Kritik an der ärztlichen Fortbildung: "Neues Wissen kommt zu spät beim Arzt an"

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
6. Mai 2009

Innerhalb von etwa fünf Jahren verdoppelt sich das medizinische Wissen - ein enormer Fortschritt, der aber bei vielen Ärzten nur mit Verzögerung ankommt. "Das ist zwar weltweit ein Problem, aber in Deutschland besonders stark ausgeprägt", kritisiert Dr. Gerd Antes, Leiter des Deutschen Cochrane Zentrums, das sich als Teil eines internationalen Netzwerkes für eine schnellere Umsetzung von neuem Wissen in die medizinische Praxis einsetzt.

Schätzungen zufolge könnten oder wollten achtzig Prozent der deutschen Mediziner keine englischsprachigen Fachartikel lesen, erklärt Antes in der "Apotheken Umschau". In der deutschen Fachliteratur hingegen sieht er "einen katastrophalen Mangel": keine systematische Darstellung der aktuellen Studienlage, zufällige Auswahl der Themen und die Gefahr der Abhängigkeit von Anzeigen der pharmazeutischen Industrie.

"Interessanterweise wird der Wissenstransfer eher von Publikumsmedien als von Fachzeitschriften geleistet", so seine Beobachtung. Antes fordert, dass "die wichtigsten Veröffentlichungen den Ärzten in Englisch, und wenn möglich auch in Deutsch, frei ins Haus geliefert werden".