen Garten und selbst auf dem Land finden die Anlagen immer mehr Anklang.

Besonders gute Chancen haben Interessierte, in deren Wohnort es vor Kurzem eine Landesgartenschau gab. Der Vielfalt wegen verfügen viele Gartenschauen heute auch über japanische Elemente.

Japanische Gärten gibt es mittlerweile viele in Deutschland
Japanische Gärten gibt es mittlerweile viele in Deutschland

Berlin

In Berlin befindet sich der japanische Garten beispielsweise im Erholungspark Marzahn. Das fernöstliche Fleckchen Erde trägt den klangvollen Namen "Garten des zusammenfließenden Wassers".

Das Thema Wasser wurde hier auf zweifache Weise aufgegriffen. Zum einen gibt es tatsächlich eine richtige Quelle im Park, zum anderen wird das Element auch durch den frisch geharkten Kies verkörpert.

Kaiserslautern

Kaiserslautern hat sich mit seinem "Japanischen Garten" besonders ins Zeug gelegt. Auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau entstand ein Gartenkunstwerk der besonderes Art. Nicht nur landschaftsarchitektonisch hat die Anlage einiges zu bieten, der Garten verfügt sogar über ein traditionelles Teehaus und einen Trainingsplatz für asiatische Kampfsportarten.

Weitere Städte

Weitere japanische Gärten findet man in

  • Hamburg: "Japanischer Garten mit Teehaus"
  • München: im Westpark
  • Würzburg: im ehemaligen Gelände der Landesgartenschau
  • Hannover: im Stadtpark

und vielen anderen Städten. All die genannten Anlagen sind selbstverständlich für jedermann frei zugänglich.

  • David Young und Michiko Young Die Gärten Japans: Tradition & Moderne, Ulmer (Eugen), 2006, ISBN 3800151626
  • Marc Peter Keane Gestaltung Japanischer Gärten, Ulmer (Eugen), 1999, ISBN 3800166712
  • Charles Chesshire Japanische Gärten gestalten: Inspirierende Fotos und Gartenpläne, Christian, 2007, ISBN 3884727281

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.